Armegeddon Rock
und Zelten und Tipis, alle illegal aufgebaut. Sie versammelten sich um illegale Feuer und spielten Gitarre und ließen illegale Joints kreisen und sangen die alten Songs, ignorierten Parkaufseher und Polizei und die Sicherheitstruppe für das Konzert gleichermaßen.
Eine Woche vor der Show waren die Zeitungen randvoll mit Furor und Agitation. Man sprach davon, eine Armee von Cops zu schicken, um die Squatter zu vertreiben, manche riefen nach der Nationalgarde; man zog ernsthaft in Erwägung, das Konzert abzusagen, es zu verbieten oder es zu verlegen. Das Amphitheater war ein prachtvoller Ort, ein Stadion aus blassem, zinnoberrotem Gestein, eine Reihe ansteigender Sitze nach der anderen aus dem Berg gehauen, auf drei Seiten von verwitterten Felswänden und hohen Felssäulen ummauert, aber nach Osten hin niedrig, so daß hinter der Bühne die Lichter von Denver in der Ferne leuchteten… trotzdem, obwohl neuntausend Zuschauer in ihm Platz fanden, war es bei weitem zu klein für die Horden, die nach Denver gezogen waren, um die wiederauferstandenen Nazgûl zu hören. Red Rocks würde zerstört werden, behaupteten diejenigen, die die Show unterbunden haben wollten; ein größerer Krawall wurde vorhergesagt.
Edan Morse bemühte sich mit Hilfe kühlerer Köpfe bei den örtlichen Behörden, die sich an das Beispiel von Houston erinnerten, die Lage zu entschärfen. Er bat um die Genehmigung, überall in der Umgebung im Park Lautsprechertürme errichten zu dürfen, so daß man die Show draußen hören konnte. Die Genehmigung wurde ihm gegeben. Er verdoppelte die Stärke seiner Sicherheitstruppe, verdoppelte sie noch einmal und ließ sie schließlich auf fast tausend Mann anwachsen. Die Behörden zogen mit; Morse versammelte eine kleine Privatarmee. Er unterzeichnete eine verbindliche Zusage, in der die Nazgûl für alle Schäden verantwortlich gemacht wurden, und erklärte sich einverstanden, die gewaltigen Rechnungen für die Aufräumungsarbeiten hinterher zu bezahlen.
Sandy seinerseits gab die letzte Presseankündigung heraus. Das West Mesa-Konzert, schwor Morse, würde völlig umsonst sein. Nur zehn Tage später, versprach es genug Platz für alle, guten Sound und einen mühelosen Blick auf die Band. Geht nach Albuquerque, erklärte Morse ihnen, und Tausende nahmen seinen Vorschlag auf. Die anderen blieben. Am Tag des Konzerts schätzte die Polizei, daß es dreißigtausend waren.
Sandy und Ananda machten sich vier Stunden vorher auf den Weg zur Show und hatten trotzdem Probleme, dorthin zu kommen. Die Straßen waren vom Verkehr verstopft, und alles kroch in dieselbe Richtung. Die Seitenstreifen waren von Wagen gesäumt, die entweder steckengeblieben oder geparkt waren. Sie mußten Tagtraum drei Meilen vor Ort stehenlassen, als das Verkehrschaos total unpassierbar wurde. Sandy fand eine Gelegenheit, wo er ihn von der Straße fahren konnte, und sie gingen den Rest des Weges zu Fuß, beide Teil eines Menschenstroms, der die Straße entlangschwemmte. Das Chaos war erfüllt von einem merkwürdigen Leichtsinn, einem unbestimmten Gefühl von Freude, von Ferien. Jeder wirkte freundlich. Es wurden reichlich Sechserpacks angebrochen und Dosen an jeden weitergegeben, der durstig aussah. Fremde redeten begeistert miteinander, rauchten gemeinsam Joints und wurden in null Komma nichts zu Freunden. Frisbees segelten durch die Luft des Spätnachmittags.
Näher beim Amphitheater wurde die Menschenmenge dichter und die Stimmung gereizter. Die Straße verengte sich, die Felsen erhoben sich so rot wie verheißen um sie her, die Wanderer wurden dichter zusammengedrängt, und die Gemüter erhitzten sich. Immer noch strömten sie eng aneinandergedrängt weiter, bis der Strom sein eigenes Leben hatte. Sandy hätte nicht kehrtmachen können, selbst wenn er es gewollt hätte. Vorne, dicht beim Eingang zum Theater selbst, war die Menge eine kompakte, fest zusammengeballte Masse, die vor Frustration und Enttäuschung und mehr als nur ein wenig Klaustrophobie schäumte. Diejenigen, die Eintrittskarten hatten, fluchten, während sie versuchten, sich nach vorne zu drängeln; andere drängelten zurück.
Sandy erblickte jemand von Morses Sicherheitstruppe, eine große blonde Frau mit einem karmesinroten Armband, auf dem ein schwarzes Nazgûl-Emblem abgebildet war. »Karten«, rief sie. »Karten. Karten mitkommen.« Sie hatte etwas in der Hand, was wie ein abgesägter Baseballschläger aussah, und benutzte es geschickt, um sich einen Weg durch das
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