Armageddon 1 - Das Musical
Metaphori-
sche Hüte wurden an die Decke geworfen, und Mungo drohte in einem
Meer aus tief empfundenem Schulterklopfern zu ertrinken.
Ein ganzes Zeitalter menschlicher Geschichte näherte sich seinem letz-
ten Kapitel. Ein Planet stand im Begriff, aus dem Weltraum gewischt zu
werden, mitsamt al en Erinnerungen, Träumen, Wünschen und Hoff-
nungen. Die Menschheit würde so gründlich ausgelöscht werden, als
hätte sie niemals existiert.
Und diese Kerle bekamen eine Gehaltserhöhung!
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Ziehe al es in Zweifel und finde deinen
eigenen Weg der Erleuchtung.
Buddha
»Ich verstehe wirklich nicht, warum wir ihn die ganze Zeit mit uns her-
umschleppen müssen. Warum erschießen wir ihn nicht einfach und fer-
tig?«
Elvis schien verlegen um eine Antwort auf diese Frage, ganz im Ge-
gensatz zu Fergus Shaman. »Sie können doch den Dalai Lama nicht um-
bringen, Rex. So etwas macht man einfach nicht.«
»Dieser Kerl ist ein Massenmörder! Auch wenn er nie mehr als zwei
auf einmal umgebracht hat, kommt eine Menge zusammen! Er hat es
verdient, exekutiert zu werden, und das ist noch glimpflich!«
»Das mag sein, wie es will, Rex. Aber wer soll ihn exekutieren? Sie? Sie
haben noch nie im Leben jemanden getötet, oder?«
Rex’ Gesicht verzerrte sich in angestrengtem Nachdenken. »Nein«, ge-
stand er schließlich. »Ich hab’ tatsächlich noch niemanden umgebracht.«
»Genausowenig wie Sie«, sagte Fergus Shaman und blickte den Mann
in dem schicken Anzug aus Goldlamé an.
»Zwei oder drei vielleicht.« Elvis zuckte die Schultern. »Natürlich nur
in Notwehr.«
»Nein, haben Sie nicht.« Fergus grinste. »Sie beide sind die guten Jungs.
Sie springen dem Tod um Haaresbreite von der Schippe und kämpfen
für Gerechtigkeit. Selbst wenn Sie, wie Rex hier, die meiste Zeit über
nicht die geringste Ahnung haben, warum Sie tun,was Sie tun. Aber Sie haben noch nie jemanden wirklich umgebracht.«
»Om«, sagte der Dalai Dan. »Wenn das so ist, dann werde ich jetzt gehen.«
Elvis trat ihm gegen das Schienbein. »Vertrau nie den Worten eines A-
liens«, sagte er zu dem auf einem Bein hüpfenden Heiligen.
Die vier setzten ihren Weg durch die dunklen Gänge fort, ohne ein be-
stimmtes Ziel vor Augen. Jedenfal s sah es danach aus, während Dan
unablässig düstere Verwünschungen vor sich hinmurmelte und drohte,
daß seine Folterknechte einer nach dem anderen oder al e gleichzeitig
schon noch ihr Fett abbekommen würden.
»Heiliges Kanonenrohr!« rief Elvis unvermittelt. »Jetzt sieh sich das mal
einer an!«
Und es war in der Tat ein beeindruckender Anblick. Es gibt Zimmer,
und es gibt Zimmer. Und dieses Zimmer hier war, wie es der Zufal so
wollte, ein Schlafzimmer. Nach dem Mobiliar und dem Dekor zu urtei-
len, konnte man ohne zu übertreiben feststel en, daß es zu der eklekti-
schen Sorte gehörte. Auf einer nierenförmigen Spiegelkommode mit
einer zerkratzten Respalbeschichtung stand ein güldener Kandelaber, der
einst Graf Cagliostro persönlich heimgeleuchtet hatte. Ein Wandschrank
aus Rattan zeigte die Rücken zahl oser kostbarer und seltener Bücher.
Die Arbeiten von Crispin, Scotts Phallischer Workshop, die Brentford
Oktalogie, Das Buch der Mikrowellenküche vom Heiligen Michael,
Rushdies Satanische Verse. Kissen von Kaffe Fassett kuschelten sich auf
einem Sofa, das von Salvadore Dali entworfen worden war. Und im
Zentrum des Zimmers erhob sich ein gotisches Himmelbett mit einer
Bettdecke aus Frottierplüsch. Auf dieser Bettdecke lag eine üppige blon-
de Frau mit nichts auf dem Leib als einem einladenden Lächeln. Kein
Wunder, daß sie sich unverzüglich im Mittelpunkt des Interesses wieder-
fand.
»Ich will verdammt sein!« fluchte Elvis. »Ich meine Verzeihung,
Ma’am, daß wir hier so überraschend hereingeschneit sind.«
Die Blondine stützte sich auf die El bogen und reckte die Brust auf ei-
ne Weise, wie sie einst von den atemberaubenden Pin-Ups gewisser Her-
renmagazin bevorzugt worden war. Sie warf das Haar mit einer Kopfbe-
wegung in den Nacken und gähnte lautlos.
»Wir haben uns verlaufen«, sagte Rex ziemlich dümmlich.
»Ja«, stimmte Elvis zu. »Das stimmt.«
Fergus Shaman nickte. »Was für erstaunliche Nippel«, beobachtete er.
Dan sagte überhaupt nichts. Warum auch – ein Anblick wie dieser war
nicht eben neu für ihn.
»Tut uns wirklich leid, hier einzudringen«, begann Rex erneut. Er be-
mühte sich, die Blondine nicht anzustarren,
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