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Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Grundstücken gehörten, auf denen die niedrigen Häuser standen.
    Die Zäune grenzten die Gebiete nur zur Straße hin ab. Manche Latten ragten schief aus dem Boden. Es gab auch Lücken in den Zäunen, und ich wunderte mich schon noch über die Gänse und Hühner, die im Freien herumliefen.
    »Wenn wir jetzt in Deutschland wären, dann hätten es die Gänse nicht mehr so gut.«
    »Wieso das nicht?«
    »Weil sie schon längst im Bräter gelandet wären. Es gibt so etwas wie ein Martinsgansessen. Und zu Weihnachten lieben die Deutschen die Gänse auch.«
    Karina schmunzelte. »Rate mal, was mit diesen fetten Dingern bald geschieht?«
    Ich musste schlucken. »Ein fetter Gänsebraten wäre nicht zu verachten, denke ich.«
    Die Agentin deutete auf meinen Bauch. »Du solltest lieber an deine Figur denken.«
    »Das tue ich doch immer.«
    »Tatsächlich? Mir kommt es vor, als hättest du zugenommen.«
    »Kauf dir eine Brille.«
    Wir hatten jetzt die Mitte des Dorfes erreicht, und hier stoppte Karina. Auch in dieser Umgebung sah es ländlich aus, aber es gab auch einige Bauten, die aussahen, als wären sie keine Bauernhäuser.
    Wir stiegen aus. Ich merkte sofort, dass es kälter geworden war. Es herrschte auch eine andere Luft vor. Sie war klarer und reiner als die in Moskau. Das Wort Trubel konnte man vergessen. Es gab zwar Autos, die auf den Grundstücken standen, wobei viele von ihnen schon Museumsreife besaßen, aber ein normaler Autoverkehr existierte nicht. Der Wind war frisch. Nur weniger stark als in London.
    Ich sah, dass einige Kinder auf uns zuliefen und uns aus großen Augen anschauten. Fremde verirrten sich wohl nur selten in diese Gegend. Ich lächelte den Kleinen zu und bekam das Lächeln zurück. Da verzogen sich die Gesichter unter den Mützen, die teilweise aus Fell, aber auch aus Wolle bestanden.
    Ich wurde angesprochen, verstand kaum etwas und wartete darauf, dass Karina mir half, was sie auch tat.
    Sie sprach kurz mit den Kindern und erfuhr tatsächlich, was sie wissen wollte. Sie nickte einige Male, schaute nach links, und ich glaubte, dass sie auf ein schiefes Haus blickte, dessen Fassade mal weiß gestrichen worden war, sich im Laufe der Zeit jedoch zu einem blassen Grau verändert hatte.
    Karina bedankte sich, und ich wollte erfahren, worüber sie mit den Kindern gesprochen hatte.
    Sie hob die Schultern an. »Irgendetwas Offizielles muss es ja hier geben«, erklärte sie, »und ich habe Recht behalten.«
    »Denkst du an einen Dorfvorsteher?«
    »Mehr an einen Bürgermeister.«
    »Den gibt es?«
    »Nein, John, es ist in diesem Fall eine Frau. Eine Bürgermeisterin.«
    »Ho, so fortschrittlich?«
    »Das waren wir hier in Russland schon immer.«
    »Okay, dann lass uns mal losgehen.«
    »Es ist das graue Haus dort.«
    »Habe ich mir doch gedacht.«
    Es sah von außen recht unscheinbar aus. Ich wäre als Fremder auch daran vorbeigegangen, hätte ich nicht das Schild gesehen, das neben der Tür an der Hauswand glänzte, weil es von den Strahlen der Sonne erwischt wurde.
    Durch die Fenster konnten wir nicht schauen, weil Innengardinen den Blick verwehrten.
    Ich ließ Karina den Vortritt. Sie betrat einen kleinen Flur.
    Um die Bürgermeisterin zu erreichen, mussten wir uns nach rechts wenden. Eine graugrün gestrichene Tür verwehrte uns noch den Eintritt ins Allerheiligste. Das änderte sich sehr bald, denn Karina klopfte kurz an, dann öffnete sie die Tür, und wir betraten ein Vorzimmer, in dem ein junger Mann vor einem Computer saß.
    So hinter dem Mond lag der Ort also nicht. Man war sogar vernetzt. Der Knabe erschrak, als er uns sah. Den Grund kannte ich nicht. Eigentlich hätte er bei Karina’s Anblick erfreut sein müssen. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, Fremde zu sehen.
    Karina sprach kurz mit ihm. Der Mann stand auf, nickte zweimal und wieselte zu einer zweiten Tür, hinter der er verschwand.
    »Er sagt nur seiner Chefin Bescheid, dass Besuch da ist«, erklärte Karina.
    »Auf den Drachen bin ich mal gespannt.«
    »Wieso Drachen?«
    »Ich stelle mir eine typische Bonzin vor. Kompakt, mit großem Busen, strengem Gesicht und Haaren, die straff am Kopf zurückgekämmt sind.«
    »Und wovon träumst du in der Nacht?«
    »Wieso?«
    »Die Zeiten sind längst vorbei, John. Die alten Parteigenossinnen sind ausgestorben. Das kannst du drehen und wenden, wie du willst. Sie sind einfach nicht mehr da.«
    »Meinst du?«
    »Wirst du gleich sehen.«
    Gemütlich war das Vorzimmer nicht. Der einzige

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