Armageddon 05 - Die Besessenen
anging. Zum einen war es beinahe unheimlich, daß er sich so gut wie niemals irrte. Und dann dieser ›Kontaktmann‹ von ihm bei der Edmontoner Polizei. Sie konnte ja noch glauben, daß er schon früher mit Polizeiapparaten zusammengearbeitet hatte, und ganz ohne Zweifel schuldeten sich beide Seiten ein paar Gefallen. Aber daß sie so mühelos durch die Polizeiabschirmungen gekommen waren, die das Gebiet um den Wolkenkratzer lückenlos umgaben, grenzte ans Unglaubliche.
Nichtsdestotrotz hatte der Major des Einsatzkommandos bereits auf sie gewartet, als das Taxi fünfzig Meter hinter der versammelten Menschenmenge zum Halten gekommen war. Nachdem die Gefahr vorüber war, hatten sich Tausende von Edmontons Einwohnern hinter den Absperrungen versammelt. Sie gafften auf das, was von dem Drama noch zu sehen war. Reporter und Distrikträte bildeten die innere Wand und drängten gegen die Barrieren, brüllten und bettelten die unnachgiebige Reihe von Polizisten per Datavis um Informationen an oder einfach nur darum, ein paar Meter näher heranzudürfen als ihre Konkurrenten. Sechs Beamte des Einsatzkommandos umgaben Louises kleine Gruppe und bahnten sich einen Weg durch die dichtgedrängte Menge. Hinter den Barrieren hatte die Feuerwehr die meiste Arbeit. Schläuche schlängelten sich von großen Gerätewagen zu den Mechanoiden hinauf, die außen an der Gebäudefassade entlangkletterten und die letzten Reste der überall entstandenen Brände löschten. Die Polizei kümmerte sich lediglich darum, die überlebenden Kombattanten der beiden feindlichen Seiten in gepanzerte Transporter zu verfrachten, um sie zum Gerichtsgebäude zu transportieren. Eine der Gefangenen, eine Frau, war noch jünger als Louise. Sie schluchzte hysterisch und trat und schlug blindlings um sich, als sie von vier Beamten zu dem wartenden Transporter getragen wurde. »Der Messias lebt!« kreischte sie, »seine Nacht wird euch alle verschlingen!« bevor sie ohne viel Aufhebens auf die Ladefläche geworfen wurde.
Gerade als sie das Gebäude durch den Haupteingang betreten wollten, kamen ihnen drei ausgewachsene Schweine über die Treppe entgegen. Sie quiekten und grunzten ohrenbetäubend, während sie hinunter und in Richtung Freiheit rannten. Schwitzende, wütende Beamte jagten ihnen hinterher. Louise trat einfach beiseite und ließ sie vorbei; es war noch eine der kleineren Verrücktheiten des heutigen Tages.
Der Major führte sie ins Innere. Feuer und Explosionen hatten die Eingangshalle zerstört. Wasser und Löschschaum von den Feuerwehrmechanoiden bildeten große Lachen am Boden. Die Beleuchtung kam von improvisierten Scheinwerfern, die in den strategischen Ecken aufgestellt waren. Keiner der Aufzüge funktionierte noch. Sie stiegen vier Treppenfluchten hinauf, bevor man sie in ein Büro brachte, das wie durch ein Wunder keinerlei ernsthafte Schäden erlitten hatten. Trotz der Feuer fröstelte Louise. Der Major verließ sie, und eine merkwürdig aussehende Frau trat ein.
Zuerst war Louise gar nicht sicher, ob sie eine Frau war. Ihr Unterkiefer war stark genug, um einem Mann zu gehören, obwohl ihre feminine Gestalt dagegen sprach. Die Art, wie sie sich bewegte, gerade, weite Schritte, war hingegen wieder streng maskulin. Das Merkwürdigste jedoch waren ihre Augen mit der pinkfarbenen Iris. Als sie den Blick auf Louise richtete, verriet nicht die kleinste Spur ihre Gedanken.
»Ich weiß nicht, wer ihr Leute seid«, begann Banneth, »aber ihr müßt ziemliche Nerven haben, um jetzt hierher zu kommen.« Sie starrte Genevieve an, und zum ersten Mal verriet ihr Gesicht eine Emotion. »Sehr eigenartig«, murmelte sie verwirrt.
»Ich besitze Verbindungen«, sagte Ivanov bescheiden.
»Ich bin sicher, daß Sie die besitzen.«
»Mein Name ist Louise Kavanagh. Ich habe bereits versucht, Sie anzurufen. Wegen Quinn Dexter, erinnern Sie sich?«
»Ja. Ich erinnere mich.«
»Ich glaube, daß er hinter alledem steckt, oder daß er zumindest Leute geschickt hat, die das getan haben. Er hat mir erzählt, daß er zur Erde zurückkehren wollte, um Sie zu töten. Ich wollte Sie warnen.«
Banneths Blick haftete weiterhin unablässig auf Genevieve, die nervös mit ihrem Halskettchen spielte. »Das haben Sie hiermit getan. Mein Fehler, daß ich nicht zuhören wollte. Obwohl ich, wie Sie sich vielleicht denken können, gute Gründe habe, skeptisch zu reagieren. Quinn wurde zwangsdeportiert. Ich habe nicht damit gerechnet, ihn jemals wiederzusehen.«
»Er haßt
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