Armageddon 06 - Der nackte Gott
zusammen.
»Ich möchte bestimmt nicht griesgrämig erscheinen«, sagte der Serjeant, »aber ich denke doch, daß es angemessenere Methoden gibt, um die Kommunikation mit einer unbekannten Xeno-Spezies zu eröffnen.«
»Ach ja?« giftete Cochrane. »Und wie kommt es dann, daß ihr Tinky schon vor Langeweile vertreibt?«
Der Kristall hatte tatsächlich die Richtung geändert und schwebte in Richtung des Hauptlagers davon. Cochrane rannte schreiend und winkend hinterher.
Sinon hatte sich wie jeder andere Serjeant auf dem Felsen umgedreht und beobachtete die eigenartige Verfolgungsjagd, nachdem Choma seine Kameraden über die Ankunft des Kristalls informiert hatte. »Wir haben eine Begegnung mit einem fremden Wesen«, verkündete er den Menschen in seiner Umgebung.
Stephanie starrte auf das leuchtende Kristallkorn, das Cochrane eine fröhliche Jagd lieferte, und stieß ein leises bestürztes Stöhnen aus. Sie hätten den alten Hippie wirklich nicht zu dem Spähtrupp am vorderen Rand des Felsens lassen dürfen.
»Was ist denn los?« fragte Moyo.
»Eine Art fliegender Xeno«, erklärte sie.
»Oder eine Sonde«, sagte Sinon. »Wir versuchen, uns per Affinität mit ihm zu verständigen.«
Die Serjeants vereinigten ihre mentalen Stimmen zu einem kollektiven Ruf, der aus deutlichen Begrüßungsworten, mathematischen Formeln und Gesetzen, Piktogrammen und einem ganzen Spektrum rein emotionaler Zustände bestand. Nichts von alledem erzeugte auch nur die geringste erkennbare Reaktion.
Der Kristall verlangsamte seinen Flug erneut und trieb über das Hauptlager hinweg. Inzwischen lagerten mehr als sechzig Menschen bei den Serjeants. Stephanies Gruppe hatte Zuwachs erhalten von einem stetigen Strom von Deserteuren aus Eklunds Armee. Sie hatten sich im Verlauf der letzten Woche abgesetzt, manchmal in Gruppen, manchmal einzeln, und alle hatten ihre Autorität und wachsende Intoleranz nicht mehr länger ertragen. Die Nachrichten, die sie aus der alten Stadt mitgebracht hatten, waren alles andere als gut. Die Eklund hielt das von ihr verhängte Kriegsrecht mit eiserner Hand aufrecht und hatte den ganzen Ort praktisch in ein Gefängnis verwandelt. Gegenwärtig konzentrierte sie ihre Anstrengungen darauf, so viele Gewehre wie möglich aus den Ruinen und den Hügeln aus lockerem Erdreich zu bergen. Offensichtlich hatte sie ihren Plan noch immer nicht aufgegeben, den Felsen von Serjeants und abtrünnigen Besessenen zu befreien.
Stephanie sah zu dem glitzernden Kristall hinauf, der einen scheinbar zufälligen Kurs über ihren Köpfen flog. Cochrane stolperte noch immer dreißig Meter hinterher. Seine inzwischen wütenden Schreie drangen schwach zu ihnen. »Hat es bis jetzt eine Reaktion gegeben?« fragte sie.
»Keine«, antwortete Sinon.
Die Menschen waren aufgesprungen und gafften den winzigen Lichtpunkt an. Er schenkte ihnen nicht die geringste Beachtung. Stephanie konzentrierte sich auf die leuchtenden Schatten, die ihre Sinne enthüllten. Menschliche und Serjeantbewußtseine waren darin zu sehen, leicht voneinander zu unterscheiden – der Kristall hingegen existierte als ein tränenförmiges Filigran aus Saphir. Er sah beinahe aus wie eine Computergraphik und stand in völligem Gegensatz zu allem, was sie auf diese Weise wahrnehmen konnte. Als er näher kam, wurde seine Struktur absolut deutlich: die inneren Fäden waren dimensionsverachtend länger als der Durchmesser.
Stephanie hatte aufgehört, über Wunder zu staunen, als Ketton Mortonridge und das heimatliche Universum verlassen hatte. Jetzt verspürte sie nichts als Neugier.
»Dieses Ding ist unmöglich natürlichen Ursprungs«, sagte sie.
Sinon antwortete für den Mini-Konsensus der Serjeants. »Wir stimmen zu, Stephanie Ash. Sein Verhalten und seine ganze Struktur deuten auf eine hoch entwickelte Entität hin.«
»Ich kann aber keine Gedankenmuster erkennen.«
»Keine, die mit den unseren verwandt wären. Aber das ist vollkommen normal. Es scheint perfekt an dieses Universum hier angepaßt zu sein. Allein deswegen ist jede Gemeinsamkeit unwahrscheinlich.«
»Sie glauben, es handelt sich um eine eingeborene Lebensform?«
»Wenn schon nicht eingeboren, dann zumindest unseren KI’s äquivalent. Es scheint selbstbestimmt zu sein, ein ausgezeichneter Indikator für Unabhängigkeit.«
»Oder gute Programmierung«, entgegnete Moyo. »Unsere Aufklärungssonden würden sich nicht anders verhalten.«
»Das wäre eine weitere Möglichkeit«, stimmte Sinon ihm
Weitere Kostenlose Bücher