Armageddon 1 - Das Musical
Staaten
gewählt.«
»Ich kenne diesen Presley«, warf Garstang ein. »Er war ein Blödmann,
alles was recht ist.«
»Ich möchte nicht leichtfertig erscheinen«, entgegnete Fergus, »aber ich
sehe nicht recht, warum ihn das daran hindern sol te, Präsident zu wer-
den?«
Mungo kicherte.
»In meinen Ohren klingt es ganz im Gegenteil nach einem Präsidenten
in der guten alten Tradition. Aber ich wüßte nicht, wie wir diesen Presley
für die Ereignisse gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts verantwort-
lich machen könnten.«
»Das ist eine Frage der Politik, weiter nichts«, sagte Fergus. »Wenn
Presley nicht zur Army gegangen wäre, dann wäre die halbe Generation
jener Zeit seinem Vorbild gefolgt. Es hätte keinen Krieg in Vietnam ge-
geben, und die Amerikaner wären nicht imstande gewesen, eine Armee
auszuheben. Man kann keinen richtigen Krieg ohne eine große Zahl von
ausgehobenen Rekruten führen.«
»Trotzdem, das alles klingt ein wenig zweifelhaft. Selbst wenn es mög-
lich wäre, sehe ich keinen Weg, wie wir damit durchkommen könnten.«
Fergus lächelte verschmitzt.
»Damals in den Achtzigern gab es eine Soap Opera auf der Erde. Sie
war sehr beliebt, doch die Produzenten machten einen schweren Fehler,
indem sie einen der beliebtesten Charaktere ums Leben kommen ließen.
Um die Zuschauerzahlen wieder zu beleben, taten sie ein, zwei Folgen
später genau das gleiche. Er stand eines Morgens unter der Dusche, als
wäre überhaupt nichts passiert, und dann stellten sich die letzten Episo-
den als die Alpträume seiner Ehefrau heraus.«
Ungläubige Blicke wechselten über den Tisch hinweg ihre Besitzer. Ir-
gend jemand sagte: »Das gibt’s doch nicht.«
»So wahr ich vor Ihnen stehe«, sagte Fergus. »Ich möchte den Namen
der Serie nicht erwähnen, aber die Erdlinge sehen sie noch heute an,
wenngleich sie inzwischen im Bunker eines Millionärs spielt und nur
noch drei Darstel er übrig sind. Mein Plan ist ein Fal von lebensecht
wirkender Kunst. Aber schließlich betrachtet die große Mehrzahl unserer
Zuschauer Die Erdlinge als ein Drama mitten aus dem Leben.«
»Was es ja auch ist«, sagte Mungo Madoc.
»Da haben Sie’s. Presley als Präsident, und das Nukleare-Holocaust-
Ereignis verschiebt sich weitere hundert Jahre, die Armageddon-Folge
um wenigstens tausend. Ich will keinesfalls sagen, daß dieser Presley ein
durch und durch guter Junge ist – ganz im Gegenteil, seine Präsident-
schaft wird eine ziemlich farbenfrohe Angelegenheit. Reichlich Sex und
Drogen und Rock’n’Rol .«
Wisten grinste begeistert. »Das klingt gar nicht schlecht.«
»Das klingt wirklich nicht schlecht«, stimmte Mungo ihm zu. »Aller-
dings sehe ich mehrere kleine Schwächen in diesem Plan. Erstens sind
die Erdlinge, wie wir alle wissen, eine ziemlich widerborstige Spezies. Wir können uns einfach nicht darauf verlassen, daß sie dem Skript aus freien
Stücken folgen. Wir kommen mit einer ganzen Reihe von großartigen
Szenarien, doch sie vermasseln unweigerlich alles. Manchmal frage ich
mich ernsthaft, wer eigentlich hinter dieser Show steckt, sie oder wir.«
»Ich stimme durchaus zu, daß es in diesem Business keine absolute
Größe gibt, aber ich habe meine Hausaufgaben gemacht, und wenn uns
nicht, ich wage es kaum zu sagen, Gott persönlich ins Handwerk
pfuscht, dann wird es funktionieren. Ich habe sämtliche Zahlen und Da-
ten bei mir. Sie sind herzlich eingeladen, einen Blick darauf zu werfen.«
»Das werden wir, das werden wir.« Mungo strich mit einem matten
Zeigefinger über die Tischplatte. »Al erdings wäre da noch ein unbedeu-
tenderer Punkt, den ich ansprechen möchte. Es ist wirklich keine große
Sache, doch ich denke, wir dürfen nicht darüber hinwegsehen.«
»Oh, sicher«, sagte Fergus. »Und was für ein Punkt wäre das?«
»Die simple Tatsache, daß Zeitreisen unmöglich sind, Sie erbärmlicher
Trottel!«
Fergus schüttelte den Kopf. Er grinste noch immer. »Das stimmt nicht
mehr«, sagte er und zwinkerte anzüglich. »Nicht mit dem neuesten Wun-
der moderner Hortikultur.«
Er grub in seiner Anzugtasche und brachte ein kugelrundes grünes Ob-
jekt zum Vorschein, welches er ehrfürchtig vor sich auf den Tisch legte.
»Meine Herren, bitte gestatten Sie mir, ihnen den ZEITKOHL vorzu-
stellen.«
»Erfreut Sie kennenzulernen«, sagte das fragliche Gemüse.
3
Eine Treppe ins Nichts
ist besser als gar keine Treppe.
Das Sub-Urbane Buch der
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