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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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kommt jeden Augenblick, Püppchen«, rief sie.
    »Ich bin sofort fertig!« rief Jay zurück. Ungeduldig funkelte sie die Kugel an, die reglos über dem Korbstuhl schwebte. »Los doch, spuck’s schon aus!«
    Das Kleid glitt durch die purpurne Oberfläche. Es war immer noch nicht richtig! Jay stemmte die Hände in die Hüften und seufzte den Universalversorger resignierend an. »Der Saum ist zu tief! Ich hab’ dir doch gesagt, wie es aussehen muß! Der Saum darf nicht auf gleicher Höhe mit den Knien sein! Das sieht schrecklich aus!«
    »Verzeihung«, murmelte der Versorger schwach.
    »Ich schätze, mir bleibt im Augenblick keine andere Wahl, als es zu tragen. Aber du wirst es richtig machen, wenn ich heute abend wieder da bin.«
    Hastig schlüpfte sie in das Kleid und zuckte zusammen, als es über den großen blauen Fleck auf ihren Rippen streifte (Die Kante des Surfbretts hatte sie heftig getroffen, als sie heruntergefallen war). Auch die Schuhe waren völlig daneben. Weiße Turnschuhe mit einer Sohle, die dick genug war, um zu einem Dschungelstiefel zu gehören. Und die Socken! Blau! Sie seufzte ein letztes Mal über ihr Märtyrertum und nahm den steifen Strohhut (wenigstens den hatte das dumme Ding richtig gemacht), um ihn aufzusetzen. Ein rascher Blick in den Spiegel über dem Waschbecken, um herauszufinden, wie schlimm es tatsächlich stand – und sie erblickte Prinz Dell auf ihrem Bett. Sie verzog das Gesicht, als heftige Schuldgefühle in ihr aufstiegen. Aber sie konnte Prince nicht zu Hailes Heimatplaneten mitnehmen. Es war vollkommen unmöglich. Der ganze Ärger mit dem Kleid war nur aufgekommen, weil sie der erste Mensch war, der jemals dort sein würde. Und sie war ganz sicher, daß angemessene Kleidung erforderlich war. Schließlich war sie eine Art Botschafterin für ihre gesamte Rasse. Sie konnte sich genau vorstellen, was ihre Mutter sagen würde. Es schickte sich einfach nicht, ein altes abgewetztes Spielzeug mit sich herumzutragen.
    »Jay!« rief Tracy von unten.
    »Ich komme!« Jay platzte zur Tür hinaus und rannte auf die kleine Veranda des Chalets. Tracy stand neben den Stufen und benutzte eine Messingkanne mit einem langen Schnabel, um die herabhängenden Geranien in den Balkonkästen zu gießen. Sie musterte das kleine Mädchen gründlich.
    »Sehr hübsch, Püppchen, wirklich sehr hübsch. Gut gemacht, das Kleid war eine ganz ausgezeichnete Wahl.«
    »Danke sehr, Tracy.«
    »Vergiß nur nicht, du wirst eine Menge neuer Dinge sehen. Einige davon werden ganz und gar erstaunlich sein, da bin ich sicher. Bitte versuche nur, möglichst ruhig zu bleiben.«
    »Ich werde mich benehmen, Tracy, versprochen.«
    »Ich bin sicher, das wirst du.« Tracy gab ihr einen kleinen Kuß. »Und jetzt lauf los.«
    Jay rannte die Treppen hinunter, doch dann blieb sie wieder stehen. »Tracy?«
    »Was denn?«
    »Wie kommt es eigentlich, daß du noch nie auf Riyine gewesen bist? Haile sagt, es sei wirklich eine ganz wichtige Welt, eine ihrer Hauptwelten.«
    »Oh, ich weiß es nicht. Ich war wohl zu beschäftigt, als daß ich diese Art von Sightseeing genossen hätte. Jetzt, wo ich die Zeit habe, fehlt mir die rechte Lust. Wenn man ein technologisches Wunder gesehen hat, kennt man alle.«
    »Es ist nie zu spät«, sagte Jay großzügig.
    »Vielleicht ein andermal. Und jetzt lauf los, du kommst noch zu spät. Und Jay, vergiß nicht, wenn du eine Toilette benötigst, ruf einfach einen Versorger. Niemand wird es peinlich oder gar beleidigend finden.«
    »Ja, Tracy. Tschüs.« Sie drückte ihren Strohhut mit einer Hand auf den Kopf und rannte über den Sand in Richtung des schwarzen Kreises davon.
    Die alte Frau blickte ihr hinterher, und ihre übergroßen Knöchel packten den Griff der Gießkanne viel zu fest. Das helle Sonnenlicht glitzerte in der Flüssigkeit, die sich in ihren Augenwinkeln gesammelt hatte. »Verdammt«, flüsterte sie.
    Haile materialisierte, als Jay noch zehn Meter vom Kreis entfernt war. Sie jauchzte auf und rannte noch schneller.
    – Freundin Jay. Ein wunderschöner Morgen es ist.
    »Ja, ein wundervoller Morgen!« Sie kam neben Haile zum Stehen und warf die Arme um den Hals des Kiint-Jungen. »Haile! Du wirst jeden Tag größer!«
    – Sehr viel wachsen ich.
    »Wie lange dauert es, bis du so groß bist wie die Erwachsenen?«
    – Acht Jahre. Und die ganze Zeit es juckt.
    »Ich werde dich kratzen.«
    – Du eine wahre Freundin bist. Wir gehen?
    »Ja!« Jay vollführte einen kleinen Freudensprung und

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