Armageddon 1 - Das Musical
Testament. Meine Güte, wa-
ren die Juden viel eicht sauer, als sie entdeckten, welche Konsequenzen
der Tod meines Bruders hatte. Seitdem haben sie immer nur Nacken-
schläge eingesteckt. Opfer der Umstände, ganz einfach. Genau wie ich.«
»Genau wie du?« Vorsichtshalber zuckte Dan bereits zusammen, bevor
Christeen zuschlagen konnte. »Aber du stehst nicht im Neuen Testa-
ment. Du wurdest mit keinem Wort im Neuen Testament erwähnt.«
»O doch, das wurde ich. Als Mutter Maria niederkam, gebar sie Zwil-
linge. Aber mein Bruder hatte in seinem Kontrakt eine Klausel, die ihm
die gesamte künstlerische Leitung garantierte. Es war die reinste Vet-
ternwirtschaft, weißt du? Das Neue Testament war nichts weiter als eine
Bühne für seine Starallüren.«
»Ein Skandal!« sagte Rex.
»Und ich wurde aus dem Drehbuch gestrichen«, fuhr Christeen fort.
»Ein Opfer männlich chauvinistischer Lektoren.«
Dan mühte sich schwerfällig auf die Beine, während die Mündungen
tödlicher Waffen unablässig auf ihn gerichtet waren. »So so«, sagte er.
»Wenn auch nur der geringste Teil von alledem wahr ist, wie kommt es
dann, daß du hier unter uns bist? Du wirst schließlich auch nicht in der
Offenbarung erwähnt.«
»Doch, das werde ich. Kapitel zwölf, Vers eins.«
»Bah! Humbug! Man kann al es in die Offenbarung hinein interpretie-
ren, wozu man gerade Lust hat. Johannes war wahrscheinlich stockbe-
trunken, als er sie niedergeschrieben hat.«
»Ja, sicher. Was sollst du sonst dazu sagen, eh?«
Dan blickte verdrießlich drein. »Und was haben jetzt er…« sein Finger
deutete auf Fergus, »… und seine Hintermänner mit der ganzen Sache zu
tun?«
»Vaters kleine Helfershelfer«, sagte Christeen verächtlich. »Dad hatte
ein extremes Ego und, wie mein Bruder euch sicherlich berichten könn-
te, einen extrem perversen Sinn für Humor. Er giert nach Schmeichelei-
en, Anbetung und Applaus. Er hat die Menschen nach seinem Ebenbild
erschaffen. Also ist er auch nicht mehr als ein Mensch, oder? Und weil er
so ist, wie er ist, hat er eine zweite Welt erschaffen, einen Planeten na-
mens Phnaargos und eine zweite Rasse, die Phnaargs, deren Aufgabe es
war, die gesamte Show zu managen. Sie sol ten darauf achten, daß die
Idee hinter dem Drehbuch bewahrt bliebe. Und das taten sie dann auch,
jedenfalls für eine Weile. Bis die Zeit gekommen war, die Show abzu-
schließen. Das Armageddon sollte ursprünglich im Jahre 1000 A. D.
stattfinden. Versteht ihr, Dads Philosophie ist, sich niemals persönlich in etwas zu verwickeln. Er setzt die Kugel in Bewegung, mehr nicht. Dann
lehnt er sich zurück und sieht zu, wohin sie rol t. Doch damals, im Jahre
999, hat jemand den Phnaargs einen Tip gegeben, wer hinter al edem
steckt. Oder vielleicht nicht, Dan?«
Dan schnitt eine wütende Grimasse. »Und was, wenn es so wäre? Du
hast selbst zugegeben, daß du aus dem Drehbuch geworfen wurdest, und
das, wo du seine einzige Tochter bist! Ich jedenfal s habe eine Hauptrol-
le, und ich besitze nicht die Absicht, mich aus dem Drehbuch streichen
zu lassen.«
»Hubba bubba«, sagte Elvis. »Merkt ihr was? Er fängt an, aus der Schu-
le zu plaudern.«
»Ach ja?« fragte Rex.
»Ja«, knurrte Dan. Er hatte sich zu seiner vol en Größe aufgerichtet,
und er wirkte entschlossen. »Ich hatte eine Hauptrolle. Damals im Gar-
ten Eden hab’ ich diese dämliche Frau ohne Bauchnabel in Versuchung
geführt. Ich war das. Ich hatte immer die besten Rol en, damals. Der
Turm von Babylon, Sodom und Gomorrha. Ich war richtig im Geschäft.
Dann kommt ihr blöder Bruder vorbei mit Band zwei unter’m Arm, und
plötzlich heißt es, weiche von mir Satan und tut mir leid, Mister Beelze-
bub, aber du wirst im letzten Kapitel abgemurkst. Scheiße werd’ ich, sage
ich. Weil es kein letztes Kapitel geben wird. Diese Serie wird laufen und
laufen und laufen, und warum? Weil dein Daddy nicht einschreiten und
allem ein Ende bereiten wird.«
»Soll das heißen, die Hochzeit ist abgeblasen?« erkundigte sich Gloria.
»Selbstverständlich mußte ich die Phnaargs bestechen«, fuhr Dan fort
und ließ die Gelegenheit zu unvergleichlichen Flitterwochen ungenutzt
verstreichen. »Ich hab’ ihnen ein paar Tips gegeben. Ein paar unange-
nehme Wahrheiten. Und sie waren überhaupt nicht begierig, ihr goldenes
Kalb zu schlachten. Gebt ihnen, was sie wollen, hab’ ich gesagt, reichlich
Sex und Drugs und Rock’n’Rol . Und deswegen ist
Weitere Kostenlose Bücher