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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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schwarz auf schwarz, die eine Menge Echoplex und Phase Shifting verlangten.
    Maggio sang die Leadstimme bei »Cupcakes«, einem weiteren lauten, hart treibenden Rockstück mit einem anzüglichen feministischen Text. Seine nach zermahlenem Glas klingende Macho-Stimme war wie geschaffen für den Song, obwohl dessen Ironie an ihn wahrscheinlich verschwendet war. Faxon ging an den Flügel für »The Things That Remember«, einem bittersüßen Love Song, und an den Synthesizer für »Flying Wing« mit seinem Versprechen von Transzendenz unter den Sternen. »Dying of the Light« war von Faxon bei Dylan Thomas geklaut, und keiner der Nazgûl ging sanft in dieses Gute Nacht-Stück.
    Zu guter Letzt spielten sie »Wednesday’s Child«, eine lange, wilde Nummer mit einer endlosen Bridge, in deren Verlauf die Drums zu wahnwitzigen Preßlufthämmern wurden und die Gitarren kreischten und kratzten und Faxons Rickenbacker tiefer und tiefer und tiefer ging. Es hätte eine gottverdammte Apokalypse von einem Song sein sollen, die Art Song, die das Publikum auf die Beine bringt, die es hochzieht, die Fäuste in der Luft und brüllend, die es zum Kreischen bringt und es durchschüttelt und sein Blut in Brand setzt, als wäre es nach einem Streichholz lechzendes Benzin. Es hätte die Art Song sein sollen, die bei einem Konzert fünfzehn, zwanzig Minuten dauert und fast einen Aufruhr oder einen Krieg startet.
    Das war es nicht.
    Auch nicht die Art, wie sie es brachten.
    In der ersten Reihe des alten Kinos war Sandy sich des schwachen Modergeruchs und der Wanzen in dem Sitz unter ihm sehr bewußt. Er merkte, daß er an Fäulnis dachte, auf der Bühne und unten, wo er in der Musik hätte verloren sein sollen. Zuerst war er erregt und bang, aber als ein Song auf den anderen folgte, setzte Betäubung ein… und zuletzt ein seltsames, kaltes Gefühl, das zugleich Erleichterung und Enttäuschung war.
    Die ganzen Ängste, die ihn diesen Winter so gequält hatten, schienen jetzt sehr weit weg und albern zu sein, wo Sandy in dem verrotteten alten Filmtheater saß und zusah, wie drei Männer mittleren Alters und ein grüner Junge versuchten, einen Zauber wieder einzufangen, der längst vergangen war, einen Sound und ein Versprechen und einen Bann, die 1971 für immer aus der Welt verschwunden waren, als eine Kugel aus der Nacht gepfiffen kam, um eine Botschaft mit Blut zu schreiben, und die Botschaft hieß DAS ENDE. Edan Morse mit seinem ganzen Gerede von der Macht in der Musik, von der Flut, die zurückkommen mußte, und von Stunden, die endlich wiederkehren würden, schien ihm ganz plötzlich das bemitleidenswerte Opfer einer Illusion zu sein. Sandy ertappte sich bei dem Gedanken, daß es kein Wunder war, daß Jared ihn ausgelacht hatte. Er verdiente es, daß man ihn auslachte. Ihm war selbst zum Lachen zumute, aber statt dessen biß er nur grimmig die Zähne zusammen und hörte weiter zu.
    Es lag nicht an den Songs. Das ganze Material war neu, jeder einzelne Song, und obwohl einiges davon offensichtlich weniger gut war als der Reset, stand nahezu alles davon noch neun Stufen über dem Zeug, das man heutzutage im Radio auf AM hörte. Faxon hatte seine besondere Note nicht verloren. Er war immer noch eklektisch, unberechenbar und höllisch scharf. Es war immer noch unverkennbar der charakteristische Sound der Nazgûl; schnell, treibend, mit einem harten, schweren Beat, komplexen musikalischen Linien und Texten, die etwas aussagten. Es war böse Musik, aber nicht in der Weise böse wie soviel Punk es war; die Pointen waren rasiermesserscharf und bedrohlich, aber nie nihilistisch, die Gewalt war ein Übel und nichts Gutes, und etwas in der Musik selbst hatte manches von einer neuen, wiedererwachenden Ordnung an sich, aber nichts von Chaos. Es war nicht einmal so, daß Faxon sich als altmodisch erwies oder stillstand. Diese Songs waren kein Abklatsch der alten Nazgûl-Hits – sie waren entwickelt, sie waren gespenstische musikalische Trugbilder davon, wie die Nazgûl 1972, 1973 und 1974 geklungen hätten, wenn es West Mesa nicht gegeben hätte. Die besten von ihnen waren so gut wie irgend etwas, was die Nazgûl je gebracht hatten. In früheren Tagen wären »Goin’ to the Junkyard« und »Wednesday’s Child« mit Sicherheit innerhalb einer Woche nach Erscheinen in die Top Ten geschossen. Und einige der anderen vielleicht auch.
    Nein, es lag nicht an den Songs. Es lag an der Band. Die Nazgûl hatten es verloren.
    Faxon gab die glaubwürdigste

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