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Armageddon 1 - Das Musical

Armageddon 1 - Das Musical

Titel: Armageddon 1 - Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Gott«, dachte Fergus Shaman. »O mein Gott, o mein Gott, o
    mein Gott.«
    Eine kalte limonengrüne Schweißperle kroch von seinem Haaransatz
    über die Stirn und hinunter bis zur Nasenspitze.
    Hier wurde sie vom Licht Ruperts erfaßt und glänzte wie ein seltener
    Smaragd. Was zur Höl e konnte da bloß schiefgegangen sein?

    Elvis Aaron Presley, Mann und Legende, blickte auf sein Werk und be-
    fand es für gut. Der King of Rock’n’Roll fuhr sich mit den manikürten
    Fingern durch den pomadeglänzenden Haarschnitt und justierte seine
    Tol e. Einfach so.
    »Hmmm«, sagte er und zwinkerte dem Rasierspiegel aus Bergkristall
    anzüglich zu. »Mächtig gut.«
    Es war kurz nach neun Uhr abends, und es war der Abend des drei-
    undzwanzigsten März im Jahre 1958. Gerade zwölf Stunden, bevor Elvis
    sich bei der Army melden, seine Glaubwürdigkeit verlieren und den ers-
    ten Schritt auf das schreckliche Ende zumachen würde. Doch im Au-
    genblick war er nur jung, besaß geschmeidige, schlangengleiche Hüften,
    großes Talent und jede Menge Geld. Elvis grinste schief, auf die gleiche
    Art und Weise, die einer ganzen Generation US-amerikanischer Weib-
    lichkeit die Knie hatte weich werden lassen. Nicht ein trockener Sitz im
    gesamten Saal, wie ein Witzbold es höchst geschmackvol ausgedrückt
    hatte. Elvis schürzte die Lippen und bestätigte sich selbst noch einmal,
    daß alles ›mächtig gut‹ war.
    Doch dann geschah es. Das Unmögliche, das Undenkbare… die edle
    Stirn legte sich in wütende Falten, die hübschen Gesichtszüge umwölk-
    ten sich, der sinnliche Mund öffnete sich weit vor Entsetzen. Das konnte
    nicht… konnte nicht… die Augen des King fokussierten, blinzelten,
    fokussierten erneut. Er beugte sich vor und starrte vol unbeschreiblicher
    Furcht auf den schrecklichen Anblick, der vor ihm im Spiegel Fleisch
    geworden war.
    Da war ein Pickel auf seinem Kinn!
    Elvis wich vor dem Spiegel zurück und sank schluchzend in eine gold-
    durchwirkte gitarrenförmige Couch. Zwölf Stunden, bis er vor die Ka-
    meras der Weltpresse treten mußte, und dann das! Er würde alles absa-
    gen müssen. Er konnte seinem Publikum unmöglich mit einem schlim-
    men Eiterpickel am berühmten Kinn gegenübertreten. Er griff nach dem
    Haustelephon; noch war genug Zeit für einen chirurgischen Eingriff.
    Sein persönlicher Hautspezialist wohnte eine Etage tiefer in der medizi-
    nischen Abteilung.
    Plötzlich war da ein Knall. Er war nicht besonders laut, aber ziemlich
    heftig. Elvis wurde aus seinem Gitarrensofa gerissen, und seine mono-
    grammbestickten Slipper segelten auf unterschiedlichen Flugbahnen da-
    von. Schrecklich grel e Möbel und Einrichtungsgegenstände, die an die-
    ser Stel e unbeschrieben bleiben sol en, um den Leser zu schonen, fielen
    durcheinander und polterten umher, und nicht wenige zerbrachen gnädi-
    gerweise jenseits al er Hoffnung auf Reparatur. Mehrere ungeöffnete
    Säcke Fanpost platzten auf und fül ten den Raum mit einem papierenen
    Schneesturm. Man legt sich eben nicht mit der US-Mail an, mein Freund.
    Jovil Jspht erhob sich hustend und spuckend auf die Beine.
    »Hal o, Sie«, sagte er. »Mister Paisley, ich überbringe Ihnen Grüße von
    einem fernen Stern. Mister Paisley, können Sie mich hören? Sind Sie da?
    Mister Paisley?«

    Das Vorstandstreffen der Erdlinge Inc. ging schließlich mit dem üblichen Tumult aus gegenseitigen Anschuldigungen, Gegenbeschuldigungen,
    Bissigkeiten und al gemeiner Roheiten zu Ende. Die Vorstände hatten
    den einen oder anderen Vorschlag unterbreitet, doch Mungo Madoc war
    al es andere als beeindruckt. Er hatte ihnen einen einzigen weiteren Tag
    eingeräumt, um mit etwas Brauchbarem aufzuwarten… oder sich be-
    waffnet mit schweren Gummistiefeln und einer Mistgabel ein anderwei-
    tiges Betätigungsfeld zusuchen.
    Fergus Shaman schob sich durch den Korridor davon und schlug den
    Weg zum Archiv ein. Er mußte in Erfahrung bringen, was geschehen
    war. Fal s überhaupt irgend etwas geschehen war. Durchaus möglich,
    daß der Zeitkohl es nicht bis ins Jahr 1958 geschafft hatte. Durchaus
    möglich, daß alles nur eine große Täuschung war. Durchaus möglich,
    daß er al mählich den Verstand verlor.
    Fergus legte die Handfläche auf das Sicherheitspaneel. Die Tür glitt
    beiseite und verschmolz mit der lebenden Wand. Fergus betrat das
    Wunderland, welches das schlagende Herz der Erdlinge Inc. und in der Tat des gesamten Planeten konstituierte. Der Komplex war

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