Armegeddon Rock
Gedränge zu bahnen. Drei oder vier schwitzende, grinsende Kartenbesitzer zottelten in ihrem Kielwasser hinterdrein.
»Hier«, rief Ananda, als die Frau in ihre Nähe kam. Sie nickten sich zum Zeichen des Wiedererkennens zu, und sie und Sandy drängten sich an die Seite der Frau durch und wurden bis zum Tor eskortiert.
Sie waren in Sichtweite der Absperrung, als ein hochgewachsener dicker Schwarzer in einem Dashiki Ananda laut etwas zurief. »He, Babe«, brüllte er mit undeutlicher, betrunkener Stimme. »He, Mama, hilf mir raus. Bring mich rein, Schwester.« Ananda ignorierte ihn; sie versuchten, sich vorbeizuschieben, aber es ging nur langsam voran. Der Mann schob sich neben sie. »He, Tittie«, sagte er, »ich mach’s dir besser als der Weiße da.« Sandy, eingekeilt, mußte hilflos zusehen, wie der Mann einen dicken, fleischigen Arm um Ananda legte und grob eine ihrer Brüste drückte. »He, Mama, sei nett zu mir, ich werd…«
Er beendete den Satz nicht mehr. Ananda bewegte sich, bewegte sich schnell, eine geschickte halbe Drehung, die sie aus seinem Griff befreite, und dann ein harter, scharfer Schlag aufwärts, ihr Arm ein Kolben, die Handfläche offen. Sie zertrümmerte ihm die Nase mit der Handkante, und eine dünne Blutspur rann aus einem Nasenloch herab. Dann brach er zusammen oder fing damit an… die Menge war auf allen Seiten so dicht gedrängt, daß er kaum Platz genug hatte, um zusammenzusacken, aber sein blutverschmiertes Gesicht und die plötzlich leeren Augen veranlaßten seinen Nachbarn, sich von ihm wegzuschieben, und Zoll für Zoll verschwand der schwere Körper in Grün und Schwarz, sank auf den harten, staubigen Boden.
Die Sicherheitslinie war von mindestens zwanzig von Morses Leuten mit den leuchtend zinnoberroten Armbändern bemannt. Mirrors befehligte sie; seine verspiegelte Sonnenbrille warf die Strahlen einer Zwillingssonne zurück. Ananda reckte einen Daumen zu dem Mann hin, den sie gefällt hatte. »Schafft ihn hier raus«, sagte sie.
»Wir kümmern uns drum«, sagte Mirrors.
Sie passierten die Linie und kamen dahinter an den Rand des Amphitheaters. Selbst hier war es voll, aber zumindest hatte man Platz zum Atmen. »Jesus«, sagte Sandy und warf einen Blick zurück, »was hast du mit ihm gemacht, Ananda?«
»Ihm seine dreckige Schweinsnase gebrochen«, sagte sie.
»Seine Nase«, echote Sandy wie betäubt. Er erinnerte sich an den flüchtigen Eindruck, den er von dem raschen, sicheren Schlag gehabt hatte. Die gestreckte Hand. Das Knirschen beim Auftreffen. Das Blutrinnsal. »Wie er zu Boden gegangen ist«, sagte Sandy. »Ich meine, er hat nicht mal einen Laut von sich gegeben…«
»Mirrors wird sich drum kümmern.«
»Mit so einem Schlag könntest du jemand töten«, sagte Sandy.
Ananda sah ihn unschuldig an. »Ach? Also, er hat angefangen, stimmt’s? Keiner grabscht mich an, wenn ich nicht angegrabscht werden will.« Sie lächelte und nahm Sandys Hand. »Und du bist der einzige, von dem ich mich im Moment abgrabschen lassen will. Ende der Diskussion. Komm.«
Red Rocks war rammelvoll mit menschlichen Leibern.
Selbst die Gänge waren gefüllt, und überall auf den hohen Felsen ringsum saßen und kletterten Leute. Unten vorne war ein kleiner Abschnitt mit Seilen abgetrennt, und ein weiterer Haufen von Sicherheitsleuten hielt ihn frei. Sandy sah Gort zwischen ihnen, sein sonnenverbrannter, rasierter Kopf ragte über allen anderen auf. Sie stiegen hinab und versuchten, nicht auf jemand zu treten. Gort grunzte ihnen zu und hob Ananda über das Seil. »Scheiß-Zoo, was?« sagte er.
»Warte bis West Mesa«, erklärte ihm Sandy.
Maggio war da, er lief auf und ab und gab ein aufgeregtes Geplapper von sich. Als er Sandy sah, kam er herüber. »He, Mann, das ist irre. Was meinst du? So ’ne Anziehungskraft hatten wir nicht mal ’71. Scheiße, nein. Das wird ’ne absolut tierische Show, da kannst du einen drauf lassen.« Er lachte.
»Ist das so?« sagte Sandy. Er hatte andere Dinge im Kopf. Den großen Mann, der schweigend zu Boden fiel, die leuchtenden Farben des Dashiki, die im Menschenmeer untergingen. Das Blut aus seiner zerschmetterten Nase. Anandas Hand in seiner; die langen, kräftigen Finger, die bis zum Nagelfleisch geschnittenen Nägel, den vertrauten, am Rand des kleinen Fingers und der Handfläche entlanglaufenden Schwielenwulst. Er war beunruhigt.
»Ja, verflucht«, sagte Maggio. »Reynard wird ’n paar ausgeflippte Sachen mit dem Licht machen, Mann. Feuerwerk
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