Armegeddon Rock
und hörte zu, bis er die Wahrheit wußte. Es war real. Die Musik war real. Kein Bestandteil seines Traumes, nein, ganz und gar nicht.
Im anderen Zimmer hatte jemand seinen Plattenspieler angestellt, und die Nazgûl spielten den »Armageddon Rag«.
Sandy spürte, wie ihn die Furcht durchbohrte, rasch und kalt und dünn wie ein Eispickel. Im Dunkeln erhob er sich schwankend von der Matratze und ging zur Tür.
Das einzige Licht kam von seinem Verstärker; das trübe rote Auge seiner ON-Beleuchtung, das blasse Band der Radiostationen, die er nie hörte. Die Dunkelheit war voller Musik. Sie saß in dem alten aufgepolsterten Schaukelstuhl am Fenster, aber sie stand auf, als Sandy eintrat.
Er ging zu seinem Plattenspieler und drückte die Zurück-Taste. Der Song endete abrupt mitten in Hobbins’ Satz, der letzte, abgebrochene Akkord klang in der stillen, kalten Luft seines Apartments nach. Sandy atmete ein wenig leichter und erschauerte. Sie hatte die Tür zu seinem Badezimmer aufgemacht, und eine frostige Kälte war überallhin eingedrungen. Er schloß sie und wandte sich zu ihr um. »Ich hab von dir geträumt«, sagte er.
Sie kam näher. »Ich weiß.« Ihre Arme legten sich um seinen Hals. Sie zog ihn zu sich herab, küßte ihn. Ihr Mund öffnete sich, und ihre Zunge stieß gegen die unnachgiebige Wand seiner Zähne. Sie zog sich zurück; ihre Augen waren weit und fragend. »Was ist los?«
»Nichts.« Sandy zitterte. »Alles.«
Ihr Gesicht war so glatt wie ein Teich mit stillem Wasser, unter dem verborgene Tiefen sind. »Wir haben noch etwas zu erledigen«, sagte sie.
Sandy war seltsam nervös. Er fühlte sich wie vor Jahren mit Maggie, beim ersten Mal. Er war wieder ein Junge, und zudem ein eingeschüchterter Junge. Er wollte sie, wollte sie ganz schrecklich, und doch sagte er: »Ich weiß nicht recht.«
»Ich aber«, flüsterte Ananda, und sie nahm seine Hand und führte ihn ins Schlafzimmer zurück.
Er hatte einen Steifen gehabt, seit er sie im Wohnzimmer hatte sitzen sehen, aber es war eine seltsame Art von Erektion, ebensoviel Angst wie Lust. Er fühlte sich sehr passiv. Sein Kopf war voll von Sharon und Maggie und Armageddon.
Aber Ananda war eine meisterhafte Exorzistin. »Diesmal wirst du dich erinnern«, versprach sie. Es war wie in den Träumen. Sie zog ihre Bluse aus, ließ den Druckknopf an ihrer Jeans aufspringen und streifte sie ab und setzte sich mit gespreizten Beinen auf ihn. Sie hatte nichts an als ihr Höschen. Sie machte diese kleine Chose mit ihrer Zunge. Ihr Körper war geschmeidig und schlank, mit den langen, starken Muskeln einer Schwimmerin. Sie hatte hohe, feste Brüste mit Brustwarzen in der Farbe dunkler Schokoide, die sofort hart wurden, als Sandy sie mit den Fingern streifte. Ihr Haar war eine wunderschöne schwarze Kaskade, die sich über sein Gesicht und seine Brust zog, als sie seinen Mund, seine Brustwarzen und seinen Nabel küßte und ihn schließlich in den Mund nahm. Es waren Jahre, die sie ihn aufreizte, ihn blies, ihn bis an die Schwelle brachte und ihn dann zurückhielt, während sie lächelte und sich mit der Zunge über die Lippen fuhr.
Und als die Spiele schließlich aufhörten, als sie endlich das Höschen abstreifte und ihn bestieg, da redete sie mit ihm. Kleine Scherze, geflüsterte Koseworte, kleine keuchende Laute und Schreie der Lust, drängende, unanständige Anweisungen. Und das machte es irgendwie besser; erregender, persönlicher. Er dachte nur flüchtig an Sharon, die immer still gewesen war, wenn sie miteinander schliefen, als ob er ihre Persönlichkeit irgendwie abschaltete, wenn er in sie eindrang. Sie hatte sich wohl mit ihm bewegt und manchmal gestöhnt, aber nie gesprochen, und in diesem Sinne war sie während des Aktes eine Fremde gewesen, in dieser Hinsicht war sie nur ein Körper gewesen. Aber Ananda war da, immer da, sie war jeden Schritt des Weges bei ihm, und ihr Geist und ihr Verstand und ihre Worte machten ihren Körper erotischer und leidenschaftlicher, als er allein irgend sein konnte. Als Sandy kam, war es nicht nur ein Orgasmus, sondern ein Orgasmus in Ananda, was irgendwie etwas anderes war. Er war sich ihrer sehr bewußt, ihres Lächelns und ihrer Schreie. Und dann kam sie, bewegte sich wild auf ihm, den Kopf zurückgeworfen, keuchend, ihr Haar peitschte hin und her, als sie erzitterte, eine dunkle Röte breitete sich über ihre Brüste aus. Sandy konnte ihre Kontraktionen spüren, eine nach der anderen, während sie langsam
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