Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
was ich hier mit eigenen Augen ansehen muss. Ich bitte Sie von ganzem Herzen, reden Sie noch einmal mit Ihren Kindern. Versuchen Sie, sie zu überzeugen, wie seicht und leer ihre Leben letzten Endes wären, wenn sie hier leben müssten.«
Ich starrte ihn eine ganze Weile lang schweigend an, zu schockiert, um etwas zu erwidern. Was zur Hölle wusste er denn schon über Affinität? Was gab ihm das Recht, auf diese Weise zu urteilen? All meine alten Vorbehalte gegen die Kirche und die blinden Dogmen stiegen wieder in mir hoch. »Ich bin nicht sicher, ob ich das kann, Vater«, sagte ich tonlos.
»Ich weiß, mein Sohn. Ich bete für Sie, dass der Herr Sie in dieser schweren Angelegenheit führen möge. Doch ich spüre wirklich, dass Eden immer mehr vom göttlichen Geist verliert. In Seiner Weisheit hat uns der Herr eine Menge Schwächen gegeben, auf dass wir uns in Demut und Bescheidenheit üben. Doch diese Leute hier verhärten ihre Seelen.« Einen Augenblick lang zeigte sein Gesicht ein immenses Bedauern, dann setzte er sein übliches nichtssagendes Lächeln auf. »Bevor Sie gehen, mein Sohn, wollen Sie da nicht die Beichte ablegen?«
Ich erhob mich und lächelte höflich, aber bestimmt. Warum kann man einfach nie grob sein zu diesen Männern Gottes?
»Nein, Vater. Ich habe nichts zu beichten.«
– Hast du das alles gehört?, fragte ich Eden, als ich wieder in meinem Jeep saß.
– Wort für Wort.
Die Vorstellung von unendlicher Gelassenheit hinter dem Antwortgedanken beruhigte mich schließlich wieder. Ein wenig zumindest. – Und? Was hältst du davon? Benutzen wir alle dich und die Affinität wie eine Art Droge für unsere Gehirne?
– Was soll ich darauf antworten, Chief Parfitt? Ich denke, der Priester irrt sich, obwohl er ein anständiger Mann ist, der es gut meint.
– Ja. Gott schütze uns vor anständigen Männern, die es gut mit uns meinen.
– Was beabsichtigen Sie wegen Ihrer Familie zu unternehmen?
– Meine Güte, ich weiß es nicht. Ich vermute, du hast mich und Hoi Yin gesehen?
– Ja. Ihre Vereinigung wurde von meinen Sinneszellen registriert.
– Vereinigung, sinnierte ich. – So hat das glaube ich noch niemand genannt.
– Wing-Tsit Chong hat mir erklärt, dass manche Themen mit extremer Vorsicht gehandhabt werden sollten. Sex ist eines davon.
– Damit hat Wing-Tsit Chong sicherlich Recht. Ich lenkte den Jeep auf die Straße, die zur Polizeistation führte. Dort gab es einen Umkleideraum, ich konnte duschen und ihren Geruch abwaschen. Wahrscheinlich war es das gewesen, was Vater Cooke aufmerksam gemacht hatte. Gegen die verschmutzte Uniform konnte ich nichts tun. Es sei denn, ich schickte einen Servitor-Schimp, der sich in mein Schlafzimmer schlich.
Fast ohne nachzudenken sah ich mein Haus. Jocelyn saß im Wohnzimmer und verfolgte auf dem Bildschirm die Absenkung der Wolkenschaufel. Zwei Servitor-Schimps waren hundert Meter vom Vorgarten damit beschäftigt, das Pflaster zu reinigen. Es wäre nicht schwer, einen davon unbemerkt ins Haus zu schicken … Meine drei Ersatzuniformen hingen in einem Schrank – eine Erinnerung an den Abend zuvor stieg in mir auf. Jocelyn, wie sie die Anzüge aufhängte, vorsichtig darauf bedacht, sie nicht zu zerknittern.
Nein.
Ich würde mich nicht auf diese billige Weise aus der Affäre ziehen. Andererseits würde ich ihr auch nichts beichten.
Das war nicht die Antwort.
– Boss?, riss mich Shannon aus den Gedanken.
– Hallo, antwortete ich, und wahrscheinlich legte ich ein klein wenig zu viel ausgelassene Erleichterung in meine Reaktion. Ich spürte, wie sie zurückschrak.
– Äh, ich habe gerade die restlichen Dateien der Maowkavitz geknackt, Boss.
– Großartig. Was steht drin?
– Ich denke, Sie sollten selbst herauskommen und einen Blick darauf werfen.
– Bin schon unterwegs. In ihren Gedanken lag unterdrückte Erregung. Ich wendete den Wagen auf der Stelle und jagte auf die luxuriöse Wohnsiedlung am Rand von Eden-Stadt zu.
Davis Caldarola begrüßte mich an der Tür. Er trug eine sehr dunkle Sonnenbrille, und jede seiner Bewegungen wirkte gemessen und vorsichtig. Ein klassischer Fall von Kater.
– Tut mir Leid wegen gestern, sagte er leise. – Normalerweise benehme ich mich nicht so.
– Kein Problem. In meinem Beruf trifft man viele Menschen, die vor Trauer die Fassung verloren haben. Sie waren bemerkenswert beherrscht, glauben Sie mir.
– Danke.
– Wo finde ich Officer Kershaw?
– Im Arbeitszimmer.
Shannon räkelte
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