Armageddon 1 - Das Musical
nehm’ Ihnen jetzt den Knebel ab.« Jovil setzte Elvis auf das Bett.
»Wenn Sie Schwierigkeiten machen, werde ich Sie schlagen. Haben Sie
das verstanden?«
Elvis nickte. Jovil entfernte den Knebel. Elvis spuckte Lurexfasern aus.
»Wer zum Teufel sind Sie?« fragte er.
»Ich bin Jovil Jspht.« Der Zeitreisende verbeugte sich leicht. »Ich
komme von einem fernen Planeten.«
»Also lassen Sie die Idee mit dem Schutzengel fal en, Chef?« kam eine
erstickte Stimme fragend aus Jovils Brusttasche.
»Scheint unter den gegebenen Umständen ein wenig zu überladen.«
Elvis lauschte der Unterhaltung. Er war mehr als ein wenig verwirrt.
»Sind Sie vielleicht eine Art Schizo oder was?«
Jovil schüttelte den Kopf und zog den Zeitkohl aus der Tasche. »Ich
komme von einem anderen Stern. Ehrlich. Waren Sie denn noch nie im
Kino?« Er legte den Zeitkohl auf das Kopfkissen.
»Und wo ist dann Ihre Strahlenpistole, eh?«
»Meine Strahlenpistole? Oh, ich verstehe. Warten Sie einen Augenblick,
dann zeige ich Ihnen etwas, das Sie vielleicht überzeugt.« Jovil verließ das Zimmer, und Elvis spuckte weiter Lurex.
Er ging zum Wagen zurück und holte seinen schicken Rucksack. Als er
die Fahrertür schloß, zögerte er einen Augenblick. Der Wagen war jetzt
ein 1958er Plymouth. Jovil setzte ein besorgtes Gesicht auf und beeilte
sich, in das Motelzimmer zurückzukehren. Hier fegte er die häßliche
Nachttischlampe beiseite und stellte seinen tragbaren Monitor auf. »Das
alles wird Sie wahrscheinlich schockieren, aber ich schätze, Sie sollten es trotzdem sehen.«
»Ist das ein Model von General Electric oder eins von diesen neumo-
dischen japanischen Geräten?«
»Es ist ein Abendroth Drei-D«, erklärte der Zeitkohl mitteilsam.
»Selbsterhaltendes Biosystem. Audio und Video durch binäre Intrapola-
tion von Pseudopodien. Es ist organisch, aber nicht intelligent. Obwohl
es durchaus begründete Argumente gibt, die für einen primitiven Be-
wußtseinsstatus sprechen.«
»Danke sehr.« Jovil fummelte an dem Monitor. »Aber ich glaube, deine
Erklärungen verwirren ihn nur unnötig. Sie verwirren ja sogar mich.«
Plötzlich erschien auf dem jugendlichen Gesicht des King ein Aus-
druck des Verstehens. Er beugte sich zu Jovil vor und flüsterte ihm ins
Ohr: »Wenn Sie mich losbinden, helfe ich Ihnen, dieses… dieses Ding
zu töten.«
»Was?«
Elvis verdrehte die Augen in Richtung des Rosenkohls der Zeit. »Das
Alien. Ich verstehe al mählich. Es hat Sie unter einer Art telepathischer
Bewußtseinskontrol e, ja? Binden Sie mich einfach los. Ich helfe Ihnen.
Ich kann nämlich Karate.«
»Spielen Sie den Film ab, Chef. Lassen Sie uns diese Sache endlich zu
Ende bringen.«
Jovil berührte ein Modul und trat dann vom Monitor zurück. Licht
wirbelte auf und bildete ein großes Bild, das mitten in der Luft schwebte.
»Heilige Scheiße!« krächzte Elvis. »Ich muß unbedingt so eine Maschi-
ne haben!«
»Sehen Sie einfach nur hin.«
Elvis sah hin, und was er im Verlauf der nächsten halben Stunde sah,
das gefiel ihm nicht ein winzig kleines Stück.
Der Raum, in dem sich Rex Mundi wiederfand, war von oben bis unten
mit hexagonalen Spiegeln gekachelt. Es gab keinerlei Möbel bis auf den
stählernen Stuhl, an den man Rex splitternackt festgeschnallt hatte. Der
Boden war ebenfal s verspiegelt, doch die Reflexionen wurden von den
großen Mengen geronnenen Blutes beeinträchtigt, die rings um den Stuhl
verspritzt waren. Es stank in diesem Raum. Es stank nach kaltem
Schweiß, und es stank nach Furcht. Rex starrte in sein Spiegelbild. Es
gefiel ihm nicht im geringsten. Kleine weiße Scheiben klebten überal an
seinen empfindlichsten Stel en. Sie stachen hervor aus dem Schmutz, der
seinen gesamten Körper bedeckte. Er verspürte panische Angst, aber
auch eine Menge Abscheu vor sich selbst. Ein Gefühl totaler Wertlosig-
keit.
Eine Stimme drang knisternd aus einem unsichtbaren Lautsprecher.
»Blutaxt. Rambo Blutaxt. Hohepriester der Untergrundkultur der Devi-
anti. Wir verspüren kein Bedürfnis mehr, diese Befragung fortzusetzen.
Es wäre für al e einfacher, wenn Sie unsere Fragen ohne weitere Verzö-
gerung beantworten würden. Um Ihnen verlängerte Qualen zu ersparen
und uns den Ärger mit dem Management über die vergeudete Zeit, wenn
Sie verstehen.«
»Als gewählter Sprecher des Komitees für Verhörfragen und Sicherheit
protestiere ich hiermit gegen diese Bemerkung!« kam eine zweite
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