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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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moralischen Verhaltens ist. Die Verstädterung lässt unser Verantwortungsgefühl als Bürger abstumpfen. Eden ist eine vollkommene Abkehr von diesem Verhalten. Ein seelsorgerisches Ideal.«
    »Ja, vermutlich haben Sie Recht. Aber was sollen wir tun, Jocelyn und ich? Sie ist innerlich völlig zerrissen. Sie wünscht sich, dass die Zwillinge glücklich sind, mehr als alles andere, aber sie will nicht, dass es hier auf Eden ist.«
    »Im Gegensatz zu Ihnen.«
    »Mir ist es egal, wo sie sind, solange sie eine Chance auf Glück haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie irgendwo auf der Erde wieder glücklich werden, nicht jetzt, nachdem sie Eden gesehen haben. Nachdem sie gesehen haben, dass es ein anderes Leben gibt als das, was sie in der Arkologie geführt haben.«
    »Das ist verständlich. Wenn verstädterte Kinder hier oben ankommen und die Freiheit erleben, dann glauben sie tatsächlich, es wäre das Paradies.«
    »Sie sagen es schon wieder. Wie sehr Sie Eden gutheißen, meine ich.«
    »Wie bei jeder menschlichen Gesellschaftsform gibt es viel zu bewundern und viel zu bedauern. Sowohl physisch als auch materiell. Ich nehme an, Ihre Kinder werden nicht auf Argumente hören, die spirituelle Erfüllung zum Inhalt haben. Menschen unter fünfzig lassen sich kaum je davon beeindrucken.«
    »Wenn es nach mir allein ginge, würde ich bleiben«, sagte ich ernst. »Ich würde nur allzu gerne bleiben, das wissen Sie. Aber was ist mit Jocelyn? Affinität ist die größte Barriere zwischen uns, so ironisch das klingen mag. Ich kann einfach nicht sehen, wie sie sich jemals hier einleben soll. Nicht jetzt. Ich hatte alles so wunderbar geplant, bevor wir hergekommen sind. Sie würde eine Arbeit beim Büro des Gouverneurs annehmen; daheim in London hat sie in der Verwaltung der Delph-Arkologie gearbeitet. Die JSKP ist gut darin, Familienangehörigen eine passende Arbeitsstelle zu besorgen. Aber jetzt sieht es danach aus, als wäre Jocelyn nicht mehr dazu imstande – man benötigt Affinität für jeden Job, zur Kommunikation mit anderen Menschen. Wenn ich nichts anderes gelernt habe in den letzten paar Tagen, dann das. Und Jocelyn würde sich niemals ein Implantat einsetzen lassen. Was bedeutet, dass sie den ganzen langen Tag zu Hause sitzen muss. Stellen Sie sich vor, wie erniedrigend es für sie sein muss, ganz zu schweigen davon, wie deprimierend.«
    »Ja. Ich sehe Ihr Problem«, sagte Vater Cooke. »Ihre Kinder wollen nicht von hier weg, und Ihre Frau kann nicht bleiben. Und Sie lieben beide. Eine ziemlich schlimme Suppe, die Sie sich da eingebrockt haben, kein Zweifel.«
    »Und was sagen Sie? Soll ich weiterhin versuchen, Jocelyn zu einer Implantation zu überreden? Oder könnten Sie es vielleicht versuchen? Könnten Sie Jocelyn überzeugen, dass die Symbionten harmlos und nicht dem päpstlichen Edikt zuwider sind?«
    »Leider Gottes bin ich da gar nicht so sicher, mein Sohn«, sagte er bedauernd. »Überhaupt nicht. Vielleicht hat die Päpstin einen Fehler gemacht, als sie sich auf das Affinitätsgen konzentriert hat, statt auf das ganze Konzept dahinter. Ich bin mit der ersten Fuhre von Leuten hergekommen, die im Habitat leben, vor gut fünf Jahren. Ich habe gesehen, wie sie sich dank der kommunalen Affinität verändert haben. Meine Rolle als Seelsorger ist fast überflüssig geworden. Sie benötigen niemanden mehr, dem sie Beichten müssen, sie haben einander, und sie sind absolut ehrlich, was ihre Gefühle angeht. Die Affinität ermöglicht es.«
    »Und Sie sind dagegen, weil Sie befürchten, dadurch arbeitslos zu werden?«, fragte ich ungläubig und zornig, weil ich hinter seinen Worten so etwas wie Standesdünkel zu erkennen glaubte. Ich war hergekommen, damit er mein Problem löste, nicht, um mir sein Bedauern über die ausbleibenden Kirchgänger anzuhören.
    »Sie wenden sich nicht von mir ab, mein Sohn, oder von dem, was ich repräsentiere, der Kirche. Und es betrifft auch nicht die Christen allein; es gibt eine kleine islamische Gemeinde auf Eden, und auch dort wenden sich die Leute von ihren Lehren ab, obwohl sie in der Regel noch frommer sind als die alten Katholiken. Nein, die Affinität ist es, die die Menschen von Gott entfernt, vom Glauben. Die Affinität macht sie zu einer psychisch starken Gemeinschaft.«
    »Aber das ist doch sicherlich positiv?«
    »Ich wünschte, dem wäre so, mein Sohn. Aber so viel Selbstvertrauen zu besitzen grenzt an Hybris. Die absolute Ablehnung Gottes. Ich kann nicht gutheißen,

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