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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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längst allgemein gebräuchlich, und nur wenige wußten oder interessierten sich für seinen Ursprung.
    Alles hatte mit der Chaostheorie angefangen, mit der unglaublichen Behauptung, daß ein Schmetterling, der im südamerikanischen Regenwald mit den Flügeln flatterte, in Hong Kong einen Hurrikan auslösen konnte. Im einundzwanzigsten Jahrhundert wurde die billige Fusion eingeführt und mit ihr die Massenindustrialisierung; ganze Kontinente schwangen sich in weniger als zwei Dekaden zu Konsumgesellschaften nach westlichem Vorbild auf. Milliarden Menschen besaßen mit einem Mal genügend Kredits, um sich Haushaltsgeräte, Autos und teure Urlaube zu leisten. Sie zogen in neue, größere Häuser und adoptierten Lebensstile, die ihren Energieverbrauch um Größenordnungen steigen ließ. In ihrer Gier, die Kaufkraft zu befriedigen, errichteten Konzerne ganze Städte aus neuen Fabrikationsanlagen. Konsumenten und Fabrikanten ohne Unterschied erzeugten gewaltige Mengen an Abwärme und heizten die Atmosphäre weit über die schlimmsten Szenarios der meisten Computersimulationen hinaus auf.
    Kurze Zeit später, im Jahre 2071, raste der schlimmste Sturm in der Geschichte der Menschheit über den Ostpazifik, und ein Nachrichtensprecher meinte lakonisch, es hätte schon einer ganzen Armada von flügelschlagenden Schmetterlingen bedurft, um diese Bestie auszulösen. Der Name war geboren, und er blieb.
    Der Sturm, der vom Mittelatlantik heraufgezogen war und New York zu überfluten drohte, war selbst nach den Standards des siebenundzwanzigsten Jahrhunderts gewaltig. Sein wütendes Voranschreiten war seit Stunden von den besorgten Wetterschutzingenieuren der Arkologie beobachtet worden. Als er schließlich über New York eintraf, waren alle Abwehrsysteme einsatzbereit. Es sah aus wie ein dunkler Fleck Mitternacht, der über den Himmel raste. Die Wolken waren so mächtig und dicht, daß keinerlei Licht bis zu ihrer Unterseite hindurchdrang. Jedenfalls bis zum Einsetzen der Blitzschläge. Danach waren manchmal die gewaltigen Wolkentürme zu erkennen, durchsetzt von bleiernen Strata, während sie mit irrsinnigen Geschwindigkeiten über die Arkologie hinwegrasten. Die freigesetzten Energien waren für jedes ungeschützte Gebäude fatal. Konsequenterweise war die wichtigste Erfordernis für jeden Bauantrag, der dem New Yorker Bauaufsichtsamt zur Bewilligung vorgelegt wurde, die Fähigkeit, den Stürmen zu widerstehen oder sie abzulenken. Es war das eine entscheidende Kriterium, das weder durch politischen Druck noch durch Schmiergelder aufgeweicht werden konnte.
    Auf der Spitze eines jeden Megaturms saßen Hochenergielaser, deren Strahlen stark genug waren, um die mächtigen Wolken zu punktieren. Sie schossen Kanäle aus ionisierter Luft in die Stürme und brachten die Blitze dazu, sich direkt in das Supraleiternetz zu entladen, das die gesamte Turmaußenhaut überspannte. Jeder einzelne Turm leuchtete hell wie eine Sonnenfackel über den Kuppeln und spuckte langlebige Kugeln aus violettem Plasma in den Himmel.
    Und über allem fiel Regen. Faustgroße Tropfen, getrieben von einem rasenden Orkan, hämmerten gegen die Kuppeln. Molekularbindungsgeneratoren wurden eingeschaltet, um die transparenten sechseckigen Paneele gegen ein kinetisches Sperrfeuer zu verstärken, das machtvoll genug war, um blanken Stahl zu erodieren. Bis der Sturm seinen Höhepunkt erreicht hatte, vervierfachte sich die Last des Wassers, das die Kuppeln tragen mußten. Bei einem Durchmesser von zwanzig Kilometern floß eine endlose Prozession von Wellen zu den Seiten hin ab, die jedem Surfstrand Konkurrenz hätten machen können. An den Rändern versickerten die Wassermassen in gewaltigen Aufnahmegrills und wurden von Impellern durch gigantische Röhren abtransportiert, richtiggehende unterirdische Ströme.
    Der Lärm der Elemente durchdrang die Kuppeln und brachte das Gerüst aus Carbotanium zum Zittern, das die Schienen der Transitbahnen trug. Der größte Teil des nicht bodengebundenen Fahrzeugverkehrs war ohnehin zum Erliegen gekommen. Überall im Innern der Arkologie warteten Einsatzmannschaften für den Fall, daß der Sturm irgendwo durchbrach. Die Polizei war in Alarmbereitschaft versetzt, falls das Kriminelle die Situation auszunutzen versuchten. Selbst die Abschirmung aus Lasern und Supraleitern bot keine Garantie gegen Spannungsspitzen in den Stromnetzen, nicht unter derartigen Bedingungen. In Zeiten wie diesen ging jeder einigermaßen vernünftige Bewohner

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