Armageddon 06 - Der nackte Gott
Besessenen mit ihm machen!«
»Das weiß ich. Trotzdem, ich kann nichts dagegen unternehmen. Genausowenig wie du. Akzeptiere das endlich, Beth, und lerne damit umzugehen. Das hier ist bestimmt nicht das letzte Mal, daß du in deinem Leben eine Tragödie miterlebst. Uns allen geht es so. Es tut mir leid, aber wenn Gerald aus dem Weg ist, können wir uns wenigstens wieder unseren Plänen zuwenden. Ich bin dir dankbar für deine Bemühungen und deine physische Hilfe, und ich verspreche noch einmal, daß ich euch bei den Edeniten abliefern werde. Mein Ehrenwort, wenn es dir etwas bedeutet, aber sonst kann ich dir nichts geben.«
Beth kehrte auf die Brücke der Mindori zurück. Sensordaten und Kamerabilder füllten die meisten Schirme über den Konsolen. Sie berührte keine der Kontrollen, sondern ließ sich lediglich in eine der großen Beschleunigungsliegen fallen und versuchte soviel auf einmal aufzufangen, wie sie nur konnte. Ein Schirm war auf zwei Gestalten in Raumanzügen zentriert, die über den glatten Fels des Andocksimses watschelten. Andere zeigten verschiedene Luftschleusen, Fenster und Wände voller Maschinerie. Eine Gruppe von fünf Schirmen übertrug Bilder aus dem Innern des Asteroiden: zwei leere Korridore, das Wartungsdock mit Rocios kostbarem Stapel requirierter Komponenten und zwei Ausblicke auf die Lobby des Monterey Hilton, wo Capones Gäste zur Party eintrafen.
Eine junge Frau, kaum älter als Beth, rauschte in Begleitung zweier attraktiver Männer in die Lobby. Die meisten Leute drehten sich zu ihr um und stießen sich verstohlen an.
Das wunderschöne Gesicht der jungen Frau erzeugte bei Beth ein verdrießliches Stirnrunzeln. »Das ist sie, nicht wahr? Das ist Kiera Salter.«
»Ja«, antwortete Rocio. »Der Mann zu ihrer Rechten ist Hudson Proctor; den anderen kenne ich nicht. Irgendein armer Kerl, den sie im Bett aussaugt. Dieses Miststück ist eine komplette Hure.«
»Nun, bitte sag es nicht Gerald, ja?«
»Das hatte ich auch nicht vor. Aber vergiß nicht, die meisten Besessenen sind am Anfang ganz verrückt nach Sex. Kieras Verhalten ist durchaus nicht ungewöhnlich.«
Beth erschauerte. »Wie weit muß Jed noch gehen?«
»Er ist doch gerade erst losgegangen. Hör mal, mach dir keine Gedanken, die Route ist frei, und die Komponenten warten nur darauf, abgeholt zu werden. Es dauert weniger als zehn Minuten, reinzugehen und alles aufzuladen.«
»Wenn Gerald es nicht vermasselt.«
Bernhard Allsop war es egal, daß er die große Siegesfeier versäumen würde. Er kam nicht besonders gut mit Capones Lieutenants zurecht. Sie alle lachten und redeten verächtlich hinter seinem Rücken über ihn. Jedenfalls die Besessenen; die Nicht-Besessenen behandelten ihn mit Respekt – der Art von Respekt, die man einer wütenden Klapperschlange entgegenbrachte. Nichts von alledem störte ihn. Er war hier, mitten im Zentrum des Geschehens. Und Al vertraute ihm. Er war weder degradiert noch zur Oberfläche verbannt worden wie ein paar der Lieutenants, die ihren Aufgaben nicht gewachsen waren. Capones Vertrauen bedeutete Bernhard eine Menge mehr als das spöttische Gekicher seiner Stiefellecker.
Also beschwerte sich Bernhard auch nicht, als das Los auf ihn fiel. Er fürchtete sich nicht vor harter, anstrengender Arbeit. Nein, Sir. Außerdem war es eines von Capones wichtigsten Projekten. Emmet Mordden hatte es selbst gesagt. Genauso wichtig wie der Schlag gegen Trafalgar. Deswegen wurde die Arbeit selbst während der Party nicht unterbrochen. Al wollte, daß sie die gesamte Maschinerie reparierten. Es hatte irgend etwas mit den Hellhawks zu tun. Bernhard war nicht so fit in technischen Details. Er hatte daheim in Tennessee Automotoren überholt und getunt, aber alles, was komplexer war als eine Turbine, überstieg sein Verständnis bei weitem.
Es machte ihm nicht einmal etwas aus, weil es bedeutete, daß er sich nicht die Hände schmutzig machen, sondern lediglich die Burschen beaufsichtigen mußte, die Emmet für diese Arbeit eingeteilt hatte. Auf Anzeichen von Verrat und doppeltem Spiel in den Gedanken der Nicht-Besessenen achten und sicherstellen, daß sie die ganze Zeit über vernünftig arbeiteten. Ganz einfach. Und wenn alles vorbei war, würde Al wissen, daß Bernhard Allsop es wieder einmal geschafft hatte.
Es war ein weiter Weg durch die Korridore von den Wohnquartieren des Monterey bis zu der Sektion, wo die Reparaturarbeiten auf dem Andocksims durchgeführt wurden. Bernhard hatte keine
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