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Armageddon 1 - Das Musical

Armageddon 1 - Das Musical

Titel: Armageddon 1 - Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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gehen, so war auch
    dieser hier rundlich und rosig und besaß eine verblüffende Ähnlichkeit
    mit dem legendären Andy Divine. Er stemmte sich auf die Hintern der-
    jenigen, die dankbar waren dafür, und nickte einer hübschen Jungfrau zu,
    deren Aufgabe in der Bedienung der Fernbedienung bestand. Und dann
    blickte er auf den Bildschirm, der die gesamte Wand einnahm, und zwar
    mit einer Erwartung, die manch einen besorgten Beobachter mit Beden-
    ken erfül t hätte.

    Ein ganzes Stück weiter oben und auf der anderen Seite der Stadt kniete
    Päpstin Johanna ganz al ein in der kleinen Fernsehkapel e der Vatikan-
    stadt. Genaugenommen war es keine richtige Stadt, sondern lediglich ein
    weiterer dreckiger großer Betonbunker… doch ›Stadt‹ drückt etwas aus,
    was ›Betonbunker‹ nicht auszudrücken imstande ist.
    Für Joan gab es keine Fleischeslust. So etwas war streng verboten. Sich
    derartigen Lastern hinzugeben hätte bedeutet, sich vom Wahren Glau-
    ben abzuwenden. Wenn man ein Vermächtnis vol päpstlicher Verwor-
    fenheit erbt, in dessen heiligen Reihen sich solch illustre Exemplare wie
    Papst Alexander VI. oder Innozenz VIII. finden, dann muß man schließ-
    lich etwas beweisen. Wenigstens boten die wöchentlichen Scheiterhaufen
    ein wenig Abwechslung. Und obwohl der Dalai Lama wahrscheinlich
    nicht live aus seinem Bunkergefängnis senden würde, jagte doch der
    bloße Gedanke an seine bevorstehende Opferung Schauer der Lust
    durch jene Körperteile, an denen die Rosenkränze baumelten.
    Päpstin Johanna kniete nieder, geißelte sich ein paarmal mit einem Fla-
    gel um aus Plastik und drehte die Lautstärke auf.

    Unten in den Bunkern schlugen sich Herr Otto und Frau Ottilie Nor-
    malverbraucher die Bäuche mit den täglichen Lebensmittellieferungen
    vol , während sie unablässig die Bildschirme beobachteten. Es war noch
    ein wenig früh am Tag für al die Aufregung, doch sie hatten ein gutes
    Gefühl wegen der ganzen Geschichte. Im übrigen war die heutige Le-
    bensmittellieferung ganz speziell für diese Gelegenheit mit einem ausrei-
    chenden Quantum zusätzlicher Drogen versetzt worden.

    Glorias Gesicht fül te den Schirm. Ihre grünen Augen waren rotgerän-
    dert und tränenfeucht, das Make-up auf den delikaten Wangen mit Strei-
    fen durchsetzt. Und der Lippenstift war verschmiert. (Hä?) Die Masken-
    bildner hatten sich selbst übertroffen.
    »Es ist nun eine Stunde her, daß die telepathische Übertragung unseres
    geliebten Dalai Lama abgerissen ist. Meine lieben Freunde.
    Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
    Meine Trauer ist Ihre Trauer. Als wäre die Meldung über den Verlust
    einer der größten Gestalten in der Geschichte der Menschheit nicht ge-
    nug, um unsere Herzen mit Kummer zu fül en, setzt die schreckliche
    Nachricht, die mich in diesem Augenblick erreicht hat und die ich Ihnen
    nun verlesen muß, der elenden Geschichte die Krone auf.
    Bisher haben wir stets geglaubt, die Devianti wären eine unabhängige
    Gruppe von Separatisten, die nichts als ihre eigenen wahnwitzigen Pläne
    verfolgen. Doch das ist nicht der Fal . Diese Terroristen werden von
    einem der anderen Sender bezahlt. Gerade in diesem Augenblick ist eine
    weitere, eine zweite Entführung im Gange. Eine Todesschwadron der
    Devianti ist unterwegs, um den Abwehrkordon von…« Gloria tupfte
    sich eine Träne aus dem Auge und putzte sich abschließend mit dem
    spitzenbesetzten Taschentuch die Nase. Gezackte Linien huschten über
    den Schirm, dann wurde der Bildschirm schwarz, und der Sender war
    tot.

    Hubbard brach in einem Gewirr wogender Hintern zusammen.
    Päpstin Johanna zog den Stecker heraus.
    »Johanna!« kreischte Hubbard der Dreiundzwanzigste (oder auch
    XXIII.) »Diese verdammten verräterischen…«
    »… Bastarde!« vol endete Päpstin Johanna den Satz. »Das bedeutet…«
    »… Krieg, sollte man meinen.« Gloria drückte auf den roten Knopf.
    »Du bist wirklich ein richtiges Genie, meine Liebste«, seufzte Mrs. Vril-
    lium schmachtend. »Meinst du nicht auch, wir sol ten jetzt besser im
    Bunker Unterschlupf suchen? Nur, um auf Nummer Sicher zu gehen?«
    »Warum um alles auf der Welt sollten wir das tun? Niemand wird seine
    Bomben auf uns werfen, oder meinst du vielleicht doch?«

    Mungo Madoc vergrub das Gesicht in den Händen und murmelte leise:
    »Was für ein Unglück! Was für Kalamitäten!«
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    … der Untergrund. Es hat immer einen Untergrund gegeben. Dieser hier
    wurde von Tradition genährt. Und

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