Armageddon 05 - Die Besessenen
betrifft, hat sich nichts geändert. Ein unsichtbarer Besessener und ein flüchtiger Besessener laufen frei durch die Arkologie. Ihre Territorien verbleiben unter Embargo.«
»Gott sei Dank dafür! Wir alle wissen, was mit Edmonton geschehen wäre, hätte einer von Ihnen in dieser Angelegenheit das Sagen.«
»Auf meine Weise würde wenigstens nur eine einzige Arkologie leiden. Ich kann nicht glauben, daß Sie willens sind, diesem Dexter noch eine weitere auszuliefern.«
»Ab einem gewissen Einsatz kann man nicht gewinnen, ohne ein Risiko einzugehen. Und ich beabsichtige zu gewinnen. Dexter ist der Inbegriff all dessen, wogegen wir in den letzten fünfhundert Jahren gekämpft haben. Er ist die wüste Anarchie, die B7 erfolgreich von dieser Welt verbannt hat. Ich werde nicht zulassen, daß sie zurückkehrt. Der Blutzoll und das Geld, das wir investiert haben, dürfen nicht umsonst gewesen sein.«
»Sie klingen wie ein drittklassiger shakespearischer König in der Nacht vor der Schlacht. Verdammt, und Sie bezichtigen mich der Arroganz!«
Banneth kehrte in ihr Allerheiligstes zurück, während die Einsatzkommandos der Polizei das Sektenhauptquartier nach überlebenden Besessenen absuchten. Sie wußte, daß keiner überlebt hatte, doch es war nicht ihre Sache, sich in die Angelegenheit einzumischen. Der Supervisor von Nordamerika hatte dem Polizeichef von Edmonton Anweisung gegeben, daß man Banneth in Frieden zu lassen und ihre Räume nicht zu betreten waren. Höhere Offiziere der Polizei waren draußen aufmarschiert, um den Befehl für den Fall zu erzwingen, daß der eine oder andere Polizist die Anweisung zu mißachten gedachte. Menschen, die nach einem heftigen Kampf auf Leben und Tod einen hohen Adrenalinspiegel in ihrem Kreislauf hatten, neigten zur Mißachtung jeglicher Autorität, ganz besonders, wenn Besessene im Spiel waren.
Dem Rest der Sekte, soweit es Überlebende gegeben hatte, erging es längst nicht so gut. Die Beamten zeigten zwar Verständnis für ihre einstigen Kampfgefährten, trotzdem wurden sie ausnahmslos entwaffnet und in Handschellen gelegt. Der Tempel erwies sich als magnetischer Anziehungspunkt für die bestürzten und wütenden Beamten. Die beiden letzten Opfer Quinns befanden sich noch immer dort. Als die forensischen Teams sich schließlich an die Arbeit machten, fanden sie eine unglaubliche Vielfalt verschiedener DNS-Proben rings um den Altar und in den Abflüssen. Es würde eine geschäftige Nacht werden im Gerichtsgebäude von Edmonton.
Das Allerheiligste von Banneth war zerstört. Nur zwei Lampen hatten überlebt, als die Decke aufgerissen war. Sie baumelten an ihren Kabeln und drehten sich langsam um die eigene Achse. Klare Flüssigkeit aus den Lebenserhaltungstanks spülte um Banneths Füße, mehrere Zentimeter hoch und rot gefärbt von verdünntem Blut. Die meisten Tanks waren gerissen, und ihre bizarren Insassen lagen auf dem Boden. Die Schläuche und Tubuli waren herausgerissen, und die lebenswichtigen Chemikalien und Nährstoffe ausgeblieben, die Banneth ihnen normalerweise ununterbrochen zuführte, so daß alle tot waren. Die Organe und Gliedmaßen, die Banneth in Suspensionen aufbewahrt hatte, bis sie eine Verwendung dafür fand, waren ebenfalls ruiniert.
Banneth hob das heruntergefallene Ölgemälde von Mary Shelley vom Boden auf und wischte vorsichtig die Glassplitter von der Leinwand. Lebenserhaltungsflüssigkeiten hatten die Ölfarbe verschmiert. Sie starrte einen Augenblick auf das abgespannte Gesicht der Autorin, dann warf sie das Gemälde beiseite. »Wie poetisch«, murmelte sie leise. Ihre Vermutungen, was das Allerheiligste Betraf, hatten sich verstärkt. Es hatte schlimme Schäden davongetragen angesichts der Tatsache, daß es keinen direkten Treffer hatte hinnehmen müssen. Wenn die strukturellen Beben und Explosionswellen so stark gewesen waren, hätte eigentlich der gesamte Wolkenkratzer einstürzen müssen.
– Louise Kavanagh ist eingetroffen, berichtete Westeuropa. – Bitte halten Sie sich genau an das Szenario, das wir erarbeitet haben.
– Sicher. Sie wußte, daß ihre alte Aufsässigkeit durchzukommen drohte. Nicht, daß es eine Rolle gespielt hätte. Sie konnte den Supervisoren nicht entgehen, das war Teil des Handels, den sie vor so vielen Jahren eingegangen war. Nicht, daß sie je gedacht hätte, es könnte eines Tages so weit kommen: ein Selbstmordköder. Aber wer mit Blut unterschreibt, muß auch damit rechnen, daß der Teufel das
Weitere Kostenlose Bücher