Armageddon 06 - Der nackte Gott
derart merkantiles Verhalten ist Gott sei Dank leicht einzuschätzen. Es macht sie in gewissem Sinne beinahe menschlich.«
»Wunderbar! Sechzehnhundert Lichtjahre, und alles, was wir vorfinden, ist das Xeno-Äquivalent von Kulus Händlervereinigung!«
»Joshua, Ihre erste Aufgabe besteht darin herauszufinden, welche Position genau dieser Quantook-LOU innerhalb ihrer sozialen Struktur einnimmt«, sagte Parker. »Sobald wir das wissen, gelangen wir rasch zu einer Entscheidung, was weiter zu tun ist. Die Kultur der Mosdva hat sich ganz offensichtlich in einer ganz anderen Richtung als die der Tyrathca entwickelt, obwohl ich gerne zugebe, daß die Grundlagen des Handels anscheinend fundamental sind.«
»Ja. Danke sehr, Herr Direktor.« Und ich frage mich, ob er Zynismus versteht. »Ich wäre geehrt, Ihr Dominion zu sehen«, sagte er zu dem Mosdva.
»Dann begleiten Sie uns; ich werde Sie herumführen und alles erklären.«
Die ganze Gruppe von Xenos wandte sich praktisch wie ein Mann um und begann mit ihrem gleitenden Schlittern durch die Vegetation. Joshua, der sich eigentlich als äußerst geschickt in der Schwerelosigkeit einschätzte, war von dem Manöver fasziniert. Eine Bewegung wie diese beinhaltete eine Menge Drehmoment und Trägheit; ihre Gliedmaßen mußten ziemlich viel Druck auf die Wedel ausüben. Und die Wedel mußten um einiges stärker sein, als sie aussahen – ein irdischer Palmwedel wäre längst zerrissen.
Er deaktivierte die Hafteinrichtung seiner Stiefelsohlen und drückte sich ab, um den Mosdva zu folgen. Er mußte die Gasjets seines Manöverpacks einsetzen und wie ein Affe an den Wedeln entlangklettern, und wenn er die oberen Ausläufer erreichte, taten sie ihr Bestes, um seine Fortbewegung zu behindern. Wo sie sich für jeden Mosdva teilten, bildeten sie vor Joshua ein elastisches Netz. Die beste Methode war noch, wie er rasch herausfand, wenn er sich ganz über den Spitzen hielt und nur nach unten griff, wenn es notwendig war, um sich neuen Schwung zu holen. Die taktilen Sensoren seiner Handschuhe zeigten an, daß die Vegetation schwammig war, mit einer festen Blattrippe.
Von allen vieren war Joshua noch der beweglichste, obwohl er Mühe hatte, mit Quantook-LOU mitzuhalten. Die Bewegungen des Serjeants waren so ungeschickt, daß es schmerzte; Ione war nicht häufig in den Null-g-Sektionen Tranquilitys gewesen.
Die Mosdva waren langsamer geworden und beobachteten das Vorankommen der Menschen. Sie warteten, bis der Vorsprung zusammengeschmolzen war.
»Sie fliegen nicht so schnell wie Ihr Schiff, Kommandant Joshua Calvert«, stellte Quantook-LOU fest.
»Unsere Spezies lebt auf Planeten. Wir sind an Umgebungen mit hoher Schwerkraft gewöhnt.«
»Wir wissen, was Planeten sind. Die Mosdva besitzen viele Geschichten über Mastrit-PJs Welten, bevor sie von der Expansion alle verschlungen wurden. Aber es gibt keine Bilder mehr in ganz Tojolt-HI, nicht nach so langer Zeit. Sie sind wie Legenden, mehr nicht.«
»Ich habe viele Bilder von Planeten in meinem Schiff. Ich würde sie mit Vergnügen gegen Bilder aus der Geschichte von Mastrit-PJ tauschen.«
»Ein guter erster Tauschhandel. Es ist ein Glücksfall, daß wir uns begegnet sind, Kommandant Joshua Calvert.«
Joshua hatte sich an einem Wedel festgehalten, während er darauf wartete, daß der Serjeant sie einholte; jetzt spürte er, daß sich die Pflanze unter seinem Griff wand. Am Luftzug konnte es jedenfalls nicht hegen, dazu war er viel zu schwach.
»Die Wedel bewegen die Luft für uns«, erklärte Quantook-LOU, als Joshua ihn deswegen fragte. Sämtliche Pflanzen auf Tojolt-HI konnten sich bewegen; das war der Grund, aus dem man sie ursprünglich ausgewählt hatte. Sorgfältige Züchtung hatte die Eigenschaft noch verstärkt. In der Schwerelosigkeit mußte die Luft bewegt werden, damit sich keine Taschen abgestandenen Gases bildeten. Das war nicht nur unangenehm, sondern unter Umständen auch gefährlich für Tiere und Pflanzen gleichermaßen.
Die Mosdva benutzten zwar außerdem mechanische Ventilatoren und Rohre, doch sie dienten hauptsächlich als Reservesysteme.
»Nicht ganz so elegant wie bei den Edeniten«, sagte Sarha.
»Aber sie besitzen eine Vorliebe für biologische Lösungen«, erwiderte Ruben. »Und lassen das Mechanische hinter sich.«
»Aber sie können keine gänzlich biologischen Systeme benutzen, jedenfalls nicht in dieser Umgebung. Sie ist zu lebensfeindlich.«
»Und es gibt herzlich wenig Hinweise auf Techniken
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