Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
förmlich über; er hatte einfach nicht die Zeit, um die Waffe zusammenzusetzen und damit nach draußen in den Park zu spazieren.
Ich ignorierte die spöttischen Bemerkungen aus dem Hintergrund des Raums. Edens Sinneszellen im Polypboden sagten mir, dass sie von Quinna kamen. Mir war nicht einmal bewusst, dass ich danach gefragt hatte. Es würde wohl noch einige Zeit vergehen, bis ich mich wirklich an die Affinität gewöhnt hatte. – Sie überraschen mich. Nun, diese Information muss jedenfalls nicht vertraulich behandelt werden, im Gegenteil.
– Jawohl, Sir.
– Shannon, wie kommen Sie mit dem Zugriff auf Maowkavitz’ Computerdateien voran?
– Langsam, Boss. Sie winkte mir grüßend hinter ihrem Terminal zu, dann senkte sie den Kopf wieder. – Ich habe etwa zwanzig Prozent der Daten entschlüsselt, die sie auf ihrem Rechner bei sich zu Hause gespeichert hatte. Bis jetzt handelt es sich ausnahmslos um genetische Arbeiten; ich verstehe kein Wort davon. Rolf hat mich damit zur Pacific Nugene geschickt, um mir dort weiterhelfen lassen. Bis jetzt haben sie sich noch nicht wieder gemeldet. Die Dateien waren übrigens ziemlich leicht zu entschlüsseln. Allerdings gibt es eine ganze Reihe von Dateien, die einen sehr viel komplizierteren Schlüssel besitzen. Sie hat keinerlei Kodes hinterlassen, nicht einmal in ihrem Testament. Das ist wirklich eigenartig, denn die Dateien sind ungewöhnlich groß. Sie enthalten ohne Zweifel viel Arbeit.
– In Ordnung, arbeiten Sie bitte vorrangig daran weiter. Ich möchte wissen, was sich in diesen Dateien verbirgt. Heute noch, falls möglich.
Sie hob erneut den Kopf und schenkte mir ein gequältes Grinsen. – Ich bemühe mich, eine Entschlüsselungsprozedur zu entwickeln.
– Meine Güte, eine Beamtin mit Initiative! Was erwartet mich als Nächstes?
– Vielleicht eine Beamtin mit einem anständigen Gehalt?, schoss sie zurück.
Ich gab es auf. An Rolf gewandt fragte ich: – Hatten wir wenigstens Glück mit dem Sack, in dem die Waffe verborgen war?
– Nein. Es ist ein ganz gewöhnlicher Reisesack, der in Australien hergestellt wird und seit sechs Jahren in Produktion ist. Die JSKP verteilt die Säcke an jede Familie, die hierher kommt; sie sind bei den Frachtkisten, die man uns schickt, um alles darin zu verstauen. Neunzig Prozent der Bewohner Edens haben so einen Sack irgendwo zu Hause im Regal. Es ist unmöglich, ihn zurückzuverfolgen. Das medizinische Labor der Klinik hat ein paar Untersuchungen für uns durchgeführt. Keine Fingerabdrücke, aber damit war auch nicht zu rechnen. Er wurde mit einem Papiertuch abgewischt; sie fanden Spuren von Fasern und konnten sie als Küchentuch identifizieren. Sie fanden außerdem ein paar Haare, die zweifelsfrei vom Schimp stammen. Aber nichts, das uns verraten würde, wer den Sack dorthin gebracht hat.
– Niemand hat gesagt, dass es einfach werden würde, Rolf. Ich bemühte mich angestrengt, nicht zu zeigen, wie besorgt ich inzwischen war. Zwei Tage massiver Untersuchungen durch ein motiviertes Team von Beamten, die eine Menge Energie in ihre Arbeit steckten, und wir waren der Lösung des Rätsels noch keinen Schritt näher als in dem Augenblick, in dem die Maowkavitz umgebracht worden war. Das war nicht gut. Eine winzige Welt, in der die Überwachung total war, und eine effektive Organisation, die Daten sammelte und korrelierte – und nichts. Absolut gar nichts. Niemand war so gut. Es gibt keinen wirklich professionellen Mörder. Sicher, es gibt Attentäter, Heckenschützen, Vertragskiller – aber wie ich schon zu Nathaniel gesagt hatte, ich glaubte nicht daran, dass es sich in diesem Fall um einen bezahlten Mord handelte. Das hier war ein Akt der Rache, der Vergeltung oder – entfernte Möglichkeiten … – der Leidenschaft und Eifersucht. Ein einmaliger Vorgang, heimlich bis ins Detail geplant.
Was bedeutete, dass es einen Fehler geben musste. Man kann einfach nicht jeden Aspekt vorhersehen, denn im Herzen des Verbrechens liegt der Grund für die Tat, das Motiv. Wenn die Polizei erst einmal ein Motiv hat, dann hat sie den Täter, ganz gleich, wie gut er seine Spur verwischt und welche Methoden er einsetzt.
Und nach allem, was ich wusste, fiel mir nicht der geringste Grund ein, warum irgendjemand auf Eden versuchen sollte, Penny Maowkavitz zu ermorden. Niemand, mit dem ich gesprochen hatte, konnte sie besonders leiden, aber alle hatten sie respektiert; es war wie eine dieser universellen Konstanten.
Die einzige Person,
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