Armageddon 3 - Das Remake
Schloss.
»Darauf brauche ich erst mal einen«, sage ich zu mir. »Was
für ein Ding!« Ich wandere zu meinem Schreibtisch rüber.
Parke meinen Hintern in meinem Sessel. Ziehe die Pulle Old
Bedwetter aus meiner Schublade. Entkorke sie, nehme einen
Kingsize-Schluck und starre hinauf zu meinem Deckenventila-
tor.
»Wie zur Hölle noch mal hab ich das bloß wieder gemacht?«,
frage ich ihn.
»Hast du nicht, Chef«, antwortet eine kleine grüne Stimme
aus meiner Brusttasche. »Das war ich.«
11:15
Jonathan war angestrengt bei der Arbeit. Das Studio im ober-
sten Stockwerk des Butcher-Building war inzwischen angefüllt
mit elektronischen Apparaten. Bänke voller TV-Monitore,
Mischpulte und technischem Schnickschnack höherer Ord-
nung. Der Knabe fummelte fröhlich mit einem vielzackigen
Schraubenzieher, der im wirklichen Leben garantiert nicht
funktioniert hätte. Er rief nach Laura, die sich in einem Leder-
teddy herumlümmelte, wie zumindest ich ihn im wirklichen
Leben zu gerne sehen würde. »Mach mal diese Kiste dort auf,
ja?«
Laura betrachtete ihre exquisiten Fingernägel. Kisten zu öff-
nen war wirklich nicht »ihr Ding«.
»Jonathan«, gurrte sie, »dieses Zeug hier. Hast du das alles
erfunden?«
»Alles meine eigenen Arbeiten, ja.« Der Knabe justierte das
Drehmoment dreier Schrauben auf der Oberseite eines Inter-
Rositers von fortgeschrittenem Design.
»Also kannst nur du allein es richtig zusammensetzen?«
»Nur ich. Warum?«
»Nun ja, ich hab nur so gedacht. Es ist so schrecklich viel,
und wir haben nur so wenig Zeit. Könntest du nicht eine dei-
ner Kopien dazu bringen, dir zu helfen?«
»O nein, sie haben nicht genügend Funktionen. Das hier
muss ich alleine machen.«
»Das dachte ich mir.«
Laura lächelte in sich hinein und beugte sich vor, um die Ki-
ste zu öffnen.
Ein scharfer Beobachter, oder vielleicht auch jeder Mann
über zwölf, hätte wahrscheinlich die kleine kompliziert ausse-
hende Handwaffe bemerkt, die sich in ihr Dekolleté kuschelte.
Doch Jonathan war ein wenig zu beschäftigt.
»Achtung, Polizeihauptquartier! Wir haben nicht den ganzen
Tag Zeit! Entlasst eure Gefangenen auf der Stelle, und wir ma-
chen es euch leicht.«
Cecil kroch hinter Sam heran und schubste ihn mit seiner
überdimensionierten Kanone an. »Alles geladen und fertig,
Sir! Soll ich die Bastarde in die Luft jagen?«
»Nein, noch nicht. Wen haben wir in den Zellen?«
»Das übliche Komplement aus dem Zentralcasting. Einen Be-
trunkenen, der seine Befehle von einer höheren Stelle erhält.
Einen Zuhälter, der sowieso wieder freikommt, sobald sein
Anwalt da ist. Eine Gruppe von jugendlichen Bandenmitglie-
dern mit Stirnbändern und natürlich den Grafen von Monte
Christo. Immer die gleichen, Sie wissen schon, Sir.«
»Keine Terroristen?«
»Keine, Sir.«
»Dann holen Sie mir jetzt meine Flüstertüte, Officer.«
»Au weia, Sir. Sie werden doch wohl nicht versuchen, mit
diesen Bastarden zu verhandeln? Ich möchte sie so gerne in
die Luft jagen!«
»Holen Sie mir meine Flüstertüte!«
»Spielverderber.«
Ein Konvoi von fünf Lieferwagen setzte sich vom Parkplatz
des Senders PROSAT71TL in Bewegung. Das führende Fahr-
zeug war ein mächtiges, schwankendes Ding.
Eine Art Luxusbüro auf Rädern. Darin saßen um eine
prachtvoll aussehende Konferenztafel herum Mojo und Deb-
bie Nixon, ihre Agenten, Manager und Anwälte sowie der In-
tendant von PROSAT71TL, seine rechte und linke Hand, Di-
rektoren, Vertraute und Konkubinen. Es herrschte eine rege
Unterhaltung, in deren Mittelpunkt richtiges Product Place-
ment stand.
»Wie ich die Sache sehe«, sagte der Intendant von
PROSAT71TL gerade und nuckelte an seiner dicken Zigarre,
»wie ich die Sache sehe, geht es hier um wichtige Marketing-
Strategien. Sagen Sie mir, Mojo, als Ihr Kind von den Aliens
geschnappt wurde, hat es da irgendwelche Marken-Designer-
Kleidung getragen?«
»Barry.« Ich nehme den kleinen Burschen aus der Tasche und
setze ihn auf meinem Schreibtisch ab. »Du bist es!«
»Ich bin es, Chef. Barry ist zu deiner Rettung gekommen. Zu-
rück aus der sonnenlosen Welt im Eimer. Erfrischt, belebt und
bei neuen Kräften. Und ziemlich sauer, weil ich so lange aus
der Handlung herausgelassen wurde. Mein Agent wird noch
ein Wörtchen mit diesem Schreiber weit hergeholter Belletri-
stik zu reden haben, das kann ich dir sagen.«
»Agent? Ich wusste gar nicht, dass du einen Agenten
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