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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zur genetischen Manipulation«, stimmte Samuel zu. »Quantook-LOU hat erzählt, daß die Pflanzen gezüchtet wurden. Fremdbestäubung ist bei uns Menschen eine fast in Vergessenheit geratene Kunst, bei Adamisten und Edeniten ohne Unterschied. Ich denke, wir müssen vorsichtiger sein, als wir ursprünglich erwartet haben, sowohl in dem, was wir sagen, als auch was wir ihnen zum Tausch anbieten. Ihre Gesellschaft ist statisch, und dadurch überlebt sie ausgezeichnet. Wenn wir Veränderungen einführen, und sei es nur in der Form von Konzepten, könnte das katastrophale Auswirkungen nach sich ziehen.«
    »Oder sie retten«, entgegnete Sarha.
    »Vor was denn? Wir sind die einzig vorstellbare Gefahr für sie.«
    Sie bewegten sich weiter durch die Röhre, und nach und nach begegneten ihnen weitere Mosdva. Die Xenos blieben ausnahmslos stehen und beobachteten die im Vergleich zu ihrem Empfangskomitee langsam und unbeholfen vorbeischwebenden Menschen. Junge Mosdva (Kinder?) jagten unglaublich geschickt durch die Wedel. Sie tauchten tief zwischen die einzelnen Blätter und kamen an den unmöglichsten Stellen wieder zum Vorschein, um die Menschen nur ja von jeder Seite betrachten zu können. Sie trugen Geschirre wie die Erwachsenen, und genau wie sie eine Vielzahl elektronischer Apparate darin – doch keines der Jungen besaß kybernetische Implantate.
    Joshua sah zwischen seinen Handschuhen hindurch nach unten und stellte fest, daß die korkenzieherartig gewundenen Wedel den Blick fast ungehindert durchließen. Sie wuchsen nicht halb so dicht, wie er ursprünglich angenommen hatte, mehr eine Plantage als ein Dschungel, und das gestattete ihm, sich ein Bild von der Konstruktion der Röhre zu machen. Es gab ein äußeres Gehäuse, die gerippte Sektion, die auf der Sonnenseite aus transparentem Material und auf der Dunkelseite aus undurchsichtigem Komposit oder Metall bestand. Die Innenseite wurde von einer dichtgepackten Spirale aus transparentem Rohr bekleidet, mit kleinen runden Öffnungen, aus denen die Pflanzen wuchsen. Ihre kupferfarbenen Wurzeln waren im Innern der Rohre zu sehen, wenn auch nur schwach. Die Spirale war mit einer milchig-klebrigen Flüssigkeit gefüllt, die das intensive Strahlen der Sonne milderte. Dunkle Granulen und winzige Blasen wirbelten in der trüben Brühe und verrieten Joshua, wie schnell sie durch die Rohre gepumpt wurde.
    Es handelte sich entweder um Wasser oder Kohlenwasserstoffe, erklärte Quantook-LOU, als Joshua ihn danach fragte; die Zirkulation bildete die Basis ihrer gesamten Recyclingwirtschaft. Hitze vom roten Riesen wurde auf diese Weise rasch zur Dunkelseite abtransportiert, wo sie in den Wärmetauscheranlagen zur Erzeugung elektrischer Energie diente, bevor sie wieder abgestrahlt wurde. In den verschiedenen Flüssigkeiten gediehen eine ganze Reihe von Algenspezies, welche die Fäkalien der Mosdva aufnahmen und in Pflanzennährstoffe umwandelten. Die Pflanzen wiederum dienten zur Aufrechterhaltung der Atmosphäre. Die Dicke der Spiralrohre (keines maß unter zweieinhalb Metern im Durchmesser) bedeutete zudem eine ausgezeichnete Abschirmung vor der stellaren Strahlung.
    Die Mosdva zeigten ihnen Habitatrohre, die auf intensiven landwirtschaftlichen Anbau spezialisiert waren. Lebende Rohre, die mit dünnen Platten aus feinem silbrig-weißem Gewebe in Sektionen unterteilt waren. Industrierohre, in denen Maschinen entlang der zentralen Achse aufgehängt waren, direkt über den Spitzen der allgegenwärtigen Wedelpflanzen. (»Die Feuchtigkeit muß ihnen eine Menge zu schaffen machen«, sagte Oski dazu.) Riesige öffentliche Rohre, in denen es vor Mosdva nur so wimmelte.
    Zwei Stunden später schwebten sie in eine Sektion, die nach den Worten des Übersetzungsprogramms der administrativen Klasse des Dominions von Anthi-CL vorbehalten war. Joshua vermutete allmählich eine Gesellschaft, die streng hierarchisch nach aristokratischen Gesichtspunkten gegliedert war. Die Vegetation war üppiger als in den übrigen Rohren des Geflechts, die Technik weniger aufdringlich. Persönliche Wohnröhren zweigten von den größeren Gängen ab, und sie waren wesentlich besser ausgestattet als die Wohnsektionen, die sie bisher zu Gesicht bekommen hatten. Die Bevölkerungsdichte war im Gegenzug deutlich geringer. Zwei Drittel ihres Empfangskomitees sonderten sich ab, nachdem sie angekommen waren. Diejenigen, die bei den Menschen blieben, waren mit kybernetischen Prothesen aufgerüstet. Keinerlei offen zutage

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