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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Jenseits?«
    »Ich fürchte ja. Es muß das sechste Reich sein, die namenlose Leere. Die Entropie ist der einzige Herrscher hier. Am Ende werden wir alle von ihr aufgezehrt.«
    »Das hier hat nichts mit der Starbridge-Religion zu tun«, entgegnete die Habitat-Persönlichkeit scharf. »Es ist nicht mehr und nicht weniger als ein Aspekt der physikalischen Realität, und wenn wir erst seine Grundlagen verstanden und erfaßt haben, werden wir wissen, wie wir einen Wurmloch-Zwischenabschnitt öffnen und entkommen können. Wir haben diesen Kreaturen und ihrem Schmarotzertum an uns bereits Einhalt geboten.«
    Dariat blickte sich mißtrauisch in der leeren Station um. »Wie das?«
    »Die Adern des Habitats wurden stillgelegt. Es fließt keine Nährflüssigkeit mehr.«
    »Ach du meine Güte!« entfuhr es Dariat. »Das war kein kluger Schachzug.«
     
    Als ihre Nahrungsquelle unerwartet versiegte, schrien die Orgathé empört auf mit ihren fremdartigen, körperlosen Stimmen und machten sich auf die Suche nach weiteren Quellen roher Lebensenergie. Ihre Verwandten, die sich in den Organen der südlichen Abschlußkappe festgesetzt hatten, antworteten auf die gleiche Weise. Selbst dort trockneten die reichen Ströme aus, auch wenn die Organe selbst vor Lebensenergie noch glühten wie ein Hochofen. Es reichte für Tausende von ihrer Art.
    Eines nach dem anderen brachen sich die Orgathé durch die Sternenkratzer nach oben Bahn und machten sich auf den Weg.
    Dariat, Tolton, Erentz und mehrere ihrer Verwandten standen draußen vor einer der Kavernen in der Abschlußkappe, die sie als Garagen für die wenigen noch funktionierenden Transportfahrzeuge benutzten. Sie schirmten die Augen vor dem geschwächten mandarinenfarbenen Glühen der Axialröhre ab und beobachteten einen der schwarzen Kolosse, der aus einer zusammenbrechenden Lobby nach oben in das Innere des Habitats jagte. Mit voll entfalteten Flügeln war er größer als eine orbitale Frachtfähre. Unter seinem warzigen Unterleib gefror die Luft und bildete einen kleinen perlweißen Wirbelsturm aus Schnee und Hagel, der auf die Landschaft prasselte.
    Erentz stieß erleichtert den Atem aus. »Wenigstens nehmen sie alle Kurs auf die südliche Kappe.«
    – Inzwischen fressen sich mehr als dreißig dieser Biester durch unsere Organe! entgegnete die Habitat-Persönlichkeit. – Die Schäden, die sie anrichten, erreichen allmählich ein gefährliches Niveau. Außerdem gibt es im Igan-Sternenkratzer nur eine einzige Druckschleuse, die ein Leck und damit das Entweichen der Atmosphäre verhindert. Ihr müßt in die Offensive gehen, etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig. Dariat, werden die Flammenwerfer ausreichen, um sie zu töten?
    – Nein. Seelen können nicht getötet werden, nicht einmal hier. Sie verblassen höchstens zu Gespenstern und vielleicht sogar etwas noch viel Schwächerem.
    – Du weißt genau, was wir meinen, Junge.
    – Ja. Sicher. Okay. Das Feuer wird das Fluidum angreifen, aus dem sie sich konstituieren. Sie brauchen sehr lange Zeit, um sich an die hier im Habitat herrschende Hitze zu akklimatisieren. Wir sind hier Thoale weiß wie viele tausend Grad über der normalen Umgebungstemperatur dieses Kontinuums.
    – Du meinst hundert.
    – Ich meine genau das, was ich gesagt habe. Jedenfalls sind sie nicht imstande, einen direkten Treffer aus physikalischer Hitze zu überstehen. Laser oder Maser werden einfach abgelenkt, aber Flammen trennen sie von ihrem Fluidum und lassen die Seelen nackt zurück. Sie verwandeln sich in das, was die Besessenen auch sind, nämlich Geister, die durch das Parkland schleichen.
    – Exzellent.
    »Aber was wollen sie mit all dieser Lebensenergie, wenn sie sowieso nicht sterben können?« fragte Erentz.
    »Sie verleiht ihnen mehr Kraft als dem Rest«, antwortete Dariat. »Wenn sie erst erstarkt sind, bleiben sie eine ganze Weile frei, bis sich die Lebensenergie wieder verflüchtigt hat.«
    »Frei? Wovon?« fragte Tolton beunruhigt. Er mußte mehrere Schritte von seinem Freund entfernt stehen, nicht aus Grobheit. Dariat war eisig kalt. Auf seiner Toga kondensierte Feuchtigkeit wie auf einer Flasche, die frisch aus dem Kühlschrank kommt. Allerdings benetzte keiner der Tautropfen das Gewebe, wie Tolton bemerkte. Und das war nur eine der Merkwürdigkeiten, die Dariats neue Reinkarnation zeigte. Er verhielt sich anders, kleine Eigenheiten, die mit einem Mal ans Tageslicht traten. Er hatte Dariat verstohlen beobachtet, während sie aus der

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