Armageddon 06 - Der nackte Gott
Und dabei habe ich noch ziemlich großzügige Reparaturmaßnahmen mit eingerechnet.«
»Dann haben Sie sich wahrscheinlich irgendwo vertan«, entgegnete Kempster Getchell.
»Entweder das, oder die Häufung der Siegelbrüche ist nicht normal.«
»Schon wieder einer!« rief Beaulieu. »An der gleichen Stelle wie der letzte, kaum hundert Meter voneinander entfernt!«
Auf der Brücke der Oenone wechselten Syrinx und Ruben alarmierte Blicke. »Nehmt euch alle visuellen Aufzeichnungen der ELINT-Satelliten vor«, sagte sie. »Versucht herauszufinden, welche Art von Aktivitäten vor den Siegelbrüchen stattgefunden hat.«
Ruben, Oxley und Serina nickten unisono. Ihre Bewußtseine verschmolzen mit den BiTek-Prozessoren, die die Satelliten steuerten.
»Sollen wir Joshua benachrichtigen?« fragte Ashly.
»Noch nicht«, entschied Syrinx. »Ich will ihn nicht beunruhigen. Wir wollen zuerst versuchen, den Grund herauszufinden.«
Eine Stunde nach dem Beginn der Verhandlungen hatten Joshua und Quantook-LOU eine Liste von zwanzig Punkten vorliegen, die sie austauschen wollten. Hauptsächlich handelte es sich um Informationen, Konstruktions- und Baupläne, formatiert im digitalen Standard der Mosdva und jeweils mit einer fertigen Probe versehen als Beweis, daß das Konzept nicht nur eine aufgeblasene Lüge war.
»Ich würde jetzt gerne zum Austausch reiner Daten kommen«, sagte Joshua. »Wir sind an Ihrer Geschichte interessiert; an allem, das Sie uns zur Verfügung zu stellen bereit sind. Astronomische Beobachtungen, insbesondere alles, was mit der stellaren Expansion zusammenhängt, jegliche signifikanten kulturellen Arbeiten, Mathematik, die biochemische Struktur Ihrer Pflanzen. Und noch mehr, wenn Sie einverstanden sind.«
»Ist das der Grund, weshalb Sie gekommen sind?« fragte Quantook-LOU.
»Ich verstehe nicht.«
»Sie sind um den Nebel herumgereist, Tausende von Lichtjahren nach Ihrer eigenen Schilderung. Sie kamen in dem Glauben, die Tyrathca wären die einzigen, die hier leben. Sie sagen, Sie wären nur gekommen, um zu handeln. Das glaube ich nicht. Es kann keinen sinnvollen Handel zwischen uns geben, dazu ist die Entfernung viel zu groß. Und es würde lediglich des Besuches zweier oder dreier Schiffe wie dem Ihrigen bedürfen, um sämtliche Unterschiede zwischen uns auszugleichen. Ihre Technologie ist der unseren so haushoch überlegen, daß wir nicht einmal imstande sind, durch Ihre Raumanzüge hindurch zu scannen und zu sehen, ob Sie tatsächlich das sind, was Sie zu sein vorgeben – was bedeutet, daß Sie jeden Apparat, den Sie hier sehen, in kürzester Zeit verstehen und duplizieren können, auch ohne unsere Hilfe. Im wesentlichen überhäufen Sie uns mit Geschenken, und doch sind Sie nicht von reiner Selbstlosigkeit getrieben. Sie geben vor, daß Sie zum Handeln gekommen sind. Sie beharren hartnäckig darauf, Informationen von uns zu erlangen. Deswegen stelle ich Ihnen nun die Frage: Ist das der eigentliche Grund, weshalb Sie zu diesem Sternensystem gekommen sind?«
»Du meine Güte!« stöhnte Joshua auf der sicheren Kommunikationsverbindung. »Ich bin nicht halb so gerissen, wie ich von mir geglaubt habe.«
»Keiner von uns ist das, wie es scheint«, entgegnete Syrinx. »Verdammt, er hat unsere Strategie vollkommen durchschaut!«
»Was für sich genommen eine nützliche Information darstellt«, sagte Ruben.
»Wie das?«
»Alles im Dominion von Anthi-CL wird in Form von Ressourcen bewertet. Quantook-LOU kontrolliert ihre Verteilung, was ihn zum Führer dieses Dominions macht. Außerdem ist er ein gewiefter Verhandlungspartner und ein geschickter Diplomat. Wenn das die Eigenschaften sind, die ein guter Anführer der Mosdva benötigt, dann bestätigt es den strengen Wettbewerb unter den Dominien. Wir können vielleicht immer noch Druck ausüben. Ich würde vorschlagen, daß Sie jetzt, wo die Katze aus dem Sack ist, mit offenen Karten spielen, Joshua. Sagen Sie ihm, was wir wollen. Offen gestanden – was haben wir an diesem Punkt schon zu verlieren?«
Joshua atmete tief durch. Auch wenn Ruben ohne jeden Zweifel recht hatte, konnte er sich nicht überwinden, den Erfolg ihrer Mission von der Großzügigkeit eines Xenos abhängig zu machen. Insbesondere angesichts der Tatsache, daß sie bisher so gut wie keinerlei Beweise für das hatten, was die Mosdva ihnen über die Geschichte von Mastrit-PJ oder die Natur ihres eigenen Volkes erzählt hatten. »Ich darf Ihnen gratulieren, Quantook-LOU«, sagte
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