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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sich um eine trichterförmige Antriebseinheit klumpten. Nur, daß diese Kugeln hier in strahlendem Violett-Weiß leuchteten, viel heller als die Photosphäre.
    »Es ist vor zwanzig Minuten aufgetaucht«, berichtete Beaulieu.
    Sie spielte die Aufzeichnung ab. Die Sensoren der Lady Macbeth hatten eine magnetische Anomalie innerhalb der Photosphäre entdeckt, Hunderte von Kilometern im Durchmesser, wo sich die Fluxlinien zu einem dichten Muster ähnlich einem Astknoten in einer Holzplanke verdichteten. Doch die Anomalie bewegte sich schneller als mit Orbitalgeschwindigkeit und wurde ständig größer. Beaulieu hatte die visuellen Sensoren auf die Stelle gerichtet. Zuerst war nichts außer einem endlosen scharlachroten Dunst zu erkennen, genauso gleichförmig wie ein Seenebel in der Dämmerung. Dann geschah das Unfaßbare, und lange schattige Wellen zogen über das Bild. Es waren echte Wellen, Falten im Gas, denn irgend etwas darunter brachte die glühenden Wasserstoffatome in Wallung und erzeugte in der ansonsten ruhigen Umgebung wirbelnde Strömungen. Ein heller Fleck aus weißem Licht wurde im roten Plasma erkennbar. Das Schiff stieg glatt und mühelos durch die äußeren Schichten der Photosphäre, Trichteröffnung voran, und schob eine gewaltige Bugwelle leuchtender Ionen vor sich her. Jede der fünf Kugeln leuchtete so hell wie ein weißer Zwerg, und sie strahlten unglaubliche Mengen an elektromagnetischer und thermischer Energie ab. Gewaltige scharlachrote Koronen quollen lawinenartig von der Trichterlippe und rieselten zeitlupenartig wie Sand zurück in die Photosphäre des roten Riesen. Der Rest wurde in den Trichter hineingesaugt und leuchtete dabei heller und heller, je weiter er kam, bis er von einer alles verzehrenden blendend weißen Flamme in der Nähe des hinteren Endes verschlungen wurde.
    »Die Kugeln sind dunkler geworden, seit es die Oberfläche erreicht hat«, berichtete Beaulieu. »Ihre externe Temperatur fällt mit der gleichen Geschwindigkeit.«
    »Sieht ganz so aus, als hättest du recht gehabt, Josh«, sagte Liol. »Es ist tatsächlich ein Staustrahltriebwerk. Wie es aussieht, holen sie sich ihre Materie direkt aus der Sonne, nachdem sämtliche Asteroiden verbraucht sind. Was für eine Vorstellung! Sie ernten die Sonne ab!«
    »Diese Wärmespeichertechnologie ist verdammt beeindruckend«, sagte Sarha. »Allem weit überlegen, was wir besitzen. Sie strahlen Hitze ab, während sie noch im Innern einer Sonne sind. Herr im Himmel!«
    »Die einfache Kompression von Photosphärenwasserstoff in einen stabilen gasförmigen Zustand mit anschließender Kondensation würde nicht soviel Hitze erzeugen«, sagte Alkad. »Sie scheinen den Wasserstoff an Ort und Stelle zu verschmelzen, verbrennen ihn zu Helium oder vielleicht sogar direkt zu Kohlenstoff.«
    »Mein Gott, sie müssen wirklich einen verzweifelten Bedarf nach Materie haben.«
    »Die Eisengrenze«, sann Joshua. »Man kann Atome nicht weiter als bis zum Eisen verschmelzen, ohne daß die Energiebilanz negativ wird. Bis zum Eisen wird bei jeder Verschmelzung Energie erzeugt.«
    »Ist das relevant?« fragte Liol.
    »Ich bin nicht sicher. Aber es macht Eisen für sie so wertvoll wie Gold. Und es kann nicht schaden zu wissen, was sie am meisten schätzen. Wahrscheinlich werden ihnen die Trans-Eisen-Elemente am meisten fehlen.«
    »Die Tatsache, daß sie auf diese außergewöhnliche Methode verfallen sind, gibt uns ein paar nicht zu verachtende Druckmittel an die Hand«, sagte Samuel. »Wir haben bisher keine Hinweise auf molekularbindungsverstärkte Strukturen in der Scheibenstadt gesehen. Unsere Materialwissenschaften versetzen sie in die Lage, ihre Materie weit effizienter auszunutzen, als sie das bisher tun. Jede Innovation, die wir ihnen in die Hand geben, besitzt das Potential, gewaltige Veränderungen bei ihnen hervorzurufen.«
    »Genau das ist es, was wir zu entscheiden haben«, sagte Syrinx. »Liol, gibt es etwas Neues von den ELINT-Satelliten, das uns weiterhelfen könnte?«
    »Nicht wirklich. Sie stehen inzwischen tausend Kilometer über der Dunkelseite, und wir haben einen ausgezeichneten Überblick. Im Grunde genommen genau das gleiche, was wir beim Anflug bereits gesehen haben. Ein paar Züge fahren herum, und sonst bewegt sich nichts. Oh, und wir haben ein paar Atmosphärenbrüche aufgezeichnet, die schlimm aussahen. Die Rohre müssen gebrochen sein. Wir sahen Leichen in den Gasfontänen.«
    »Offensichtlich tragen sie einen ständigen Kampf

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