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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Geschichte.«
     
    »Ich bin also gefallen«, erzählte Dariat. »Zehn verdammte Stockwerke tief durch den Schacht, und ich habe die ganze Zeit über geschrien. Thoale allein weiß, warum Selbstmörder sich so verdammt gern von Klippen und Brücken stürzen – wenn sie wüßten, wie das ist, würden sie sich bestimmt eine andere Methode ausdenken. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich tatsächlich absichtlich gesprungen bin. Die Habitat-Persönlichkeit hat mich gedrängt, es zu tun, aber dieses Ding kam immer näher, und dadurch wurde ich immer schwächer … wahrscheinlich habe ich einfach die Kontrolle über meine Beine verloren, weil ich so entkräftet war. Was auch immer … Jedenfalls bin ich über die Kante gestolpert und auf dem Dach des Aufzugs aufgeschlagen. Mein Körper ist ein paar Zentimeter tief eingedrungen, so hart war der Aufprall. Scheiße, das hat vielleicht weh getan. Ihr habt keine Ahnung, wie schlimm sich feste Materie für einen Geist anfühlt. Na ja, ich stehe also gerade im Begriff, meine Beine durch das Dach zu zwängen, als das verdammte Mistding direkt neben mir landet. Ich konnte es kommen spüren; es war wie ein Schwall flüssiges Helium, der durch den Schacht schießt. Das Interessante daran war, daß es nicht zerbrach, als es aufgeprallt ist. Es ist auseinandergespritzt.«
    »Auseinandergespritzt?« fragte Tolton.
    »Ganz genau. Es ist zerplatzt wie ein mit Wasser gefüllter Luftballon. Der ganze Schacht war vollgespritzt mit diesem zähen flüssigen Zeugs, einfach alles, einschließlich mir. Die Flüssigkeit hat mit meinem Körper reagiert. Ich konnte die Tropfen spüren. Es war, als wäre ich von einem eisigen Sprühregen umgeben.«
    »Wie meinst du das, die Flüssigkeit hat mit deinem Körper reagiert?«
    »Sie hat sich verändert, während sie durch mich hindurchgespritzt ist. Die Farbe und Struktur der Tropfen schien zu versuchen, sich den Bereichen meines Körpers anzupassen, durch die sie gerade hindurchging, sowohl in der Farbe als auch in der Struktur. Ich schätze, meine Gedanken haben sie beeinflußt; schließlich ist mein Körper ja auch nur ein Produkt meiner Vorstellung. Also war es meine Vorstellung, die mit der Flüssigkeit interagiert und ihr Form und Gestalt verliehen hat.«
    »Der Geist herrscht über die Materie«, sagte Erentz skeptisch.
    »Ganz genau. Diese Kreaturen unterscheiden sich nicht von menschlichen Geistern, nur, daß sie ganz aus diesem Zeug bestehen. Eine stoffliche Visualisierung, sozusagen, aber sie sind nichts weiter als Seelen, genau wie wir.«
    »Und wie bist du dann wieder stofflich geworden?« fragte Tolton.
    »Wir haben um die Flüssigkeit gekämpft, ich und die Seele dieses anderen Dings. Der Aufprall hat es einen Augenblick lang verwirrt, und es ließ in seiner Konzentration nach. Deswegen konnte die Flüssigkeit umherspritzen. Wir fingen beide an, so viel davon in uns aufzusaugen, wie wir nur konnten. Und ich war verdammt viel stärker als dieses Ding. Ich habe gewonnen. Ich hab’ bestimmt drei Viertel der Flüssigkeit gewonnen, bevor ich mich zurückgezogen habe. Und anschließend hielt ich mich in den unteren Stockwerken versteckt, bis die anderen sich aus dem Sternenkratzer zurückgezogen hatten.« Dariat blickte den Kreis zweifelnder Gesichter der Reihe nach an. »Wißt ihr, warum sie hergekommen sind? Valisk steckt voller Energie, die sie nutzen können. Es ist die Art von Energie, aus der unsere Seelen bestehen. Lebensenergie. Sie werden von ihr angezogen wie Bienen von Blütenpollen, ein unwiderstehlicher Zwang. Sie sind intelligent, genau wie wir, und sie sind aus dem gleichen Universum gekommen wie wir, aber heute werden sie nur noch von blinden Instinkten geleitet. Sie sind schon so lange hier, daß ihre Intelligenz stark nachgelassen hat, und sie verhalten sich irrational. Sie interessieren sich für nichts anderes als Lebensenergie, und sie stopfen alles in sich hinein, was sie kriegen können. Valisk ist die größte Quelle von Lebensenergie, die es hier jemals gegeben hat.«
    »Das machen sie also mit meiner Nährflüssigkeit«, sagte die Habitat-Persönlichkeit. »Sie absorbieren die Lebensenergie darin.«
    »Genau. Und damit wird sie wertlos. Und du kannst nichts von dem ersetzen, was sie dir entziehen. Dieses dunkle Kontinuum ist praktisch die Hölle des Jenseits.«
    Tolton setzte sich auf eine Treppenstufe und ließ die Schultern hängen.
    »Na wunderbar. Einfach wunderbar. Das hier ist also schlimmer als das

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