Armageddon 1 - Das Musical
diese Welt in den
letzten tausend Jahren nach meinem Skript abgelaufen. Jeder mit auch
nur einer Unze Grips unter der Schädeldecke hätte das merken können.
Und ich hatte immer die besten Rol en. Attila der Hunne, der eine oder
andere König oder Imperator oder Diktator… wo auch immer die
Macht war, da war ich. Jahrhundert folgte auf Jahrhundert, und niemand
ahnte etwas. Es ist kaum fünfzig Jahre her, da war ich…«
»Präsident Wormwood«, sagte Christeen.
Dan strich sich über das Kinn. »Ja«, sagte er gedehnt. »Der nukleare
Holocaust war doch eine gute Idee, oder nicht? Jedenfal s schien sie das
damals zu sein.«
Rex hatte es die Sprache verschlagen. Es gibt Enthül ungen und es gibt
Enthül ungen, aber diese hier…
Elvis war ganz und gar nicht sprachlos. »Laßt mich diesem… diesem
Dreckskerl eine Kugel durch den Schädel jagen…«
»Denk nicht mal dran.«
Dan war plötzlich einmal mehr hinter seinem Schreibtisch.
»Wie macht er das nur?« fragte Fergus.
»Niemand bewegt sich«, krähte Dan fröhlich. »Oder ich drücke auf die-
sen Knopf hier.«
»Meine Güte!« seufzte Christeen. »Oder ich drücke auf diesen Knopf
hier! Was für ein blödes Klischee!«
»Das mag sein, wie es wil . Wenn ich diesen Knopf erst einmal ge-
drückt hab’, kannst nicht einmal mehr du die Folgen verhindern.«
»Ich versuche mir die Konsequenzen gerade auszumalen«, sagte Rex.
»Aber ich schaff’s nicht.«
»Dieser Knopf kontrolliert die künstliche Wolkendecke. Ich muß ihn
nur drücken, um die Dichte zu erhöhen, und al es kracht runter. Ich
werde jeden einzelnen Menschen auf der Erde ersticken. Niemand wird
überleben.«
»Ohne Witz?« Elvis war beeindruckt.
»Du Schuft!« kreischte Mrs. Vrillium. Und das ganz zu Recht.
»Und was dann?« fragte Christeen und trat vor den Schreibtisch. »Herr
über einen toten Planeten? Niemand mehr da, den du beherrschen könn-
test? Niemand mehr, der dich verehrt?«
»Es ist ein dämonisches Stratagem, zugegeben«, sagte Dan. »Aber ich
habe schließlich nie behauptet, vol kommen zu sein.«
»Heilige Kuh!« pfiff Elvis. »Sieh sich einer diese Pinkel an!«
Fergus Shaman hatte sich al es andere als geirrt, was Mungo Madocs
Inkompetenz anbetraf. Denn Mungo, außer sich vor Zorn, weil Chris-
teen und Dan den Zuschauern die ganze Story verraten hatten, hatte
nebenbei ganz vergessen, daß die Zuschauer al es sahen, was er auch sah.
Und als ihm die entsetzliche Erkenntnis endlich dämmerte, hatte er be-
reits wenige Minuten zuvor den Befehl zum endgültigen und finalen
Armageddon erteilt.
Aus dem Himmel über der Erde kamen Michael und al die anderen
Heiligen. Flammenschwerter, wildäugige Schlachtrösser, Blitz und Don-
ner und die ganze verdammte Schießbude.
»Buh!« riefen die Bunkerbewohner, »Buh!« und »Buh!« und »Buh!« und
traten gegen ihre Fernsehterminals. Ihr einstiger Messias war oben im
Nemesis-Gebäude und wol te sie al esamt auslöschen. Sie wol ten diesen
Unsinn nicht mehr länger ansehen. »Buh! Buh!« machten sie. Und: »Wir
wol en Christeen zurück!«
Stör! Stör! Stör! machte die neu besetzte elektronische Schalttafel im Vorstandszimmer der Erdlinge Inc.
»Die Show muß weitergehen.« Mungo drückte wie besessen auf Knöp-
fe. Alte Aufzeichnungen zuckten über die Schirme. Michael und seine
Heiligen sahen sich dem Sturmangriff der Light Brigade gegenüber (die
1930er Version, noch in Schwarzweiß). General Custer zielte mit seinem
Sechsschüsser auf die Indianer, die ihn in wildem Galopp umzingelten.
Zulus brandeten über die Böschung von Rorke’s Drift, und Streitwagen
rasten durch den Circus Maximus.
»Morgawr!« kreischte ein vom Schlag getroffener Mungo Madoc. »Hal-
ten Sie ihn auf! Lassen Sie ihn auf gar keinen Fall springen!«
Durch das Chaos holographischer Projektionen, durch die Zulus und
die Siebte Kaval erie und den großen Weißen Hai hindurch schimmerte
ein einzelner goldener Lichtstrahl. Der Himmel öffnete sich, und engels-
gleiche Wesen fingen an, auf ihren Harfen zu harten und Loblieder zu
singen.
Und ich hörte die Harfner singen,
während sie auf ihren Harfen harften. Offenbarung 14,2
(sehen Sie doch selbst nach,
wenn Sie mir nicht glauben.)
Auf einem Thron aus Beryl und umgeben von Wesen mythologischen
Ursprungs und unzweifelhafter Authentizität schwebte eine strahlende
Gestalt herab. Mungo Madoc lächelte anerkennend. »Da«, sagte er. »Das
sieht schon viel
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