Armageddon 3 - Das Remake
ich zu ihm.
»Verstanden, Chef.« Ich weiß, dass er verstanden hat, und er
weiß, dass ich es weiß et cetera et cetera. Oder zumindest
glaube ich das.
»Danke, Chef.«
»Keine Ursache, Barry.«
»Und was machen wir jetzt, Chef? Noch mal in die Seiten-
gasse mit einem Schutzhelm?«
»Nichts da. Wir gehen in die Bar.«
»Ich glaube nicht, dass das Fangio’s überhaupt schon gebaut
worden ist, Chef.«
»Wer hat denn was von Fangio’s Bar gesagt?«, frage ich mit
einer Stimme wie Schnee auf einem russischen Stiefel. »Hast
du je gehört, dass ich Fangio’s beschrieben hätte?«
»Kann ich nicht sagen, Chef. Gefragt hab ich mich schon.«
Ich tippe mir an die Nase, als wäre Solitaire das einzige Spiel
in der Stadt. »Das nennt man ›seine Möglichkeiten offen hal-
ten‹. Ich beschreibe die Bar niemals, so dass ich jede Bar nut-
zen kann, ohne meinen Kontrakt zu brechen. Ziemlich geris-
sen, wie?«
»Ziemlich gerissen, du undankbarer Zweidollararsch.«
»Was war das, Barry?«
»Nichts, Chef. Gar nichts.«
Rex löste die Krokodilklemmen und klemmte die Fahrzeug-
batterie ab. Er schlüpfte aus dem Ponygeschirr, zog den dün-
nen Plastikschlauch heraus und setzte die klebrigen Rennmäu-
se wieder zurück in ihren Käfig. Das Fleisch in der Klarsichtfo-
lie war inzwischen aufgetaut, also warf er es in den Mülleimer.
Ich marschiere mit mehr Finesse in die Bar als ein Frettchen in
der Unterhose eines Kesselflickers. Ein Typ in einem weit aus-
ladenden Overall fliegt mit einiger Geschwindigkeit an mir
vorbei und kracht auf den Bürgersteig.
»Und komm ja nicht wieder, Schwachkopf!« Der Barmann
sieht aus, als hätte er einen langen Tag und eine lange Nacht
hinter sich, obwohl das Monokel und das seidene Smokingjak-
kett so elegant sind wie Bowlingkegel. Er erspäht mich durch
das vereinzelte Brillenglas. »Hallo Laz«, sagt er. »Lange nicht
gesehen.«
Dagegen kann ich nichts einwenden. Ich schlendere lässig zu
einem Barhocker, klettere drauf und stelle Barry in einem
Aschenbecher ab. Der Barmann kehrt hinter seinen Tresen zu-
rück und erkundigt sich nach meinem Wunsch.
»Ein heißes Pastrami auf Roggen und eine Flasche Bud«, sa-
ge ich.
»Kommt direkt.«
Ich nehme die Umgebung in mich auf und behalte für mich,
was ich sehe. In kürzerer Zeit, als man braucht, um Kabaddi
zu meistern, stehen ein dampfendes Sandwich und ein dazu
passendes Bier vor mir.
»Fünfundzwanzig Dollar.«
Die Stimme des Barmanns klingt tiefer als das Fußkettchen
an den Knöcheln eines o-beinigen Pygmäen.
»Schreib’s auf meinen Deckel«, schlage ich vor.
»Ho, ho, ho.« Der Barmann legt die Hände auf den Bauch
und grinst mich an. »Du machst nur einen Witz, nicht wahr?
Kein Problem, ich kann Spaß verstehen. Sieh nur, wie ich die
Mundwinkel nach oben ziehe, während ich wiederhole:
›Fünfundzwanzig Dollar.‹«
»Kommt sogleich.« Ich beginne meine Taschen abzuklopfen,
als suche ich ehrlich nach Geld, doch der Barmann schüttelt
nur den Kopf. »Verzeihung?«, sage ich.
»Laz«, sagt er, »ich sehe, dass du keinen Hut trägst und ge-
genwärtig mit offenem Kragen herumläufst. Und ich habe al-
len Grund zu der Annahme, dass du meine Frage nach der
Uhrzeit, würde ich sie stellen, nicht beantworten könntest.
Habe ich Recht?«
Ich lasse den Kopf hängen und nicke dabei zugleich düster
damit.
»Ich entdecke Schrammen an deinen Handgelenken, die den
Verdacht von Fesseln aufkommen lassen. Blaue Flecken auf
den Backen und eine Kranialverletzung, verursacht, wie ich zu
raten wage, durch die einziehbare Sektion einer Feuerleiter.
Wie bin ich bis jetzt?«
»Du bist der wiedergeborene Brahma der Baker Street«, sage
ich.
»Meinen Dank. Und so komme ich zu der Schlussfolgerung,
dass du gegenwärtig ein Mann ohne Barmittel bist und igno-
rant gegenüber dem Axiom, dass es kein Ding wie ein freies
Essen gibt.«
Ich erhebe mich, um zu gehen. »Du hast die Situation voll
und ganz erfasst«, sage ich zu ihm.
»Setz dich!«, befiehlt der Barmann. »Ich bin noch nicht fer-
tig.«
Ich setze mich. Der Barmann fixiert mich mit der Sorte Blick,
mit der man Klitzekleinigkeiten grillen könnte. »Ich bin kein
harter Bursche«, fährt er schließlich fort. »Es ist nur, dass ich
die Nase gestrichen voll habe von Bozos wie dir, die immer
wieder versuchen, mich übers Ohr zu hauen. Ich habe ein Ge-
schäft, das laufen muss, und ich bin kein Wohlfahrtsverein.
Aber ich sage
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