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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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lächelte begeistert. »Komm, laß uns gehen! Komm!«
    Schwärze umfing die beiden, und dann waren sie verschwunden.
    Das Gefühl des freien Falls machte Jay nicht mehr das geringste aus. Sie schloß einfach die Augen und hielt den Atem an. Einer von Hailes traktamorphen Armen war tröstend um ihr Handgelenk geschlungen.
    Das Gewicht kehrte rasch wieder zurück. Jays Fußsohlen berührten festen Boden, und sie beugte die Knie ein wenig, um den Aufprall abzufedern. Licht leuchtete auf ihre fest zusammengekniffenen Augenlider.
    – Da wir sind.
    »Ich weiß.« Plötzlich verspürte Jay eine merkwürdige Nervosität. Sie hielt die Augen geschlossen.
    – Ich hier lebe.
    Hailes Tonfall war so drängend, daß Jay einfach hinsehen mußte. Die Sonne stand tief über dem Horizont und besaß noch nicht die volle Kraft des anbrechenden Tages. Lange Schatten fielen hinter Haile und Jay auf den ebenholzschwarzen Kreis, in dem sie materialisiert waren. Er lag mitten in einer freien Landschaft, die sich sanft gewellt Hunderte von Kilometern bis zum Horizont zu erstrecken schien. Flache konusförmige Berge aus blassem Fels, durchzogen von hellpurpurnen Schluchten, erhoben sich majestätisch aus dem üppigen Mantel blau-grüner Vegetation, nicht in einer Reihe ausgerichtet, wie es sonst der Fall war, sondern über die gesamte Steppe verstreut. Große mäandernde Flüsse und Nebenflüsse hatten sich Wege durch die Täler gebahnt, und sie glitzerten silbern im freundlichen Licht der Sonne, während hauchfeine Dunstschleier die Ausläufer der Berge säumten.
    Der Anblick war absolut atemberaubend, Natur, wie es prachtvoller nicht ging. Und doch war nichts daran natürlich; genau so hatte sich Jay das Innere eines edenitischen Habitats vorgestellt, aber in einem unendlich kleineren Maßstab. Hier war nichts Häßliches erlaubt, die kunstvolle Geometrie stellte sicher, daß diese Welt keine dunklen, stickigen Sümpfe und leblosen Lavafelder besaß.
    Was sie nicht daran hinderte, durch und durch wunderschön auszusehen.
    Mitten in die Landschaft schmiegten sich Häuser; hauptsächlich Kiint-Kuppeln der verschiedensten Größen, aber auch einige verblüffend große Wolkenkratzer, die aussahen wie von Menschenhand errichtet. Und es gab Konstruktionen, die mehr an Skulpturen als an Gebäude erinnerten: Eine bronzene Spirale, die ins Nichts führte, smaragdfarbene Kugeln, die aneinanderklebten wie Seifenblasen. Jedes einzelne der Gebäude stand für sich allein; es gab weder Straßen noch Feldwege, soweit Jay sehen konnte. Nichtsdestotrotz und ganz ohne jeden Zweifel befand sie sich mitten in einer Stadt, einer Stadt, die großzügiger und weitläufiger angelegt war als alles, was die Konföderation jemals erreicht hatte. Die perfekte post-urbane Eroberung des Landes.
    »Und wo wohnst du jetzt?« fragte Jay.
    Hailes traktamorpher Arm wickelte sich von Jays Handgelenk und streckte sich aus. Der ebenholzfarbene Kreis war umgeben von einer breiten Wiese aus glänzenden aquamarinfarbenen Gräsern, die gesäumt wurde von kleinen Hainen. Wenigstens sie sahen aus wie natürlich gewachsene Wälder und nicht wie eine künstlich gestaltete Parklandschaft. Mehrere verschiedene Arten wuchsen wild durcheinander, schwarze oktagonale Blätter und gelbe Parasole, die miteinander um Licht und Raum kämpften, lange glatte Stämme mit einem flaumigen Ball aus pinkfarbenen Farnbüscheln auf der Oberseite, die aus mehr buschigen Pflanzen ragten und an gigantische gelbe Schilfweiden erinnerten.
    Durch eine Lücke zwischen den Bäumen in einer Entfernung von vielleicht einem halben Kilometer war eine stahlblaue Kuppel zu sehen. Sie sah kaum größer aus als die Bauwerke der Kiint in Tranquility.
    »Das ist hübsch«, sagte Jay höflich.
    – Es einen Unterschied hat zu meinem ersten Zuhause im Ringsumher. Die Universalversorger das Leben wunderbar erleichtern.
    »Ganz bestimmt sogar. Und wo stecken jetzt all deine Freunde?«
    – Komm. Vyano hat bereits von dir gehört. Er dich begrüßen möchte.
    Jay schnappte nach Luft, als sie sich umwandte, um dem Kiint-Jungen zu folgen. Hinter ihr befand sich ein riesiger See mit etwas darin, das ihrer festen Überzeugung nach nur das Schloß irgendeines magischen Elfenkönigs sein konnte. Dutzende von glatten, hoch aufragenden weißen Türmen erhoben sich aus dem Zentrum, und die höchsten Spitzen mit sicher mehr als einem Kilometer standen direkt in der Mitte. Zerbrechlich wirkende Brücken wanden sich ihren Weg durch die

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