Armageddon 06 - Der nackte Gott
werden kann. Sind Sie mit dieser Vorgehensweise einverstanden?«
»Im Prinzip ja. Was für ein Geschenk ist das, von dem Sie gesprochen haben?«
»Ein elektronischer Prozessor. Es ist ein Standardarbeitsgerät bei den Menschen; Design und Konstruktion sind möglicherweise von Interesse für Sie. Falls ja, wäre eine Vervielfältigung leicht.«
»Ich nehme Ihr Geschenk an.«
»Ich werde es Ihnen bringen. Ich bin begierig, das Innere von Tojolt-HI zu sehen. Es ist wirklich eine außerordentliche Errungenschaft.«
»Danke sehr. Könnten Sie mit Ihrem Schiff an einer unserer Schleusen andocken? Wir verfügen nicht über ein geeignetes Schiff, um Sie aus Ihrer gegenwärtigen Position abzuholen.«
»Das wird merkwürdiger und merkwürdiger«, sagte Liol. »Sie können Habitate von der Größe eines Kontinents bauen, aber sie haben keine Pendelfähren.«
»Wir verfügen über ein kleines Beiboot, mit dem wir an Ihrer Schleuse andocken können«, sagte Joshua. »Wir werden unsere Raumanzüge anbehalten, solange wir im Innern von Tojolt-HI sind, um jegliche biologische Kontamination auszuschließen.«
»Ist denn ein direkter physischer Kontakt zwischen unseren Spezies gefährlich?«
»Nicht, wenn wir adäquate Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Unsere Spezies ist auf diesem Gebiet sehr erfahren. Bitte machen Sie sich keine Gedanken.«
Joshua pilotierte das MSV selbst und ignorierte Ashlys bissige Kommentare über Gewerkschaftsvorschriften. Es war beengt in der kleinen Kabine; er hatte Samuel und Oski bei sich sowie einen Serjeant (zur Sicherheit, für alle Fälle). Er mußte den anderen versprechen, daß sie sich bei ihren Besuchen der Scheibenstadt abwechseln würden. Jeder hatte mitkommen wollen.
Die Schleusenanlage, die Quantook-LOU ihnen zugewiesen hatte, war eine fette Birne aus grau-weißem Metall mit einem Durchmesser von vielleicht vierhundert Metern, die aus dem Ende eines der Rohre des Scheibengeflechts ragte. Genau im Apex befand sich ein rundes Tor mit einem Durchmesser von gut fünfundsiebzig Metern. Es stand weit offen und gab den Blick frei auf einen schwach erleuchteten Innenraum.
»Sieht aus wie eine einzige große leere Kammer da drin«, sagte Joshua. Vorsichtig feuerte er die Korrekturtriebwerke und dirigierte das kleine Gefährt Stück um Stück hinein. Sanftes rotes Licht schimmerte aus roten Streifen, die wie fluoreszierende Rippen an den Innenwänden entlangkurvten. Dazwischen fanden sich Reihen von Maschinerie, die beinahe aussahen wie von Menschen gemacht. Joshua mußte unwillkürlich an die Docks auf dem Raumhafen von Tranquility denken.
Direkt gegenüber dem großen äußeren Schleusentor befand sich ein zylindrisches Gitter mit mehreren weit kleineren inneren Schleusentoren am entgegengesetzten Ende. Joshua steuerte das MSV dorthin.
»Die Trägerfrequenz für euer Datavis bricht zusammen«, berichtete Sarha an Bord der Lady Macbeth.
»Das war nicht anders zu erwarten, obwohl ein guter Gastgeber uns ein Relais mit einer konstanten Verbindung anbieten würde. Wir fangen an uns zu sorgen, wenn sie diese große Luke wirklich schließen.«
Das MSV erreichte die Oberseite des zylindrischen Gitters. Joshua fuhr einen der Waldo-Arme aus und verankerte das Gefährt an einer Klammer. »Wir haben festgemacht«, berichtete er auf dem Kanal, den er auch für die Kommunikation mit Quantook-LOU benutzte.
»Bitte gehen Sie zur Luftschleuse genau vor Ihnen. Ich erwarte Sie auf der anderen Seite.«
Joshua und die anderen zogen ihre gepanzerten Raumhelme über. Sie nahmen an, daß die Tyrathca kein programmierbares Silikon kannten und daher nichts über die irdischen SII-Raumanzüge wußten. Der Panzer würde ihnen als Raumanzug erscheinen; auf diese Weise reduzierten sie das Risiko, ihre Gastgeber zu beleidigen und hatten gleichzeitig einen gewissen Grad an Schutz. Die Kabinenatmosphäre wurde abgepumpt, und sie glitten nach draußen.
Am Ende des Gitters gab es drei Schleusenluken. Nur eine davon, die größte, stand offen. Die Kammer dahinter war kugelförmig und besaß einen Durchmesser von etwa sechs Metern.
»Die anderen Schleusen sind zu klein für die Brüter«, sagte Samuel. »Ich frage mich, ob sie vielleicht eine Vasallenkaste mit einem höheren IQ gezüchtet haben. Die Brüter sind jedenfalls nicht zu vernünftigen Ingenieursleistungen imstande.«
Joshua antwortete nicht. Er befestigte seine Stiefel am vermeintlichen Kabinenboden, als die Außenluke zuglitt und Atmosphäre in die
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