Armageddon 06 - Der nackte Gott
Luke geschwommen kam. Sie bedachten ihn mit unterschiedlich mitfühlenden Blicken, die er reumütig zur Kenntnis nahm.
»Wir haben mit Syrinx und Cacus gesprochen«, begann Monica. Sie zuckte die Schultern, als sie Joshuas Reaktion bemerkte. Er war dabei gewesen, sich einen Beutel Tee mit heißem Wasser aufzufüllen und hatte innegehalten, um sie mit gehobener Augenbraue anzublicken. »Nicht nur wir finden keinen Schlaf, wissen Sie? Na ja, jedenfalls ist es ihnen zwischenzeitlich gelungen, sieben weitere Scheibenstädte zu lokalisieren.«
Joshua befahl dem Bordrechner, eine allgemeine Kommunikationsverbindung herzustellen, und wünschte der Oenone und ihrer Besatzung einen guten Morgen.
»Das Reich der Mosdva scheint ziemlich ausgedehnt zu sein«, berichtete Syrinx. »Nach der Verteilung der Scheibenstädte zu urteilen, die wir bisher aufspüren konnten, müssen wir unsere frühere Einschätzung nach oben hin revidieren. Würde auch passen, wenn wir davon ausgehen, daß sie zu Beginn siebentausend Asteroidenhabitate zu ihrer Verfügung hatten. Kempster und Renato haben unterdessen begonnen, auch die weiter von der Photosphäre entfernt liegenden Bereiche abzutasten. Bis jetzt haben sie in einem Bereich von zwanzig Grad über und unter der Ekliptik nicht einen einzigen Felsklumpen entdeckt. Quantook-LOU hat die Wahrheit gesagt, nach der stellaren Expansion scheint es tatsächlich verzweifelte Bemühungen gegeben zu haben, um nur ja jeden Brocken Materie zu bergen. Offensichtlich haben die Mosdva jedes verfügbare Gramm in ihre Scheibenstädte eingebaut.«
»Quantook-LOU hat nicht Bemühungen gesagt«, entgegnete Joshua. »Er hat von Kriegen gesprochen. Plural.«
»Die er ausnahmslos den Tyrathca in die Schuhe geschoben hat«, sagte Alkad.
Joshua bedachte die alte Physikerin mit einem düsteren Blick. Sie redete nicht viel, doch ihre Kommentare waren üblicherweise recht stichhaltig. »Sie glauben also, die Mosdva hätten früher die Herrschaft übernommen, als sie uns weismachen wollen?«
»Wir werden niemals wissen, wie sich die genaue Geschichte dieses Systems ereignet hat, aber ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß die Mosdva ihre Revolte unmittelbar nach der stellaren Expansion angefangen haben. In einer Zeit, in der die Tyrathca am stärksten von ihnen abhängig waren. Alles andere, was sie uns erzählt haben, läßt sie in einem ungewöhnlich warmherzigen Licht erscheinen. Ein unterdrücktes Volk, das sich abmüht, um seine lange verlorene Freiheit zurückzugewinnen? Bitte, Joshua. Die Geschichte wurde schon immer von den Siegern geschrieben.«
»Ich habe ebenfalls einige unserer weniger schönen Eigenschaften gefärbt«, entgegnete Joshua. »Das ist nur allzu menschlich.«
»Du hättest Quantook-LOUs Büro mit ein paar Nanowanzen impfen sollen«, sagte Liol. »Ich würde zu gerne wissen, was im Augenblick dort drin geredet wird.«
»Das Risiko war zu groß«, widersprach Monica. »Hätten sie die Wanzen entdeckt, könnten sie das schlimmstenfalls als feindseligen Akt interpretieren. Selbst wenn sie diplomatisch darüber hinweggesehen hätten, würden wir ihnen damit eine vollkommen neue Technologie an die Hand gegeben haben.«
»Ich glaube nicht, daß wir uns deswegen große Sorgen machen müßten«, sagte Liol. »Die Mosdva werden die Konföderation bestimmt nicht erobern; es sind die Tyrathca, über die wir uns Gedanken machen müssen.«
»Genug«, sagte Joshua. Er rückte ein wenig beiseite, um dem verschlafenen, unrasierten Ashly Platz zu machen, der in die Kombüse geschwebt kam. »So, da anscheinend alle wieder auf den Beinen sind, setzen wir uns am besten jetzt zusammen und überlegen, was wir als nächstes tun.«
Es gab eine weitere Entdeckung, bevor die Besprechung anfing. Joshua beendete gerade sein Frühstück, als Beaulieu eine kurze Datavis-Nachricht an ihn sandte mit der Bitte, sich auf die Sensoren der Lady Macbeth aufzuschalten. »Ich habe ein Mosdva-Schiff entdeckt«, sagte der große weibliche Kosmonik.
»Na endlich«, sagte Liol eifrig. Er schloß die Augen und schaltete sich auf die Sensoren.
Beaulieu hatte keinerlei visuelle Erweiterungsalgorithmen aktiviert, um das Rot der Sonne auszufiltern. Daher sah Joshua im ersten Augenblick nichts weiter als einen gewaltigen weißen Umriß, der aus dem Gravitationstrichter der Sonne herausstieg und auf Rendezvouskurs zu Tojolt-HI ging. Die gleiche Art von Schiff, die bereits am Rand angedockt hatte. Fünf gigantische Kugeln, die
Weitere Kostenlose Bücher