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Armageddon 1 - Das Musical

Armageddon 1 - Das Musical

Titel: Armageddon 1 - Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Möglichkeiten waren schier endlos. Ein paar endlo-
    se, lastende Sekunden lang geschah überhaupt nichts. Dann, mit einer
    Plötzlichkeit, die einen vor Angst in die Hose machen lassen konnte,
    passierte alles auf einmal:
    Mungos Kopf dehnte sich grauenhaft aus. Seine Finger wurden länger.
    Wie rosige Schlangen schossen sie durch das Vorstandszimmer und ver-
    ankerten sich an der Decke und den Wänden. Dann begannen sie zu
    pulsieren. Der Tisch aus Goldenwood versank im Boden, und der Kräu-
    terteppich schob sich von al en Seiten über die Stelle, wo er kurze Zeit
    zuvor noch gestanden hatte. Ein großer Lichtkegel bildete sich, und ein
    starker Druck legte sich auf die Trommelfelle der Zuschauer. Der Raum
    erzitterte und bebte wie ein lebendiges Ding – was er ja auch war.
    Und dann war es vorbei. Das Beben hörte auf. Der Druck verschwand.
    Mungos Finger zogen sich auf ihre ursprüngliche Länge zusammen, und
    sein unnatürlicher Wasserkopf schrumpfte. Der Lichtkegel hingegeben
    blieb. Er glitzerte an den Rändern.
    Mungo pfiff, schüttelte den Kopf und ließ die Finger knacken. »Ja, in
    der Tat«, sagte er.
    Keiner wagte eine Frage zu stellen.

    Zwei Domestiken in der Uniform des Senders trugen das lebensgroße
    Portrait des verschiedenen Dalai Lama aus dem Raum. Eins von einem
    ganzen Dutzend Telephonen schrillte. Gloria nahm den Hörer ab. Die
    Stimme am anderen Ende der Leitung war ihr unbekannt. Es war eine
    schreiende Stimme. Gloria hielt den Hörer auf Armeslänge von sich und
    musterte ihn angewidert.
    »Soll ich, Liebes?« fragte Mrs. Vrillium.
    »Bitte, wenn du so nett sein könntest.«
    Mrs. Vrillium hielt den Hörer an ihr Ohr und lauschte einen Augen-
    blick. Dann brül te sie: »Leck mich!« und warf ihn krachend zurück auf
    die Gabel.
    »Wer war das?«
    »Artemis Scargill, Liebste, der Wortführer der Nahrungs- und Medico-
    Arbeitergewerkschaft. Er sagt, daß seine Gewerkschaftsmitglieder sich
    gezwungen sehen, dir das Mißtrauen auszusprechen, bevor nicht der seit
    langem schwelende Disput zwischen Management und Betrieb aus der
    Welt geschaffen ist. Und daß sie, nur um sicherzugehen, einen General-
    streik vorbereiten.«
    »Sie haben nicht viel Zeit verschwendet, wie?«
    Das Telephon schrillte erneut. Mrs. Vrillium zog den Stecker aus der
    Wand und warf den Überbringer schlechter Nachrichten in eine Ecke.
    Die Beleuchtung flackerte einen Augenblick lang.
    »Das war ganz ohne Zweifel die Elektrogewerkschaft. Sie wol te dich
    wissen lassen, daß sie ihre Unterstützung anzubieten bereit ist.«
    Gloria schnitt eine Grimasse. »Was ist mit den Technikern und den
    Produktionsteams?«
    »Das sind schon wieder verschiedene Gewerkschaften, meine Liebe.
    Obwohl Dan sich nie die Mühe gemacht hat, al ihren verschiedenen
    Beschwerden nachzugehen oder Konflikte zu klären. Deswegen nehme
    ich an, es wäre durchaus möglich, daß…«
    Gloria ließ sich in das kuschelige Sofa des Dalai Dan fallen und spielte
    geistesabwesend mit dem Kopfhörer des Holophons. »Das ist wirklich
    so störend wie Schmerzen im Hintern.«
    Die Augen der fetten Frau leuchteten bei der Nennung des Körperteils
    auf. »Möchtest du viel eicht, daß ich…?«
    »Nein, im Augenblick nicht, danke. Was sol ich wegen dieser Angele-
    genheit unternehmen?«
    »Dazu weiß ich auch nicht viel zu sagen, Liebste, der Dalai Dan hat sie
    immer streng unter Kontrolle gehalten. Jetzt liegt alles an dir.«
    Gloria machte einen Schmollmund. »Macht wenigstens der Krieg ir-
    gendwelche Fortschritte?« erkundigte sie sich erwartungsvoll.
    »Gegenwärtig haben die Fundamentalisten die Oberhand. Ein paar von
    Johannas Transmittern schmoren bereits im Fegefeuer.«
    »Sehr schön. Wenn die beiden anderen Sender erst ihren Betrieb einge-
    stel t haben…«
    »Dann haben wir auf der ganzen Linie gesiegt, wie es scheint. Ja.«
    »Ja.« Allmählich dämmerte Gloria die Bedeutung ihrer Worte. Wenn
    sie auf der ganzen Linie gesiegt hatte – was dann? Was würde sie damit
    anfangen? Sie warf den Kopfhörer beiseite und erhob sich vom Sofa. Sie
    durchquerte das Zimmer und blieb vor dem großen Fenster stehen, um
    durch die gewaltige schiefe Panoramascheibe auf den blauen Himmel zu
    starren. Dann sah sie nach unten und erblickte die wogenden fauligen
    braunen Wolken. Unter diesen Wolken gab es Tausende von Leuten, die
    in ihren Bunkern hockten und deren Überleben nun ganz allein in Glori-
    as Händen lag. Gloria war zu einer ganzen Menge

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