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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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pfadfinderhaft aus als damals in Malibu. Er hatte angefangen, sich einen Bart stehen zu lassen, und dieser wuchs voll und dunkel, bedeckte seine Grübchen und die kleine Kerbe im Kinn. Er wirkte auch magerer, als verlöre er Gewicht, und unter den Augen hatte er eine winzige Spur von Rändern. Ein schwerer silberner Anhänger mit einem komplizierten Spinne-undSchlange-Muster hing über seinem schwarzen Rollkragenpullover. Die braunen Augen glitzerten, als er zu Sandy herumschwang. »So. Sie haben sich also entschieden, sich uns anzuschließen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde«, sagte Sandy.
    Edan Morse runzelte die Stirn. »Wenn Sie nicht an das glauben, was wir tun, warum sind Sie dann hier?«
    »Sagen Sie’s mir einfach. Sie sind der Zauberkünstler.«
    Morse legte die Fingerspitzen unter seinem Kinn zusammen und musterte Sandy mit diesen dunklen braunen Augen. »Drei Möglichkeiten«, sagte er nach einer Pause. »Erstens, Sie wissen, daß dies eine verdammt große Story werden wird, und Sie wollen drauf einsteigen. Zweitens, Sie wollten wieder in ’nandas Höschen. Drittens, Sie machen es für Geld.«
    »Viertens«, sagte Sandy, »alles das.«
    »Und wissen Sie was, Blair? Es ist mir egal. Solange Sie Ihren Job machen, sind mir Ihre Motivationen völlig gleich.«
    »Sprechen wir über diesen Job, den ich machen soll«, sagte Sandy. Er schritt durch das Zimmer und nahm den Stuhl gegenüber von Morse. »Sie haben von Ananda gerade etwas über die Probe gehört, möchte ich annehmen. Sie brauchen keinen PR-Mann. Sie brauchen eine neue Band. Vielleicht sollten Sie das mit den Nazgûl vergessen und statt dessen die Beatles wiedervereinigen. Besorgen Sie sich Paul, George und Ringo, und machen Sie sich selbst einen cleveren Plastik-John Lennon. Nur vergewissern Sie sich gründlich, daß er besser singen kann als Larry Richmond.«
    »Ich kenne keinen Larry Richmond«, sagte Morse flach. »Wenn die Zeit kommt, wird Patrick Henry Hobbins die beste Vorstellung seines Lebens geben.« Er lächelte. »Oder seines Todes. Darauf können Sie sich verlassen.«
    Sandy lehnte sich zurück und machte ein rüdes Geräusch. Er bekam es nicht so gut hin wie Froggy, aber es brachte die Botschaft jedenfalls rüber.
    »Skeptizismus ist eine gesunde Verhaltensweise für einen Bürger dieser Schweinegesellschaft«, sagte Morse, »aber Sie treiben es zu weit.«
    »Ich hab sie heute spielen hören«, fauchte Sandy. »Sie nicht.«
    Edan Morse zuckte die Achseln. »Dann halten Sie sich von den Proben fern. Es gehört sowieso nicht zu Ihren Aufgaben, dort zu sein. Und Sie haben einiges zu tun. Ich will, daß die Leute wissen, die Nazgûl kommen zurück. Ich will Erregung, Vorfreude. Ich will, daß das Publikum bereit ist. Können Sie das schaffen?«
    »Sicher«, sagte Sandy, »aber…«
    »Kein Aber. Tun Sie’s, Blair. Und tun Sie’s bald. Ich habe bereits ihr erstes Konzert festgesetzt. Chicago. Die Stadthalle. 12. Juni.«
    Sandy runzelte die Stirn. »Das sind kaum noch sechs Wochen.«
    »Schaffen Sie das nicht?«
    »Ich schaffe das«, sagte er, »aber die Nazgûl nicht. Sie sind in sechs Wochen noch nicht soweit. Sie sind in sechs gottverdammten Jahren noch nicht soweit, so wie sie heute geklungen haben.«
    »Sie werden soweit sein. Und es ist sowieso nicht wichtig. Das ist nur zur Einleitung. Es wird andere, entscheidendere Konzerte geben.«
    Die Art, wie er das sagte, ließ Sandy einen Schauer über den Rücken laufen. »Ich hab mir die Musik angehört«, sagte er. »Das ist es, was hinter all dem hier steht. Music to Wake the Dead. Sie glauben, sie hat so was wie – ich weiß nicht – Macht.« Edan Morse lächelte dünn und sagte nichts. »Ich hätte Ihnen fast geglaubt. Aber an diesem Nachmittag ist alles in Stücke gegangen. Der Rag ist nur ein Song.«
    »Ist er das?« fragte Morse.
    »Ja«, sagte Sandy. »Und der Rest von diesem Album ist nur wahr geworden, weil Sie es wahrgemacht haben. Sie haben Jamie Lynch ermordet oder es Gort oder sonst jemand tun lassen. Wegen des Textes. Weil Sie übergeschnappt sind.«
    »Muß ich das schon wieder abstreiten? Sie verstehen immer noch nicht. Was wirklich passierte, ist, daß Peter Faxon damals 1971 die Umrisse von Lynchs Tod sah und einen Song darüber schrieb. Sie weigern sich, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Die Musik ließ es geschehen. Oder vielleicht könnte man sagen, es war vorherbestimmt, daß es geschehen würde, und die Musik hat es vorausgesagt. Aber es war ein

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