Armageddon 05 - Die Besessenen
Stunden bezahlt, die ihr auf den Straßen mit dem Ausrauben von Bürgern und dem Verkauf illegaler Drogen und Stimulationsprogramme verbracht habt. Ihr habt in der Scheiße gelebt, damit der Hohe Magus einen Luxus wie ein christlicher Bischof genießen konnte. Hübsch, nicht wahr?«
Wener und die übrigen Akolythen blickten finster auf die perverse Pracht, voller Wut und Mißgunst. Sie teilten sich auf, wie vorher abgesprochen. Jeder der Besessenen führte eine Gruppe von Akolythen zu den Ausgängen und strategischen Positionen und der Waffenkammer. Quinn machte sich unverzüglich auf den Weg zum Hohen Magus. Dreimal traf er unterwegs auf andere Akolythen und Priester. Sie alle wurden vor die gleiche einfache Wahl gestellt: Folgt mir – oder werdet besessen.
Sie warfen einen Blick auf die schwarze Robe, lauschten der Stimme, die flüsternd aus der offensichtlich leeren Kapuze drang – und kapitulierten. Einer von ihnen stieß sogar ein erleichtertes, beinahe irres Lachen aus. Ein Gefühl von Bestätigung durchflutete seinen Verstand.
Der Hohe Magus nahm gerade ein Bad, als Quinn seine Gemächer betrat. Die Zimmer hätten dem Präsidenten einer der großen interstellaren Gesellschaften gehören können – ganz sicher gab es nichts unter all der Pracht, was auf eine auch nur halbwegs ernsthafte Anbetung des Lichtbringers hingewiesen hätte. Zu Weners großer Enttäuschung hatte der Magus nicht einmal nackte Dienerinnen, um sich von ihnen waschen zu lassen. Haushaltsmechanoiden standen bewegungslos zwischen den weißen und blauen Möbeln. Sein einziges Zugeständnis an die Lasterhaftigkeit schien der Pokal zu sein, aus dem er seinen siebzehn Jahre alten Rotwein trank. Die vulvitischen Verzierungen waren unmöglich zu übersehen. Rings um seinen Leib stiegen limonengrüne Luftblasen aus dem Wasser und sonderten einen Duft nach süßen Pinien ab.
Der Magus runzelte bereits die Stirn, als Quinn über den goldbeschlagenen Marmor zu der in den Boden eingelassenen Wanne glitt, wahrscheinlich vorgewarnt vom Versagen seiner neuralen Nanonik. Als er die Eindringlinge bemerkte, weiteten sich seine Augen, doch dann verengten sie sich zu schmalen Schlitzen. Die exzentrische Delegation starrte feindselig auf ihn herab.
»Du bist ein Besessener«, sagte er an Quinn gewandt.
Der Verstand des alten Mannes verriet zu Quinns größter Überraschung keinerlei Panik; wenn überhaupt, dann schien er eher neugierig zu sein als alles andere. »Nein. Ich bin der Messias unseres Herrn.«
»Wirklich?«
Der spöttische Unterton brachte den Rand von Quinns schwarzer Robe zum Wallen. »Du wirst mir gehorchen, oder dein fetter, beschissener Körper wird von jemandem besessen, der sich würdiger erweist.«
»Du meinst wohl gehorsamer.«
»Leg dich nicht mit mir an.«
»Ich habe nicht die geringste Absicht, mich mit dir oder sonst jemandem anzulegen.«
Der Verlauf der Unterhaltung gab Quinn Rätsel auf. Die stille Gelassenheit, die er bei dem Hohen Magus anfänglich hatte spüren können, wich allmählich einem Gefühl des Überdrusses. Der alte Mann nahm einen weiteren Schluck von seinem Wein.
»Ich bin gekommen, um die Nacht über die Erde zu bringen, genau wie unser Herr es geboten hat«, sagte Quinn.
»Unser Herr hat nichts dergleichen geboten, du erbärmliches kleines Arschloch.«
Quinns aschfarbenes Gesicht materialisierte in der Kapuze.
Der Hohe Magus lachte laut auf angesichts des Schocks und der Wut, die er darin erblickte, und beging Selbstmord. Ohne jedes Geräusch oder hysterische Aufbäumen erstarrte sein Leib, dann glitt er langsam am Rand der Badewanne herab. Er rollte auf die Seite, dann trieb er reglos im Wasser, fette Wülste, umgeben von grünen, blubbernden Blasen. Der Weinkelch versank, und ein roter Fleck markierte die Stelle, wo er untergegangen war.
»Was machst du da?!« brüllte Quinn der entweichenden Seele entgegen. Er spürte ein letztes verächtliches Schnauben, als die zurückweichenden Schleier von Energie zwischen den dimensionalen Spalten verschwanden. Seine Klauenhände schossen in die Höhe, als wollte er den Geist des Magus’ zurückholen und ihn zwingen, sich seinem Richter zu stellen. »Scheiße!« ächzte Quinn. Der Magus mußte wahnsinnig gewesen sein. Niemand, niemand ging freiwillig in das Jenseits. Nicht mehr, nachdem alle wußten, was sie dort erwartete.
»So ein Arschloch«, knurrte Wener. Genau wie die anderen hatte ihn der Freitod schockiert. Sie versuchten sich nichts anmerken zu
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