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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ihrem Leiden. Irgendwie schaffte er es, einen neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren, als er sich erhob – obwohl er ziemlich fest davon überzeugt war, daß nanonische Medipacks in dieser eigenartigen Umgebung genausowenig funktionieren würden wie Prozessorblocks. Es spielte keine Rolle. Vielleicht funktionierten sie ja doch. Und wenn eine noch so dünne Chance bestand, dann würde er ihr ein Medipack bringen, koste es, was es wolle.
    Er wandte den Blick ab vor dem Elend der Menschen, die ringsum auf dem Rasen lagen, sich den Leib hielten und leise stöhnten oder weinten. Und dann überkam ihn ein wirklich schrecklicher Gedanke. Was, wenn die Qualen nicht allein psychologisch begründet waren? Tolton hatte nicht einen einzigen Besessenen gesehen, der sein äußeres Erscheinungsbild nicht verändert hatte. Was, wenn jede dieser Veränderungen, und sei sie noch so klein, eine bösartige Geschwulst verursacht hatte?
    »Verdammte Scheiße, Rubra, wo steckst du nur? Wir brauchen dich!«
     
    Wie immer öffnete sich die Zellentür ohne jede Vorwarnung. Louise war nicht einmal sicher, ob sie gehört hatte, wie die Tür aufgestoßen worden war. Sie hatte sich auf ihrer Pritsche zusammengerollt und gedöst und ihre Umgebung kaum wahrgenommen. Wie lange sie in diesem Zustand gelegen hatte, wußte sie nicht zu sagen. Irgendwie war ihr gesamtes Zeitgefühl dahin. Sie erinnerte sich an das Verhör mit Brent Roi, seinen Sarkasmus und die unverhüllte Abscheu. Dann war sie wieder hierher gebracht worden. Das … es war Stunden her. Eine Ewigkeit, dachte sie.
    Ich muß eingeschlafen sein.
    Es fiel Louise schwer, das zu glauben; ihre Angst wegen der gegenwärtigen Situation hatte ihren Verstand in fieberhafte Aktivität versetzt.
    Die üblichen zwei weiblichen Polizeibeamtinnen erschienen an der Tür. Louise blinzelte ihnen entgegen und wollte sich aufrichten. Helle Lichter blitzten schmerzhaft hinter ihren Augen, und sie mußte den Mund gegen die aufsteigende plötzliche Übelkeit fest zusammenpressen.
    Was ist nur los mit mir?
    »Heh, halt, langsam, langsam!« Eine der Polizistinnen saß neben ihr auf dem Bett und hielt sie fest.
    Louise zitterte unkontrolliert, und kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Haut. Sie beruhigte sich allmählich wieder, obwohl es ihr schrecklich schwerfiel, sich zu konzentrieren.
    »Einen Augenblick«, sagte die Frau. »Ich programmiere Ihr Medipack um. Versuchen Sie, Ihren Atem zu kontrollieren, ja?«
    Das war einfach. Sie holte tief Luft, und erschauerte. Zwei weitere Atemzüge. Ihr bockender Körper schien sich zu beruhigen.
    »Was … was war das?« ächzte sie.
    »Angstzustände«, sagte die Polizistin. »Das ist hier an der Tagesordnung. Das und noch schlimmere Dinge.«
    Luise nickte eindringlich, ein Versuch, sich selbst zu überzeugen, daß wirklich nicht mehr dahinter steckte. Keine große Sache. Nichts wirklich Schlimmes. Dem Baby würde nichts fehlen – das nanonische Medipack würde dafür Sorge tragen. Sie mußte sich nur beruhigen.
    »In Ordnung. Es geht schon wieder. Danke sehr.« Sie lächelte der Polizistin dankbar zu – und erblickte kalte, ausdruckslose Gleichgültigkeit.
    »Schön. Dann können wir ja jetzt gehen«, sagte die Beamtin an der Tür.
    Louise wappnete sich und stand langsam auf. Sie schwankte unsicher. »Wohin gehen wir?«
    »Zum Bewährungshelfer.« Sie klang verärgert.
    »Wo ist Genevieve? Wo ist meine Schwester?«
    »Das weiß ich nicht. Es ist mir auch egal. Los jetzt, kommen Sie.«
    Louise wurde fast auf den Korridor hinausgestoßen. Ihr Zustand besserte sich von Minute zu Minute, obwohl die Kopfschmerzen länger als alles andere anhielten. Ein kleines Stück Haut an ihrem Hinterkopf juckte wie von einem Insektenstich. Ihre Finger kratzten geistesabwesend die Stelle. Angstzustand? Sie hatte vorher nicht gewußt, daß es so etwas überhaupt gab. Doch wenn man bedachte, worüber sie sich gegenwärtig alles Gedanken machen mußte, war ein solcher Anfall mehr als möglich.
    Sie stiegen in einen Lift, der sich nach unten in Bewegung setzte. Das Gravitationsfeld besaß fast wieder normale Stärke, als sie ausstiegen. Dieser Teil des Asteroiden war anders als die Zellen und Verhörzimmer, die Louise bis jetzt zu Gesicht bekommen hatte. Definitiv Verwaltungsbüros. Standardisiertes Mobiliar und zurückhaltend höfliches, niemals lächelndes Personal deuteten darauf hin. Louise schöpfte ein wenig neue Hoffnung aus der Tatsache, daß die Korridore und Zimmer, auf die

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