Armageddon 1 - Das Musical
Sicherheitsleute waren damit beschäftigt, die wei-
ßen Scheiben von seinem Körper zu entfernen, was schreckliche rote
Male hinterließ.
»Stel t ihn auf die Beine und spritzt ihn mit einem Schlauch ab. Er
stinkt ja widerlich. O Gott, er hat sich selbst vollgemacht.«
Die Sicherheitsleute beeilten sich zu gehorchen. Sie sahen al es andere
als glücklich aus.
»Werden Sie jetzt unseren Bonus kürzen?« fragte einer.
Gloria funkelte ihn nur schweigend an.
Rex hatte noch nie in seinem Leben gebadet. Er hatte genaugenommen
noch nie im Leben ein Bad gesehen, außer vielleicht in den Fernsehsen-
dungen. Wenn das hier ein typisches Exemplar war, dann waren Bäder
wirklich ein gewaltiger Luxus, und es überraschte ihn nicht, daß die nor-
malsterbliche zuschauende Menschheit nie welche zu sehen bekam.
Er räkelte sich in dem heißen, duftenden Wasser. Die Badewanne war
eine ausladende gläserne Schale, die in den durchscheinenden Boden
eingelassen war. Das Badezimmer war einfach prachtvol . Geschnitzte
Sofas in antikem Design waren überhäuft mit Plüschkissen. Alles war in
ein warmes gelbes Licht gehül t. Einladende Handtücher hingen über
geheizten Chromrohren. Ein großes Fernsehterminal mit einem kunst-
vol en EYESPY obendrauf sendete Nachrichten. Rex hatte wenig Lust
hinzusehen. Sein gegenwärtiges Interesse galt mehr seinen Füßen, die
magisch vor ihm schwebten. Rex ließ sich tiefer in das Wasser sinken
und spielte mit der Seife, die durch seine Finger flutschte. Der Schaum
hül te seine Hände ein. Für einen Augenblick entstand vor seinem geisti-
gen Auge das Bild von den kleinen Kugeln aus klumpiger Kernseife, die
mit den wöchentlichen Lebensmittelrationen geliefert wurden. Für Hän-
de und Gesicht. Es trübte sein Vergnügen nicht wenig. Dann ließ er sich
träge zur Oberfläche treiben und machte sich daran, seinen Penis einzu-
seifen.
»Wenn du fertig bist mit Wichsen«, ertönte die Stimme von Gloria
Mundi, deren Gesicht mit einem Mal auf dem Fernsehterminal erschie-
nen war, »dann würde ich dich gerne in meinem Appartement sehen.«
Rex tauchte langsam unter. Alle guten Dinge gehen einmal vorbei, dachte er philosophisch.
Rex kaute auf einem exotischen Lebensmittel. Noch eine weitere Explo-
sion von Sinnesfreuden, die es zu genießen galt.
»Ist das etwa Fleisch ?«
»Frisches Fleisch, ja.« Gloria beobachtete ihn leidenschaftslos. »Ich
würde dir nicht empfehlen, zuviel davon zu essen. Dein Verdauungstrakt
kommt wahrscheinlich nicht damit zurecht.«
Rex wischte sich mit einem süß duftenden Handrücken über den
Mund und langte nach seinem Weinglas. Gloria zog es weg.
»Ich hätte gerne einen vol ständigen Bericht. Jede Einzelheit.«
Rex nahm eine Handvol Süßigkeiten und schob sie sich in den Mund.
»Ich hatte einen ziemlich harten Tag«, nuschelte er. »Wie war deiner
so?«
Gloria lehnte sich in ihrem hohen weichen Lehnsessel zurück und
nippte an ihrem Wein. Sie trug eine Jacke mit gefütterten Schultern aus
einem schwarzen, antiken Leder, die von einem geflochtenen Seidengür-
tel zusammengehalten wurde. Passend dazu hatte sie eine weiße Seiden-
hose angezogen; die Füße waren nackt. Mehrere Zehen waren mit gol-
denen Ringen geschmückt. Das Zimmer besaß vom Stil her viel Ähn-
lichkeit mit dem Badezimmer. Graf Opulent. Hohe Fenster zeigten hin-
aus auf eine unendliche Weite aus blauem Nichts. Rex deutete auf die
Scheiben. »Was ist das da draußen?«
»Der Himmel.« Gloria trank einen weiteren Schluck von ihrem Wein.
»Der Himmel? Der Himmel ist blau?« Rex spähte mißtrauisch in die
unendliche Weite hinter den Fenstern. »Wie kann das sein?«
»Der Himmel ist schon seit zehn Jahren wieder blau. Allerdings werden
die Klimaverhältnisse am Boden auf dem Stand gehalten, auf dem sie
waren, und zwar für unbestimmte Zeit.«
»Willst du mir damit etwa sagen, daß die Wolkendecke künstlich ist?«
Rex konnte nicht glauben, was sie da erzählte.
»Wir restrukturieren die Gesel schaft. Die Großen Drei haben eine
Übereinkunft getroffen. Sobald die Restrukturierung abgeschlossen ist,
wird die Wolkendecke entfernt. Bist du schockiert?«
Rex bedachte seine nächsten Worte sehr sorgfältig, obwohl sich in sei-
nem Kopf al es drehte. »Ich bin natürlich überrascht. Aber so sind nun
einmal die Entscheidungen der hohen Ränge. Und wer bin ich, daß ich
etwas dagegen sagen würde?«
»Ja, wer bist du?« Gloria spießte ein
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