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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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steigerte sich, bis es unmöglich schien, daß es noch mehr anwachsen konnte. Mittlerweile war Denver ein Netz aus Lichtern im Osten, eine gewaltige Fläche von Sternen, die eingefangen und gezähmt und geordnet und gegen die vordringende Schwärze ausgerichtet waren. Die Berge im Westen waren sich auftürmende schwarze Zähne mit blutrot umrissenen und von der Glut des Sonnenuntergangs übergossenen Spitzen. Wolken ballten sich über den Bergen im Westen, eine drohende Wand aus schäumendem Schwarz und Scharlachrot; Sandy gefiel der Anblick gar nicht.
    »Wir – woll’n – die SHOW. Wir – woll’n – die SHOW. Wir – woll’n – die SHOW. Wir – woll’n – die… oohhhhhh!«
    Das Pfeifen der Feuerwerksrakete durchschnitt den Tumult; sie explodierte weit im Osten, und ein Feuerrad aus Rot und Orange wirbelte vor der Nacht und verwandelte den Singsang in einen Seufzer der Anerkennung und Ehrfurcht. Weitere Feuerwerksraketen folgten, eine, zwei, drei, vier; das Krachen sprengte den Rhythmus des Klatschens, brach ihn und zerstreute ihn. Das Feuerwerk erhellte die Nacht. Alle Augen richteten sich nach oben. Zwischen den verblassenden, dahinwehenden Feuerschauern schoß plötzlich ein Phönix im Blickfeld auf, ein brennender gelber Phönix mit Schwingen gewaltiger als die Stadt unter ihm und Augen wie heißen roten Kohlen.
    »DIES IST DIE STUNDE«, dröhnte die P.A.
    Sie waren auf die Bühne gekommen, während die Menge nach oben starrte; jetzt standen sie dort schweigend und still wie Schatten, undeutlich sichtbar im Halbdunkel, und hielten ihre Instrumente.
    »DIES IST DER TAG«, kam es aus der P.A.
    Ein paar Scheinwerfer gingen an; dunkelrotes Licht, das sie von unten beleuchtete, das die Bühne zu einem trüben scharlachroten Teich machte.
    »DIES IST DAS JAHR«, prophezeite die P.A.
    Eine weitere Feuerwerksrakete kreischte hinauf, näher und lauter als die anderen, zerplatzte oben und spannte einen strahlend weißen Schirm über ihnen allen aus, der für eine Sekunde so hell aufflammte, daß er die Dunkelheit vollkommen fortwusch. Von Westen kam das tiefe Grollen des sich zusammenbrauenden Unwetters.
    »DER NAZGÛL«, schrie die P.A. und tausend Leute schrien mit, dann fünftausend, und dann immer mehr, als sich die Erregung wie eine Welle nach außen fortpflanzte und über den Rand des Amphitheaters floß und durch den dunklen Park dahinter flutete. Und dann ging das ganze Bühnenlicht auf einmal an, ein blendendes Auflodern von Licht in einem Dutzend verschiedener Farben, und Drums, Baß und Gitarre erklangen alle zusammen, ein gewaltiger Hammerschlag von Musik, der in die Menge, an die Berge und gegen das Unwetter hinauskrachte. Mit glänzendem weißen Haar, in einem schwarzen, das Licht einsaugenden Jeansanzug sang Patrick Henry Hobbins:
    Hey baby, what’s that in the Skyyyy?!
    Und dort oben war etwas, eine silberne Gestalt, die wie ein Messer glitzernd durch die Dunkelheit stach; dahinter breitete sich ein wogender Vorhang aus Feuer aus, eine flammende Aurora, die Denver verhüllte. Eine Handvoll Leute zuckten vor ihrem wilden Zorn zurück, aber der Rest schrie, pfiff und flippte aus. Maggio knurrte jetzt mit heiserer und lasziver Stimme zu Hobbins zurück.
    It’s looooooove!
    Und die Musik sengte von der Bühne, leise Anklänge an etwas Martialisches, das übertrieben und verzerrt und zu neuer Gestalt verformt wurde, die Leadgitarre so heiß wie das gallertartige Gasolin, das sie beschwor, der Baß erfüllt vom tiefen Brummen der näher kommenden Bomber, der Sound vor dem knisternden Hintergrund des verwundeten roten Himmels zu Rauch und Feuer geworden. Hobbins’ Stimme war purer heißer, verschwitzter Sex, und als er den Refrain anstimmte, sang die Menge mit ihm:
    Oooooh, napalm!
    Oooooh my napalm love!
    Und dann stand er wieder allein, aber seine Stimme schallte meilenweit.
    Yeah, it’s hot because I love ya!
    Oh, it burns because we love ya!
    Von einer Erregung erfüllt, für die er keine Worte hatte, einer Erregung, die über die Musik hinausging, beugte sich Sandy zu Ananda hinüber. »Es ist Hobbins!« rief er ihr ins Ohr, brüllte, um gehört zu werden. Sie nickte ihm geistesabwesend zu. Sie begriff nicht, dachte er: »Napalm Love« war von Napalm, nicht von Music to Wake the Dead. Es hätte Larry Richmond sein müssen. Aber er war es nicht. Heute abend war es Hobbins, von Anfang an.
    Von Anfang an und bis zum Schluß.
    Als der Song vorbei war, lächelte Hobbins und fragte: »Bluten euch

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