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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sie Blicke erhaschen konnte, nicht so erdrückend leer und nichtssagend waren wie die oberen Räume. Ihr Status hatte sich also ein wenig verbessert. Ein wenig.
    Die Polizistinnen führten sie in einen Raum mit einem kleinen Fenster, das zur Biosphärenkaverne von High York hinaus zeigte. Louise konnte nicht viel sehen; draußen herrschte Dämmerung. Ob Morgen- oder Abenddämmerung wußte Louise nicht zu sagen. Das Grasland und die Bäume unter dem gold-orangefarbenen Licht bot einen freundlicheren, einladenderen Anblick als in der Biokaverne vom Phobos. In der Mitte des Zimmers standen zwei geschwungene Sofas um einen ovalen Tisch herum. Auf einem der Sofas saß Genevieve. Sie hatte die Hände in die Hosentaschen ihres Bordoveralls geschoben, ließ die Füße baumeln und starrte aus dem Fenster. Ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus mürrischem Mißmut und unendlicher Langeweile.
    »Gen!« Louises Stimme überschlug sich fast.
    Genevieve raste durch das Zimmer und prallte gegen Louise. Die beiden Schwestern umarmten sich innig. »Sie wollten mir nicht sagen, wo du bist!« protestierte Genevieve lautstark. »Sie wollten mich nicht zu dir lassen! Sie wollten mir nicht sagen, was geschieht!«
    Louise streichelte ihrer Schwester das Haar. »Schon gut. Jetzt bin ich ja hier.«
    »Es war eine Ewigkeit! Tage!«
    »Nein, nein. Das kommt dir nur so vor.«
    »Tage!« beharrte Genevieve.
    Louise lächelte unsicher und wünschte, sie hätte die Zuversicht, die sie ihrer Schwester vorspielte. »Haben sie dich verhört?«
    »Ja«, murmelte Genevieve düster. »Sie haben immer und immer wieder gefragt, was in Norwich geschehen ist. Ich hab’s ihnen bestimmt hundert Mal erzählen müssen.«
    »Ich auch.«
    »Die Leute auf der Erde scheinen unglaublich dumm zu sein! Sie verstehen nichts, bevor man es ihnen nicht wenigstens fünf Mal erklärt hat!«
    Louise hätte beinahe aufgelacht angesichts des kindlichen Zynismus’ in Genevieves Stimme, genau im richtigen Tonfall, um jeden Erwachsenen wütend zu machen.
    »Und sie haben mir meine Spiele weggenommen! Das ist Diebstahl, ist das!«
    »Meine Sachen haben sie auch.«
    »Das Essen ist schrecklich. Ich glaube, sie sind zu dumm, um anständig zu kochen. Und ich habe keine sauberen Sachen bekommen.«
    »Ich will sehen, was ich tun kann.«
    Brent Roi eilte in das Zimmer und entließ die beiden wartenden Polizistinnen mit einer beiläufigen Handbewegung. »In Ordnung, meine Damen, nehmen Sie Platz.«
    Louise starrte ihn ablehnend an.
    »Bitte«, sagte er ohne jede Spur von Aufrichtigkeit.
    Die beiden Schwestern hielten sich an der Hand und setzten sich auf das gegenüberliegende Sofa. »Stehen wir unter Arrest?« fragte Louise.
    »Nein.«
    »Dann glauben Sie mir also?«
    »Zu meinem eigenen Erstaunen mußte ich feststellen, daß gewisse Teile Ihrer Geschichte der Wahrheit entsprechen.«
    Louise runzelte die Stirn. Brent Rois Verhalten stand im krassen Gegensatz zu dem, was er während des Verhörs an den Tag gelegt hatte. Nicht, daß er reuevoll wirkte – eher so, als hätte er herausgefunden, daß sie tatsächlich nicht gelogen hatte.
    »Also werden Sie nach Quinn Dexter suchen?«
    »Das kann ich Ihnen versichern.«
    Genevieve erschauerte.
    »Ich hasse diesen Mann.«
    »Das ist alles, was zählt«, sagte Louise. »Er darf unter gar keinen Umständen zur Erde hinunter kommen. Wenn Sie mir glauben, dann habe ich gewonnen.«
    Brent Roi rutschte unbehaglich auf seinem Sofa hin und her.
    »In Ordnung. Wir haben versucht zu einer Entscheidung zu kommen, was mit Ihnen beiden geschehen soll. Was, wie ich Ihnen sagen kann, nicht leicht war. Wenn man bedenkt, was Sie versucht haben. Sie dachten, es wäre das Richtige, Fletcher Christian hierher zu bringen, aber glauben Sie mir, von der rein rechtlichen Seite her betrachtet war es das Falscheste, was Sie tun konnten. Der Police Commissioner des O’Neill-Halos hat zwei Tage zusammen mit unseren besten Rechtswissenschaftlern überlegt, was zur Hölle er mit Ihnen tun soll. Was seiner ständigen schlechten Laune nicht gerade zuträglich war. Normalerweise hätte man Sie einem Richter zugeführt, und dann wären Sie zu einer Strafkolonie deportiert worden. Es wäre nicht schwer gewesen, Sie zu verurteilen.« Er blickte Genevieve an. »Nicht einmal deine Jugend hätte dir geholfen.«
    Genevieve zog die Schultern nach vorn und funkelte Brent Roi an.
    »Allerdings gibt es eine Reihe von mildernden Umständen, und wir leben in seltsamen Zeiten. Sie

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