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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ununterbrochen neue Regenbögen bildeten. Die Schwäne waren alle verschwunden. Als ich mich wieder umwandte, schob Hoi Yin den Rollstuhl bereits ins Haus zurück. Ich wurde einfach nicht schlau aus dieser Frau.
     
    Ich fuhr zurück in Richtung Stadt, doch auf halbem Weg steuerte ich den Wegesrand an und hielt. Eine unterschwellige Frage, und schon wusste ich, dass niemand außer mir den Weg benutzte und auch kein Fußgänger in der Umgebung unterwegs war. Ich schüttelte verwundert den Kopf, als ich bemerkte, was ich gerade getan hatte.
    Ich schloss die Augen und lehnte mich in meinem Sitz zurück. Das war etwas, von dem ich gewusst hatte, dass ich es würde tun müssen, gleich im ersten Augenblick, als der Anruf mit der Nachricht von Penny Maowkavitz’ Ermordung gekommen war.
    – Eden?
    – Ja, Chief Parfitt?
    – Zeig mir bitte deine Aufzeichnungen von Penny Maowkavitz’ Tod.
    Es war eine Komposition aus Erinnerungen, zusammengesetzt aus den Eindrücken der zahlreichen Sinneszellen des Habitats, die rings um den gesamten Lincoln Lake verteilt waren – falsche Felsvorsprünge entlang der Ufer, kleine Abläufe mit Wänden aus Polyp, affinitätsgebundene Vögel und Feldmäuse, selbst glatte Steine, die scheinbar zufällig überall herumlagen, waren in Wirklichkeit Polyp. Eden mischte die Betrachtungswinkel zusammen, und ich hatte den Eindruck, als wäre ich ein unsichtbarer Geist, der neben Penny Maowkavitz herschwebte, während sie ihren Morgenspaziergang unternahm.
    Allein ihr Anblick genügte, um mir zu verraten, dass wir niemals miteinander ausgekommen wären. In ihrem Gesicht zeigte sich nicht die kleinste Spur von Sympathie für irgendetwas; sie trug einen schwelenden Zorn in sich, der viel heißer brannte als Hoi Yins Dämon. Die Art und Weise, wie sie durch den Park stapfte, mit zielstrebigen Schritten, ohne auf den Weg zu achten, widerlegte jeden Eindruck eines gelassenen Spaziergangs. Sie genoss nicht den Anblick ihrer Umgebung, die wilden Blumen und das Gewirr von Bäumen mit ihrem ästhetischen Reiz ließen sie vollkommen kalt. Sie suchte lediglich nach Fehlern und Makeln im Design, Dingen, die es zu verbessern galt.
    Sie kam ans Seeufer und marschierte über den Streifen aus feinem Sand. Schweißperlen erschienen auf ihrem Gesicht und glitzerten im silbernen Schimmer der axialen Lichtröhre. Ich konnte ihren Moschusgeruch in der klaren Luft riechen. Sie öffnete ihre lange Jacke, und Ärger überflog ihr Gesicht, als ihre Hand die Vektorregulatoren berührte, die sie um den Leib geschnallt trug.
    Zehn Meter von ihr entfernt ging der Servitor-Schimp vorbei in Richtung See. Er trug einen dunklen Werkzeugsack, in dem seine Gartengeräte verstaut waren. Der Stoff war fleckig und alt, die Tasche ausgebeult und prall. Penny Maowkavitz schenkte dem Schimp nicht die geringste Aufmerksamkeit.
    Ich konzentrierte mich auf ihr Gesicht. Die Perücke saß nicht ganz gerade, und ihre Lippen bewegten sich, wie es häufig bei Leuten der Fall ist, die in Gedanken versunken sind. Ich war sicher, dass sie gerade die Stirn in Falten legte, als der Schimp die Hand in den Werkzeugsack steckte. Was für ein Problem es auch immer gewesen sein mochte, über das Penny Maowkavitz nachdachte, die Lösung entzog sich ihr. Der Schimp nahm den Revolver hervor, schwang ihn herum und zielte auf Penny Maowkavitz. Überraschung flackerte in ihren Augen auf, und sie wollte den Mund öffnen. Unter ihren Füßen registrierten Edens Beobachtungsroutinen das Objekt in der Hand des Schimps. Die Mustererkennungsprogramme reagierten augenblicklich. Penny Maowkavitz’ alarmierter Entsetzensruf erreichte das neurale Stratum. Er endete unvermittelt, als der Schimp den Abzug betätigte.
    Blut und Gehirnmasse spritzten aus Pennys zerplatzendem Schädel.
    Der Schimp erstarrte, als Edens panischer Befehl seine Nervenimpulse überlagerte. Doch nicht einmal das Habitat konnte verhindern, dass seine Zähne angstvoll klapperten. Primitive Emotionen wirbelten durch sein einfaches Gehirn: Entsetzen, Bedauern, Panik – die letzten Überreste seines animalischen Ursprungs drängten sich an die Oberfläche.
    – Würde ich über einen höher entwickelten Instinkt verfügen, hätte ich den Servitor viel früher festgesetzt, sagte Eden bekümmert. – Wie die Dinge liegen, habe ich zu lange gebraucht, um die Waffe als das zu identifizieren, was sie war. Penny Maowkavitz könnte womöglich noch am Leben sein, wenn ich schneller gewesen wäre.
    –

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