Armageddon 1 - Das Musical
wenig fester, um seiner
Frage Nachdruck zu verleihen. »Nun?«
»Nun, was halten Sie von dieser Sache, Boß? Wie sieht das in Ihren Augen aus?«
Jovil biß sich auf die Unterlippe. Schließlich sagte er langsam: »Sieht
aus wie ein Filmset.«
»Nicht wahr? Und werfen Sie mal einen Blick auf die Hecke dort.«
Jovil tat wie geheißen. »Sie ist aus Plastik!« Er schnitt ein verblüfftes
Gesicht. »Ich verstehe das nicht! Wir haben doch 1958, oder viel eicht
nicht?«
»Wir haben 1958, ganz recht. Aber ich hab’ nicht die leiseste Ahnung,
ob es das richtige 1958 ist oder nicht. Sieht mehr nach einer Erinnerung
aus als nach dem echten 1958. Vielleicht sind die Dinge in Wirklichkeit
gar nicht so, wie sie sein sol ten, wenn man sich in der Zeit zurückver-
setzt. Viel eicht verdirbt die Gegenwart, wenn sie zur Vergangenheit
wird? Alles wird durcheinandergeworfen oder so. Fragmente. Je weiter
man zurückgeht, desto größer ist der Wirrwarr, den man vorfindet.«
»Klingt möglich«, sagte Jovil. »Und was ist dann mit dem da?« Er deu-
tete mit der freien Hand auf die verhül te Gestalt am Boden, die anfing,
sich gegen ihre Fesseln zu sträuben.
»Er sieht zumindest aus wie der echte Dr. McCoy. Aber hören Sie,
Chef, ich glaube, jetzt ist eher der geeignete Zeitpunkt zum Verschwin-
den, als fruchtlose Mutmaßungen anzustellen.«
»Ich schätze, du hast recht.« Jovil schob den Zeitkohl in seine oberste
Tasche, zerrte den gefesselten Presley auf die Beine und warf ihn sich
über die Schulter. Dann bückte er sich, um das kleine schwarze Kästlein
und den tragbaren Monitor aufzuheben. Er mühte sich tapfer mit dem
kombinierten Gewicht seiner Lasten und stolperte einen sanften Abhang
hinunter, an dessen Ende weitere künstliche Hecken im Boden steckten.
»Wieso weiß ich eigentlich so genau, daß genau hinter dieser Hecke ein
Wagen geparkt steht, unverschlossen und mit den Schlüsseln im
Zündschloß?« fragte Jovil.
»Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie ich, Boß«, kam die er-
stickte Antwort.
»Am besten, wir denken nicht drüber nach, eh?«
Die Vorstandsbar im Gebäude von Erdlinge Inc. war ein weiterer Tri-umph der Pflanzkelle von Capability Crabshaw. Ein prachtvoller neo-
gotischer Raum mit einem wunderbaren Ausblick, der wie ein Karbunkel
aus der oberen Region des mächtigen Spiralturms wuchs und von Son-
nenlicht umflutet wurde. Sie war unterteilt in elegante Boudoirs, von
denen jedes einzelne durch einen eigenen kleinen Springbrunnen aufge-
lockert wurde. Die Springbrunnen schleuderten aromatisches Wasser
über Millionen winziger Glaskugeln, die jede für sich leise melodische
Töne von sich gaben.
Doch die Schönheit all dessen entging Fergus Shaman im Augenblick
vol kommen. Er war am Boden zerstört. Er spähte in den Bauch seiner
Cocktail-Lilie und seufzte schwer. Fünfzig Stockwerke unter ihm lag ein
Hüter des Archivs tot vor seiner wild blinkenden Konsole.
Irgend jemand hatte im Hauptquartier des größten Fernsehsenders der
gesamten Galaxis einen Mord begangen und irgendeinen… was? Fergus
Shaman dachte sorgfältig nach. Wahrscheinlich irgendeinen Virus in das
System eingeschleust. Und dieser jemand mußte Jovil Jspht gewesen
sein. Es gab keine andere plausible Erklärung. Und das einzige Indivi-
duum auf dem gesamten Planeten, das die schreckliche Wahrheit kannte,
war er, Fergus »O je, bei Gottes Nase, was habe ich nur getan?« Shaman.
Was hatte er getan? Dieser Jovil Jspht war offensichtlich ein Fall für den
Komposthaufen. Total verrückt.
Eine Kellnerin in einem einteiligen hautengen Mooskostüm näherte
sich. »Möchten Sie viel eicht noch einen, Mister Shaman?«
Unter normalen Umständen hätte Fergus augenblicklich Annäherungs-
versuche unternommen. Schließlich hatte er einen Ruf zu verteidigen.
Doch an diesem Abend war er einfach nicht in der Stimmung dazu.
»Das gleiche noch mal«, murmelte er, ohne aufzublicken. »Und ma-
chen Sie ruhig einen Doppelten daraus.«
Die Sirene wandte sich beleidigt auf ihren Fünf-Zoll-Wurzelpumps um
und wackelte hüftschwingend von dannen. Die verlorene Seele versank
in weiteres Elend. Große Schwierigkeiten standen bevor. Waren bereits
eingetroffen, soweit er es beurteilen konnte. Ohne eine Möglichkeit, auf
das Archiv zuzugreifen, besaß er keinerlei Möglichkeit herauszufinden,
was Jovil im Schilde führte. Im Schilde geführt hatte.
Die Kellnerin kehrte zurück, diesmal mit einem
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