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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Rückseite, wo Vater Cooke wohnte. Ich fand den Priester in seinem Wohnzimmer, wo er auf einem Holoschirm die Absenkung der Wolkenschaufel beobachtete.
    »Eigentlich müsste ich heute Morgen in der Schule Bibelunterricht erteilen«, sagte er mit einem zerknirschten Grinsen. »Aber die Kinder sind nicht besser als alle anderen; sie wollen unbedingt mitverfolgen, wie die Schaufeloperation vorangeht. Was mir eine Entschuldigung gibt, wie alle anderen auf den Schirm zu starren.« Er deutete auf einen Sessel, dann runzelte er die Stirn. »Sind Sie hingefallen, Chief?«
    Ich rieb unsicher über den Schmutzfleck auf meiner Uniformjacke. An meiner Hose klebten noch immer abgerissene Grashalme. Der Stoff war von oben bis unten verknittert. Die Uniform war frisch gereinigt und gebügelt gewesen, als ich am Morgen das Haus verlassen hatte.
    »Ja. Aber ich habe mir nichts gebrochen.« Ich setzte mich hastig und deutete auf den großen Bildschirm an der Wand. »Wie geht es voran?«, fragte ich.
    Der Schirm zeigte ein Bild des Ankerasteroiden vor der Wolkenlandschaft des Jupiter. Ein dünner Speer aus sonnenhellem Licht entsprang dem Zentrum der Radiatorpaneele. Die Auflösung war nicht besonders gut, aber der Speer sah aus wie geflochten. Cooke hatte den Ton leiser gestellt, bis die Stimme des Kommentators nur noch ein undeutliches Murmeln war.
    »Alles läuft genau nach Plan«, sagte Cooke. »Könnte gar nicht besser sein. Sehen Sie sich diese zusammengeschalteten Fusionsantriebe an, Zehntausende Tonnen Schub. Stellen Sie sich das vor! Manchmal denke ich, wir fordern den Allmächtigen persönlich heraus mit unseren Kunststückchen, indem wir den Kosmos nach unseren Bedürfnissen umbauen. Was für eine Kühnheit!«
    »Sie heißen es nicht gut?«
    »Ganz im Gegenteil, mein Sohn. Ich liebe diesen Aspekt meines Hierseins, direkt an der vordersten Front menschlicher Technologie und Ingenieurskunst. Raumflug und Hightech haben mich schon immer fasziniert. Das ist einer der wichtigsten Gründe, aus dem man mir Eden als Gemeinde gegeben hat. Der Bischof dachte, es sei schädlich für mich, doch meine Begeisterung dient schließlich dem Vorteil der Kirche.«
    »Aber Sie besitzen keine neuralen Symbionten.«
    »Selbstverständlich nicht, nein. Ich spreche durch meinen PNC-Wafer zu Eden. Und die Servitor-Schimps nehmen verbale Befehle entgegen, wenn irgendetwas im Haus gemacht werden muss. Das Einzige, was ich vermisse, ist dieses wunderbare mentale Telefon, wenn ich mit jemandem am anderen Ende des Habitats sprechen möchte. Andererseits ziehe ich es vor, mein Gegenüber vor mir zu haben, wenn jemand mit mir reden will. Es gibt ein paar Traditionen, die man erhalten und pflegen sollte.« Er lächelte mich in freundlicher Erwartung an, und Tausende von Falten überzogen sein sympathisches Gesicht.
    »Jocelyn und ich haben uns gestern Abend unterhalten«, begann ich lahm. »Das haben wir schon eine ganze Weile nicht mehr getan.«
    »Das ist sehr gut. Ein ermutigender Anfang.«
    »Möglicherweise. Verstehen Sie, die Zwillinge haben uns zu verstehen gegeben, wie sehr es ihnen auf Eden gefällt. Sie wollen hier bleiben.«
    »Nun, das hätte ich Ihnen schon vorher sagen können; ich habe es mehr als einmal erlebt. Wissen Sie eigentlich, warum die Mehrheit der Bevölkerung Boston unterstützt? Wenn Eden eine unabhängige Nation wird, werden sie zu legalen Bürgern. Mit anderen Worten, sie werden nicht mehr zur Erde zurückgeschickt, wenn ihr Vertrag bei der JSKP ausgelaufen ist.«
    Diesen Aspekt hatte ich noch überhaupt nicht bedacht. Typisch für einen Priester, dass er die wahren Beweggründe hinter all den schönen Worten über Schicksal und Freiheit erkannte. »Das Problem ist, die Zwillinge wollen unbedingt neurale Symbionten. Sie sagen, dass man sie ausgrenzen wird, wenn sie nicht affinitätsfähig sind.«
    »Womit sie Recht haben, und das wissen Sie sehr genau, mein Sohn. Ganz besonders Ihre Kinder. Ich nehme an, sie hatten es auf der Erde nicht leicht.«
    »Mein Gott, Sie können Gedanken lesen?«
    »Nein, mein Sohn, das kann ich nicht. Ich wünschte, ich könnte es; es würde meine Arbeit um einiges erleichtern, angesichts der Tatsache, wie sich manche Schafe bei der Beichte winden. Doch ich besitze eine große Menge an Erfahrung. Ich weiß, wie Sicherheitsleute und Polizisten auf der Erde betrachtet werden. Für mich wird immer deutlicher, dass der Preis einer industriellen Gesellschaft der vollkommene Zusammenbruch zivilen und

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