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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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fragte Genevieve.
    »Das ist die Landwirtschaftliche Forschungseinrichtung Nummer sieben«, antwortete Yves Gaynes mit ausdruckslosem Gesicht.
    Genevieve antwortete mit einem scharfen Blick, doch sie verzichtete auf eine Herausforderung.
    Am Fuß der Kuppel öffnete sich ein Tor und ließ den Transporter ein.
    Nachdem sich das Tor hinter ihnen wieder geschlossen hatte, schoß von allen Seiten ein rotes fungizides Spray hervor und wusch Schmutz und Sporen von der Karosserie und den Reifen. Sie rollten in eine kleine Garage, und die Luke glitt auf.
    »Zeit, den Boß kennenzulernen«, sagte Ivanov Robson. Er führte die beiden jungen Frauen nach draußen in die Garage. Die Luft war kühler als im Innern des Transporters und auch in der Westminster-Kuppel, dachte Louise. Sie trug nur ein einfaches navyblaues Kleid mit kurzen Ärmeln. Nicht, daß ihr kalt gewesen wäre; es war eher wie ein frischer Frühlingstag.
    Ivanov winkte ihnen vorzutreten. Genevieve doppelklickte mit ihren Hacken und glitt neben ihm her. Ein kleiner viersitziger Jeep wartete auf sie, mit einer rot-weiß gestreiften Persenning und einem manuell zu betätigenden Lenkrad. Der erste, den Louise auf dieser Welt zu sehen bekam. Sie fühlte sich fast wie zu Hause, als Robson dahinter Platz nahm. Sie und Genevieve stiegen hinten ein, und der Wagen rollte los.
    »Ich dachte, Sie wüßten gar nichts über diesen Ort?« fragte Louise.
    »Weiß ich auch nicht. Ich werde geführt.«
    Per Datavis setzte Louise eine Bitte um Zugriff auf den Netzprozessor ab, doch sie erhielt keine Antwort. Ivanov steuerte den Jeep in einen gewundenen Tunnel von mehreren hundert Yards Länge, und dann waren sie unvermittelt draußen im vollen Sonnenlicht. Genevieve jauchzte vor Freude. Die Kuppel des agronomischen Forschungszentrums überspannte einen Flecken Land, der aussah wie das England in ihren Geschichtsbüchern: Grüne Wiesen, gesprenkelt mit Butterblumen und Gänseblümchen, üppig wuchernde Hecken, die verwilderte Koppeln umsäumten, kleine Wälder aus Eschen, Pinien und Weißbirken, die sich auf den Hängen sanft geschwungener Täler erstreckten, gewaltige Roßkastanienbäume und Buchen mitten in einer ausgedehnten Parklandschaft. Auf den Koppeln grasten Pferde friedlich vor sich hin, und Enten und rosafarbene Flamingos vergnügten sich in einem Teich, der von Malven und einem schmalen Gürtel aus Lilien gesäumt war. Im Zentrum von allem stand ein wunderschöner Landsitz, neben dem Cricklade schrill und protzig gewirkt hätte. Dreistöckige Mauern aus orangefarbenen Ziegeln wurden mit dicken schwarzen Eichenstämmen in traditionellen Tudor-Diagonalen zusammengehalten, obwohl sie unter den Massen prachtvoll blühender topas- und pinkfarbener Kletterrosen nur schwer zu sehen waren. Fenster mit bleiverglasten Butzenscheiben standen weit offen, um die frische Luft ins Innere zu lassen. Gepflasterte Wege wanden sich über einen gepflegten Rasen, der von sauber getrimmten Büschen begrenzt wurde. Eine Reihe alter Eiben markierte das Ende des Ziergartens. Auf der anderen Seite lag ein Tennisplatz, auf dem zwei Leute einen beeindruckend langen Ballwechsel zeigten.
    Auf einem Feldweg ging es über die Wiesen und auf den Landsitz zu. Sie fuhren durch ein schmiedeeisernes Tor und über einen moosbewachsenen gepflasterten Weg. Rechts und links schossen Schwalben im Tiefflug über das Gras, bevor sie wieder zu den Simsen hinaufstiegen, wo die schmutzigbraunen Nester mit der Brut versteckt waren. Ein hölzerner Vorbau vor dem Eingang war vollständig von Geißblatt überwuchert. Louise bemerkte eine Gestalt, die im tiefen Schatten darunter wartete.
    »Wir sind in der Heimat angekommen!« murmelte Genevieve entzückt.
    Vor dem Vorbau brachte Ivanov den Jeep zum Halten. »Von jetzt an sind Sie auf sich allein gestellt«, sagte er zu den beiden Frauen.
    Als Louise ihn überrascht ansah, blickte er starr geradeaus, die Hände fest am Steuer. Sie wollte ihm gerade auf die Schulter tippen, als die Gestalt unter dem Vorbau einen Schritt vortrat. Es war ein junger Mann, ungefähr im gleichen Alter wie Joshua, dem Aussehen nach zu urteilen. Aber wo Joshuas Gesicht schmal und markant war, war das seine rund. Trotzdem recht hübsch, mit kastanienblondem Haar und großen grünen Augen. Die Lippen waren nach oben gezogen und zeigten eine Emotion irgendwo zwischen Lächeln und verächtlichem Schnauben. Er trug einen weißen Kricketpullover und Tennisshorts; die nackten Füße steckten in

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