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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Büros und Läden und Wohnungen. Die Polizei wußte es besser, wie die meisten der Anwohner auch. Jetzt erst wurden die ersten Gerüchte über die Sektenpräsenz im Innern in den Medien laut, doch zu diesem Zeitpunkt waren bereits professionelle Reporter unterwegs und beobachteten, wie die Polizei das gesamte Viertel abriegelte und bewaffnete Einsatzkommandos in Stellung gingen.
    Sechzig Prozent der Erdbewohner verfolgten die Vorgänge live und warteten mit Spannung auf die abschließende Schießerei. Es war bei weitem die größte Zuschauerzahl in der Geschichte der Menschheit.
    Im Innern des Sektenhauptquartiers öffneten Senior-Akolythen die Waffenkammern und teilten schwerkalibrige Projektilwaffen und Maschinenpistolen an die Akolythen aus. Es gab nur wenig Anzeichen von Panik; die belagerten Sektenmitglieder waren im Gegenteil beinahe froh, daß sie endlich einen physischen Feind vor sich hatten. Banneth selbst richtete die Verteidigungsstellungen ein. Zuerst etablierte sie einen Ring von Heckenschützen hoch oben in ihrem Wolkenkratzer mit freier Sicht durch die Fenster, dann konsolidierte sie den Großteil ihrer Feuerkraft entlang der verschlungenen Barrieren im Innern.
    Sie trieb all ihre Leute an, erteilte Befehle und spendete Zuversicht – ohne jemals zu drohen, diesmal nicht. Quinn und seine Besessenen waren zu den neuen Angstgestalten geworden.
    Es war interessant, daß alle zu Banneth zurückgekehrt waren. Nach allem, was Quinn getan hatte, um sie mit Zweifeln und Mißtrauen zu erfüllen, nach den willkürlichen Folterungen und Morden und der blutigen Spur, die er durch das gesamte Hauptquartier gezogen hatte. Und am Ende war es zu nichts nutze gewesen. Sie glaubten noch immer, daß Banneth die stärkere von beiden war.
    – Sie wissen, daß es sich vermutlich um ein Ablenkungsmanöver handelt, oder? fragte sie. – Wahrscheinlich plant er, mich in der Hitze des Gefechts zu fangen oder zu töten.
    – Möglich, antwortete Westeuropa sachlich. – Ich persönlich glaube allerdings, daß dieser erbärmliche kleine Konflikt, den Dexter vom Zaun gebrochen hat, nichts weiter ist als ein Fall von gegenseitigem Abschlachten, während er seine wirklichen Ziele verfolgt, nämlich sich unserem Griff zu entziehen.
    – Danke, jetzt fühle ich mich wirklich schon viel besser.
    – Angst? Sie?
    – Hätten Sie vielleicht keine?
    – Wenn ich physisch dort wäre, wo Sie jetzt sind – bestimmt sogar, ja. Aber das bin ich ja wohl nicht, oder?
    – Kommen Sie mir nicht mit diesem Mist.
    – Verzeihung.
    – Wie liebenswürdig. Bedeutet das, daß die strategischen Plattformen bereits auf uns gerichtet sind?
    – Ich fürchte ja. Aber ich zweifle, daß wir sie benutzen müssen. Quinn wird sich gewiß nicht zeigen. Nicht heute und nicht morgen.
    Banneth warf einen langen nachdenklichen Blick in die vertrauten dunklen Korridore des Hauptquartiers, als sie in ihre eigenen Gemächer zurückkehrte. Auf ihren Befehl hin bestand die Beleuchtung aus Kerzen und Niedervolt-Halogenlampen, die mit einfachen chemischen Batterien betrieben wurden – Technologie, die die Besessenen nur mit beträchtlichen Anstrengungen würden stören können. Nicht, daß es etwas ändern würde, dachte sie, schließlich beschützen wir nichts, was wir am Ende retten könnten. Nach dieser Sache ist das Hauptquartier Geschichte. Ihre Akolythen taten nichts weiter als das Ende hinauszuzögern, bis die Polizei und B7 Quinns improvisierte Invasionstruppe eliminiert hatte. Andererseits war die Sekte auch nicht mehr als eine Sektion von B7. Ein bequemer Deckmantel für sie und Banneth.
    Sie stapfte durch den Tempel und blickte sich wehmütig um. In diesem Augenblick wurde der Wolkenkratzer von der ersten Rakete getroffen, einer EI-Granate mit panzerdurchschlagender Wirkung. Duffy hatte sie abgefeuert – Quinn hatte ihm die Ehre zuteil werden lassen als Belohnung für seine unerschütterliche Treue ihm gegenüber und der herannahenden Nacht. Die Explosion sandte Schockwellen durch das gesamte Bauwerk und erzeugte einen mächtigen Krater auf der Nordseite. Die umliegenden Fenster zersprangen zu Hunderten. Ein Regen aus mächtigen Trümmern segelte hinunter zur Erde, und die Brocken zerplatzten direkt vor den Besessenen. Die überlebenden Heckenschützen hoch oben im Turm sprangen in ihre Stellungen zurück und eröffneten das Feuer.
     
    Der Vakzug-Waggon besaß hundert Sitzplätze. Genevieve, Louise und Ivanov Robson waren die einzigen Passagiere an Bord.

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