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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Vorstellung, vielleicht weil er so überaus lang mit diesem Material gelebt hatte.
    Sein Baß und seine Stimme waren sicher und zuverlässig, und er war immer zumindest professionell an den anderen Instrumenten, die er im Lauf der Probe benutzte. Aber andererseits war er selten mehr als professionell. Die leidenschaftliche Konzentration, von der seine Züge in der alten Zeit so oft gezeichnet waren, als er Blut geschwitzt hatte, um mit den von Natur aus begabteren Musikern der Gruppe mitzuhalten, war von einem Ausdruck betretener Frustration ersetzt worden. Die Klinge war stumpf. Er war kompetent; nicht mehr und nicht weniger.
    Rick Maggio war es abwechselnd mehr und weniger. Faxens spitze Bemerkung am Anfang des Sets hatte ins Schwarze getroffen: Mehr als einmal schien Maggio Probleme zu haben, sich an seinen Text zu erinnern. Sandy stellte fest, daß er sowohl bei »Dogfood« als auch bei »Flying Wing« nur so tat als ob, und bei »Visions in the Dark« war er von seiner Gitarre so in Anspruch genommen, daß er das Vortäuschen vergaß und tatsächlich eine andere Zeile sang als die anderen drei, was den Song quietschend zum Halten brachte und einen kurzen, häßlichen Wortwechsel zwischen ihm und Faxon in Gang setzte. Um ihm jedoch Lob zu zollen: Bei »Cupcakes« hatte er den ganzen Text drauf, und sang es mit energischer, boshafter Ausgelassenheit. An der Leadgitarre schienen seine Fähigkeiten zu kommen und zu gehen. Die wilden, schwierigen Parts bei »Visions in the Dark« wären auch in der alten Zeit, bevor die Drogen ihn ruiniert hatten, eine herbe Schlittenfahrt für ihn gewesen; jetzt lagen sie für ihn weit jenseits, aber Maggio tat sein Bestes. Sandy sah, wie er schwitzte, und ein- oder zweimal hatte er es fast, und für ein oder zwei Linien beschworen seine Finger fast die alte Brillanz herauf, fast, näher und näher… und dann verpatzte er es, und der Moment ging vorbei. Bei »Wednesday’s Child« kam er ganz gut zurecht, war unmöglich schwerfällig bei »Good ol’ days«, und was er bei »The Things That I Remember« spielen sollte, schien ihm so gut wie überhaupt nicht vertraut zu sein. Am Ende der Probe war sein T-Shirt schweißdurchtränkt, und sein Gesicht war weiß wie der Bauch eines toten Fischs und häßlich.
    Wenn Maggio sprunghaft war, war Gopher John Slozewski einfach schwach. Maggio hatte zumindest seine Barcombos gehabt, um in Form zu bleiben; Gopher John war schlicht zu lange draußen. Sein Schlagzeugsolo bei »Vision in the Dark« war glanzlos, er schien einfach unfähig, die Art von wildem, frenetischem Trommeln durchzuhalten, die »Wednesday’s Child« während der Bridge verlangte, er stolperte mehr als einmal, und oft schien er einen halben Beat hinter dem Rest der Band nachzuhängen und wie verrückt darum zu kämpfen, sie einzuholen, als ob seine Reflexe einfach bei weitem zu langsam für die Musik geworden waren, die einmal sein Markenzeichen gewesen war. Am Ende von »Wednesday’s Child« warf er seinen Stick in die Luft. Es war eine alte Sache, die Sandy bei ihm in früheren Tagen hundertmal gesehen hatte. Eine Menge Rock-Drummer benutzten ähnliche Schaustückchen, warfen einen Stick hoch und fingen ihn wieder auf; Gopher Johns claim to fame war, daß er seinen Stick höher warf als sonst jemand und ihn ohne hinzuschauen wieder auffing, wenn er genau rechtzeitig direkt in seine Hand herunterkam, daß er wie der Teufel auf seine Becken eindreschen konnte. Heute ging der Stick hoch und höher, drehte sich der Länge nach vor der alten Leinwand… und kam schließlich zehn Fuß entfernt vor Faxon herunter. Gopher John schien nicht einmal die Energie zu haben, ein finsteres Gesicht zu machen. Er sah müde und verwirrt aus, als ob er nicht ganz begreifen könnte, warum alles so schrecklich danebenging.
    Und dann war da der Junge. Das Gespenst, das keines war. Bei den anderen dreien mochte es schließlich hinhauen; mit der Zeit würden sie ihre alten Fähigkeiten vielleicht wieder erlangen. Aber Faxon hatte recht mit Richmond; er war nicht Patrick Henry Hobbins, und er würde es nie sein. Er sah aus wie Hobbins, kleidete sich wie er, tat sein Bestes, alle Bühnenmanieriertheiten von Hobbins nachzuäffen, aber es war zumeist eine peinliche, gehemmte Parodie. An der Rhythmusgitarre war der Junge nicht einmal so schlecht. Wenn überhaupt, stand er darin eine Stufe über dem echten Hobbins. Aber als Leadsänger hatte er es einfach nicht. Seine Stimme klang ziemlich wie die von

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