Armageddon 06 - Der nackte Gott
ungeschickte Manipulation hätten Schaden erleiden können.
Nachdem die Xenos sich überzeugt hatten, daß ihre Kabine nicht aktiv gefährlich und die Atmosphäre für sie atembar war, zogen sie ihre Raumanzüge aus. Rasch wurden die kleinen elektronischen Geräte von den Übernetzen abgenommen und in die gewohnten Westen gehakt.
Beaulieu hatte einen Neutrinostreudetektor benutzt, um noch in der Luftschleuse alles zu überprüfen, was die Mosdva mit an Bord bringen wollten. Alkad und Peter halfen ihr beim Analysieren der verschiedensten Komponenten. Die Mosdva trugen kleine, mit chemischen Sprengstoffen gefüllte Zylinder bei sich, Laser, Diamantdrahtspulen und ein Gerät, von dem Alkad und Peter meinten, daß es einen starken elektromagnetischen Störimpuls abstrahlen konnte. Die internen Molekularbindungsgeneratoren reichten jedenfalls vollkommen aus, um die Integrität der Messe zu erhalten, falls die Mosdva auf den Gedanken kamen, feindselig zu agieren.
Interessanter noch als die Zahl der Waffen war die Menge an Implantaten, die jeder einzelne von ihnen in sich trug. Der zentrale Nervenstrang, der durch die Körpermitte verlief, besaß eine Reihe von Zusatzgeräten, die mit den Nervenbahnen verbunden waren. Synthetische Fasern waren im gesamten Gewebe verteilt und bildeten sozusagen ein zweites Nervensystem. Biochemische Steuervorrichtungen waren mit Drüsen und Kreislauf verbunden und ergänzten oder verstärkten die Funktion einzelner Organe oder Muskeln. Und in den Gliedmaßen versteckt saßen kompakte Zylinder, wahrscheinlich Waffen.
»Die Waffen kann ich ja noch verstehen«, sagte Ruben, als Beaulieu das Ergebnis ihrer Untersuchung über den allgemeinen Kommunikationskanal weitergab. »Aber der Rest scheint redundant zu sein. Vielleicht haben sich ihre Organe doch noch nicht so richtig an die Bedingungen der Schwerelosigkeit angepaßt.«
»Ich bin anderer Meinung«, widersprach Cacus. »Quantook-LOU besitzt bei weitem nicht so viele Implantate wie die anderen fünf. Ich würde sagen, seine Eskorte besteht aus einem Mosdva-Äquivalent unserer aufgerüsteten Söldner. Sie sind selbst dann noch imstande, weiter zu funktionieren, wenn sie schwer verletzt wurden.«
»Wahrscheinlich hat es etwas zu bedeuten, daß Quantook-LOUs physiologischer Zustand dem der anderen weit überlegen ist«, sagte Parker Higgens. »Seine Knochen sind dicker, und nach dem, was wir von seinen inneren Organen gesehen haben, funktioniert ihre Biochemie mit höherer Effizienz. Daraus schließe ich, daß er speziell gezüchtet wurde. Fünfzehntausend Jahre sind keine lange Zeit für eine vollständige genetische Adaption an die Schwerelosigkeit. Es gibt einfach zu viele Unterschiede zum Leben auf einer Planetenoberfläche.«
»Falls Sie recht haben, würde das unsere Theorie von einer aristokratischen Gesellschaftsstruktur untermauern«, sagte Cacus. »Ihre gesamte Verwaltungsklasse wäre eine Art Elite.«
»Quantook-LOU besitzt eine ganze Menge Prozessoren, die mit seinem Äquivalent eines Kortex’ verbunden sind«, sagte Oski. »Weit mehr als die Soldaten. Sie verstärken seine Erinnerungsfähigkeit und seine analytischen Fähigkeiten auf eine ähnliche Weise wie unsere neuralen Nanoniken.«
»Physische und mentale Überlegenheit«, sinnierte Liol. »Das ist ziemlich faschistisch.«
»Nur nach menschlichen Begriffen«, mahnte Ruben. »Und es ist der Gipfel an Vermessenheit, wenn wir unsere menschlichen Maßstäbe und Werte bei Xenos anlegen und sie danach beurteilen.«
»Verzeihung«, murmelte Liol. Er blickte sich auf der Brücke um und sah, wie Ashly und Dahybi wegen der snobistischen Zurechtweisung des großen Edeniten grinsten. Sarha gab ihm einen aufmunternden Wink.
»Jede Aristokratie ist in historischer Hinsicht arrogant«, sagte Syrinx. »Wenn alle Dominien genauso strukturiert sind, dann würde das erklären, warum ihre Meinungsverschiedenheiten so schnell zu Kriegen eskalieren. Die herrschende Klasse betrachtet ihre Soldaten als entbehrlich. Sie sind nichts weiter als Ressourcen, die wie alles andere auch zum Vorteil des Dominions ausgebeutet werden.«
»Und wie genau passen wir in diese hübsche kleine Hierarchie?« fragte Sarha.
»Wir besitzen etwas, das für sie wertvoll ist«, antwortete Parker. »Wir selbst sind entbehrlich, und genau auf dieser Grundlage werden sie mit uns verhandeln.«
Joshua glitt durch die untere Decksschleuse auf die Brücke und begab sich auf seine Beschleunigungsliege. Er ließ sich
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