Armageddon 1 - Das Musical
Zugang zum staatlichen Nympharium!« Das war in der
Tat ein schöner Bonus.
Der Wagen stieg weiter in die Höhe, und Rex spähte auf die verbrann-
te Landschaft hinunter. Er konnte den Nemesis-Bunker erkennen (was
nicht sonderlich schwierig war, schließlich bedeckte er eine Grundfläche
von dreißig Morgen), die Reihen mühsam errichteter Umsiedlungsquar-
tiere, die trümmerübersäten Straßen. Ein grimmiger Anblick. Der Wagen
durchbrach die Wolken in fünfhundert Fuß Höhe und flog eine Weile
durch Dunkelheit. Rex überlegte, ob er über den Odeon Towers kreisen
sol te, nur um zu sehen, wie sie von oben aussahen, doch der Gedanke
an einhundert Kredits für den Hohepriester ging ihm nicht aus dem
Kopf. Er war definitiv auf die Füße gefal en. Ein Job mit Karriereaus-
sichten. Ein Firmenwagen. Ein Spesenkonto. Seine Stunde war gekom-
men. Die gute alte Gloria. Und da hatte Rex immer geglaubt, sie würde
ihn nicht mögen.
Andererseits – das al es war viel zu gut, um wahr zu sein.
Eine Reihe immer kleiner werdender Kreise erschien auf der blau
schimmernden Konsole. Die Stimme verkündete: »Abstieg eingeleitet.
Für den Fal einer Fehlfunktion vergessen Sie bitte nicht, daß wir alle
Teil eines kosmischen Meisterplans sind und daß wir selbst im Augen-
blick des Todes unserem Karma folgen. Die Gedanken des Dalai Lama
sind stets bei Ihnen. Lassen Sie uns gemeinsam singen, om-mani-padme-
hum… om-mani-padme-hum…«
»Na danke auch.« Rex schaltete die Konsole aus, während der Wagen
steil dem zugewucherten Parkplatz auf der Rückseite der Tomorrowman
Taverne entgegenstürzte und mit einem dumpfen Schlag aufsetzte. Rex
betastete vorsichtig seine Zähne, doch keiner schien lockerer als ge-
wöhnlich. Dann schraubte er seinen transparenten Helm auf den Schutz-
anzug, löste das Kanzeldach und trat in die feindliche Landschaft hinaus.
Das Lokal sah genauso erbärmlich aus wie al e anderen, die er bisher
zu sehen bekommen hatte. Ein Gewirr von Wel blech, zusammenge-
schweißt und genietet und mit einem säuredichten Plastikdach gegen die
Natur geschützt. Ein Neonschild verkündete flackernd den Namen des
Etablissements: T.e. morroma . Tav….
Rex schlenderte über den Parkplatz. Zwei weitere Fahrzeuge waren
dort abgestel t. Eines davon war ein ziemlich schicker Rigel Charger,
wahrscheinlich das Privileg irgendeines hohen Tiers bei einem Sender.
Das andere war ein heruntergekommener Morris Minor, der von einem
Bastler in ein Halbkettenfahrzeug umgebaut worden war.
Die Luftschleuse und die Dekontaminationseinrichtungen der Tomor-
rowman Taverne schienen hauptsächlich symbolischer Natur. Ein dop-
pelter Plastikvorhang, dazwischen ein Page, der die Gäste beim Durch-
gehen becherweise mit Anti-Bakteriant überschüttete. Der grimmige
Ausdruck auf dem Gesicht des jungen Burschen verriet Rex, daß Zufrie-
denheit nicht mit zu diesem Job gehörte.
Das Innere der Bar war in einem Zustand, den man nur bedauernswert
nennen konnte. Der Raum war niedrig und langgestreckt und abscheu-
lich. Rex suchte nach einer Matte, um sich die Füße abzutreten, doch da
war keine, und so schraubte er mächtig tropfend seinen Helm ab,
klemmte ihn unter den Arm und setzte eine tapfere Miene auf.
Mehrere Gäste saßen zusammengesunken vor dem Tresen, nippten an
zweifelhaft aussehenden Cocktails und starrten in TV-Terminals. Rex
fand einen freien Hocker und kletterte hinauf. Der Barmann hinter dem
Tresen musterte ihn mit flüchtigem Interesse. Er war ein krätziger Typ
mit einer ledernen Schürze und Handschuhen.
Ihm fehlte ein Auge, und mit dem verbliebenen starrte er auf eine Wei-
se in die Welt hinaus, der es, wie Rex meinte, entschieden an einer gewis-
sen Wärme mangelte.
»Einen guten Tag wünsche ich«, sagte Rex aufmunternd.
»Möglicherweise weicht Ihre Definition dieses Wortes ein gutes Stück
von der meinen ab«, entgegnete der Barmann, während er träge mit ei-
nem Lappen über die Theke wischte, der nicht einmal zum Toilettenput-
zen qualifiziert gewesen wäre. »Aber wenn Sie was zu trinken kaufen,
dann soll’s mir recht sein.«
»Sehr schön.« Rex trommelte mit den Fingern auf dem Tresen.
»Hmmm… was nehm’ ich denn?«
»Das Bier schmeckt wie Lokuswasser, und der Schnaps ist aus Ratten-
scheiße destilliert.«
»Und was würden Sie empfehlen?«
»Tomorrowmans Bier ist wahrscheinlich weniger giftig als die meisten.«
»Dann ein Großes, bitte.«
»Wie Sie
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