Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
hinter Gerald her. Der Irre war nur noch fünfzehn Meter vom Eingang der Schleuse entfernt.
    »Nimm eine Dosis!« sagte Beth. »Kühl dich ab, bevor du hinter ihm hergehst.«
    »Leck mich am Arsch.« Jed rannte hinter Gerald her. Er war fest überzeugt, daß inzwischen der gesamte Asteroid zusah. Und schlimmer noch, über ihn lachte.
    Gerald erreichte die offene Schleuse und duckte sich hinein. Als Jed dreißig Sekunden später ebenfalls in der Schleuse eintraf, war von Gerald nichts mehr zu sehen. Es war eine Standardschleuse, genau wie die, durch die Jed beim letzten Mal in den verfluchten Asteroiden vorgedrungen war, als er Essen für sich und die anderen an Bord des Hellhawks organisiert hatte. Mißtrauisch bewegte er sich vor. »Gerald?«
    Die innere Luke stand offen. Und das war völlig verkehrt. Jed wußte alles über Luftschleusen auf Asteroiden, und die eine vollkommen unmögliche Sache war, daß man einen inneren Korridor zum Vakuum hin öffnen konnte. Nicht durch Zufall jedenfalls. Er musterte die rechteckige Luke im Vorbeigehen und sah die abgerissenen Aufhängungen und die geschmolzenen Kabel an der Verriegelungskontrolle für das Siegel.
    »Gerald?«
    »Ich verliere dein Signal«, meldete Rocio. »Und ich habe immer noch keinen Zugriff auf das Netz in deiner Umgebung. Wer auch immer dahinter steckt, er ist noch da.«
    Gerald saß zusammengesunken an der Korridorwand und hatte die Beine weit gespreizt von sich gestreckt. Er rührte sich nicht. Jed näherte sich vorsichtig. »Gerald?«
    Der Anzugsender übermittelte ein leises, verängstigtes Wimmern.
    »Gerald, komm hoch. Wir müssen weg von hier! Und laß in Zukunft diesen verrückten Unsinn, ja? Ich halte das ehrlich nicht mehr aus, in Ordnung? Ich halte es wirklich nicht mehr aus. Du bringst mich noch um den Verstand.«
    Gerald winkte schwach mit einer behandschuhten Hand. Jed starrte in die angegebene Richtung, zum Ende des Korridors, und gefährliche Übelkeit stieg in ihm auf.
    Bernhard Allsops gestohlener Körper war auf spektakuläre Art und Weise auseinandergebrochen, als die energistische Kraft, die sein Gewebe verstärkte, geschwunden war. Die Lungen, das weicheste und verwundbarste Gewebe, waren zerplatzt und hatten Massen von Blut aus seinem Mund spritzen lassen. Tausende kleiner Kapillaren direkt unter der Haut waren als Folge des Druckverlustes geplatzt und hatten ein blutiges Muster in seine Kleidung gezeichnet. Es sah aus, als wäre seine zweireihige Uniform ganz aus leuchtendem Rot gemacht. Einem Rot, das wallte und brodelte, als wäre es lebendig. Die Flüssigkeit verdampfte im Vakuum und umgab Bernhard mit einem dunstigen rötlichen Nebelschleier.
    Jed hämmerte auf seine Anzugkontrolle, als hätte er sich verbrannt. Trockene Luft mit Pfefferminz- und Pinienaroma wehte ihm ins Gesicht. Er preßte die Kiefer gegen das aufsteigende Erbrochene aufeinander, und seine Muskelbänder spannten sich bis zum Zerreißen, als er gegen die Übelkeit ankämpfte.
    Dann gab irgend etwas in ihm nach. Er hustete und spuckte, und widerlich weißer Schleim spritzte über die Innenseite seines Helmvisiers. Doch seine Übelkeit schwand. »O Gott, meine Güte, er hat sich von oben bis unten bekotzt!«
    Der Pinienduft war inzwischen überwältigend, und seine aromatische Kälte vertrieb jedes Gefühl aus Jeds Gliedern. Seine Arme bewegten sich nur mühsam, und doch fühlte er sich leicht wie Wasserstoff. Ein gutes Gefühl.
    Jed stieß ein Kichern aus. »Ich schätze, der Bursche konnte sich nicht zusammenreißen, wie?«
    »Das ist nicht Marie.«
    Der Prozessor von Jeds Raumanzug beendete die Notfallinfusion, und der Strom chemischer Suppressoren versiegte. Die Dosis hatte das von der Raumaufsicht festgelegte Maximum um eine beträchtliche Menge überschritten. Jetzt injizierte der Prozessor automatisch das Gegenmittel. Jed wurde so eisig kalt, daß er einen Handschuh vor sein Visier hielt in der Erwartung, Frost auf dem gummiartigen Gewebe glitzern zu sehen. Die farbigen Lichter blinkten wütend auf dem Visier, während sie sich nach und nach in Symbole und Ziffern verwandelten. Von irgendwoher kam ein ununterbrochener monotoner Sprechgesang: »Marie, Marie, Marie …«
    Jed blickte erneut auf den Leichnam. Er war übel zugerichtet, doch diesmal stieg keine Übelkeit mehr in Jed auf. Die Infusion schien seine inneren Organe völlig abgeschaltet zu haben. Außerdem implantierte sie ein starkes Gefühl von Zuversicht; er war jetzt voll und ganz imstande, seine

Weitere Kostenlose Bücher