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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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    ES WAR EIN ALTER KINOPALAST für die Nachbarschaft in einem heruntergekommenen Teil von Philadelphia, ein Relikt aus den Dreißigern, das jetzt seit mehr als einem Jahrzehnt geschlossen war, eine Anhäufung von Zerfall und verblichenem Charme. Das Vordach hatte sechs Reihen von Neonröhren, drei über und drei unter dem leeren grauen Bereich, wo die Filmtitel präsentiert zu werden pflegten. Die ganze Beleuchtung war fort oder kaputt. Darunter war die Kabine eines Kartenverkäufers, reich verziert wie etwas aus Tausendundeiner Nacht; ihr Glas war gesprungen und mit Brettern vernagelt, und sie stand mitten in einer gefliesten Vorhalle, wo ein Drittel der Fliesen fehlte. Die Türen zum Foyer waren ebenfalls mit Brettern vernagelt und mit einem Vorhängeschloß versperrt.
    Er parkte Tagtraum in der schmalen Gasse neben dem Theater, und sie steigen beide aus. »Da lang«, sagte Ananda. Sie führte ihn hinten herum zu einem der Notausgänge mit seinen großen doppelten Stahltüren, von deren Metall alte rote Farbe abblätterte. Gort war da, lehnte an der Ziegelwand und las Sartre. Er sah auf und grunzte, als sie näher kamen.
    Sandy machte ein rasches Friedenszeichen zu ihm hin. »Klaatu borada nicto, Gort«, sagte er.
    Gort blickte finster drein. »Echt originell. Ich kann diesen dämlichen Witz nicht ab. Jeder macht denselben dämlichen, beknackten Witz.« Er kehrte zu Sartre zurück und ließ sie vorbei.
    Innen durchquerten sie einen kurzen Korridor und schoben sich durch einen schweren, mottenzerfressenen und staubbdeckten Samtvorhang, dessen Kastanienbraun fast zu Grau verblichen war. Durch einen gewölbten Eingang kamen sie in den schwach beleuchteten Zuschauerraum. Als seine Augen sich angepaßt hatten, erblickte Sandy ein Meer von verrotteten, leeren Sitzen, einen weiten, verlassenen Balkon, undefinierbar maurisches Dekor, eine mit Sternen und Wolken bemalte Decke und eine Bühne mit darauf verstreutem Sound-Equipment. Zwei riesige Lautsprecher standen an den Seitenkulissen, Kabel schlängelten sich überall, und hinten bei der uralten Leinwand stand ein Drum-Set, das mit einem vertrauten schwarz-roten Muster bemalt war. Gopher John hatte schon dazwischen Platz genommen und schlang ein Sandwich hinunter. Sandy entdeckte auch Rick Maggio und Larry Richmond. Richmond saß am Bühnenrand und sah auf eine Weise klein und einsam aus, wie es bei Patrick Henry Hobbins unmöglich gewesen wäre. Seine Augen waren geschlossen, während er etwas machte, das wie isometrische Übungen aussah. Maggio war ganz hinten, umringt von einem Knäuel von Leuten, die meisten davon weiblichen Geschlechts. Sandy hörte sein lautes, prustendes Lachen. Die Nazgûl schienen bereits eine beträchtliche Anzahl von Drohnen, Groupies, Hilfskräften und Rumhängern gewonnen zu haben; Sandy sah mindestens ein Dutzend Leute, die er nicht kannte. »Wo ist Faxon?« fragte er.
    »Da.« Ananda zeigte auf die erste Reihe, wo Peter Faxon im Durchgang saß und sich auf einige Papiere in seinem Schoß konzentrierte. Sie gingen auf ihn zu.
    Faxon wirkte überrascht, ihn zu sehen. »Blair«, sagte er. Er legte die Papiere beiseite und stand auf, und sie schüttelten sich die Hände. »Was machst du hier?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen«, sagte Sandy.
    Faxon lächelte dünn. »Bemüh dich nicht, ich hab’s mich selbst gefragt. Manchmal weiß ich nicht, was ich hier mache.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist alles deine Schuld. Nach unserem Gespräch bin ich ziemlich ins Grübeln gekommen. Vielleicht ist mir klargeworden, wie sehr ich all das vermißt habe. Aber es war Tracy, die mich wirklich zu meinem Entschluß gebracht hat. Letzten Monat kam sie eines Tages zu mir, pflanzte ihre Hände in die Hüften und sagte: ›Ich halte das nicht mehr aus. Du willst es, und du weißt, daß du’s willst, also nimm das Telefon, und ruf an, bevor du uns alle in den Wahnsinn treibst.‹ Das nächste, was ich weiß, ist, daß ich hier war.«
    »Hier«, sagte Sandy. Er schaute sich um. Verrottete Sitze, Staub, verblichene Vorhänge, wahrscheinlich jede Menge Schaben und Ratten. »Toller Probesaal«, sagte er. »War die städtische Müllhalde ausgebucht, oder was?«
    Faxon lachte. »Morse hat Schuld. Trotzdem, mir macht’s nicht allzuviel aus. Nostalgie. Hier hat alles angefangen, Blair.«
    »Mach Sandy draus, bitte. Was meinst du?«
    »Dies war der erste Laden, wo die Nazgûl je gespielt haben. Damals waren wir noch Peter and the Werewolves. Wir

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