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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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»Wenn wir spielen, dann sollten wir losmachen«, sagte er. »Bevor die Gewitterfront hierher kommt und wir alle vom Stromschlag getötet werden.«
    »Fein«, sagte Hobbins. »Ich bin bereit. Wir machen das neue Album, in der richtigen Reihenfolge.«
    »Alles klar«, sagte Faxon. Sie begannen auseinanderzugehen, aber als die anderen weggingen, machte Sandy ein paar Schritte nach vorn und packte Hobbins an der Schulter. »Was?« fuhr ihn der Sänger an.
    »Die anderen begreifen es nicht«, sagte Sandy. »Nicht mal Faxon. Sie sind nur Werkzeuge von… von Morse, oder wer immer hinter dem hier steht. Aber du, du verstehst es. Oder nicht?«
    Die Augen glitzerten scharlachrot; der dünne Mund verzog sich zu einem spöttischen, sardonischen Lächeln. »Und was ist, wenn?«
    »Armageddon«, sagte Sandy. »Die letzte Schlacht. Die endgültige Konfrontation zwischen Gut und Böse. Das soll Armageddon doch sein. Hab ich recht?«
    Hobbins hob eine fahlweiße Augenbraue. Er sagte nichts.
    »Welche Seite sind wir?« fragte Sandy. »Welche Seite sind wir?«
    »Das mußt du schon selbst rausfinden, Freund. Ist nicht wie bei Tolkien, was?« Er setzte zum Weggehen an.
    »Warte«, rief Sandy hinter ihm her. Hobbins wandte sich um und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Charlie. Muß ’n bißchen Musik machen.« Er machte eine Kopf hoch-Geste. »Hör dir die Melodie an, Bruder, hör dir einfach die Melodie an.«
    Ananda und Gort hatten dem ganzen Wortwechsel zugehört, Als Sandy sich umwandte, glaubte er, ein merkwürdiges, wachsames Licht in Anandas dunklen Augen zu sehen, aber sie streckte trotzdem den Arm aus und nahm seine Hand. »Komm«, sagte sie. Sie gingen zu ihren Plätzen zurück.
    Reynard sandte eine weitere Rakete nach oben, einen Heuler, der sich mit einem hohen, schrillen Schrei in die Nacht bohrte und einen Kontrapunkt zu dem Grollen des herannahenden Unwetters sang. Gopher John legte den Grundbeat hin, die Gitarren ließen ihre scharfen Töne schrillen und schneiden, und Hobbins legte sich ins Zeug:
    Baby, you cut my heart out!
    Baby, you made me bleeeed!
    Der erste Regen kam, als »Blood on the Sheets« zu Ende ging, winzige Tropfen Kälte, die die Haut naß machten und das Innere frösteln ließen. Während »Ash Man« kam er stärker und schneller herab, aber er vermochte die Begeisterung der Menge nicht zu dämpfen. Eine der Feuerwerksraketen verpuffte, aber die Stimmung in Red Rocks stieg weiter. Die Dunkelheit zog über ihren Köpfen dahin, verschluckte die Sterne und schäumte über ihnen wie das Meer des Chaos.
    Rick Maggio trat nach vorne. Er grinste höhnisch; sein altes, vertrautes, verächtliches Grinsen. Er war tropfnaß.
    »Fuck«, brüllte er ins Mikrofon. Er streifte sein durchnäßtes T-Shirt ab, knüllte es zusammen und schleuderte es in die Menge. Frauen kreischten und balgten sich darum. Maggios Rippen zeichneten sich deutlich ab; sein Körper sah fahl und krank aus, und seine Haut war überall von Akne übersät. In dem Regenguß glänzte sie naß. »Ich bin naß«, sagte er ins Mikrofon, und er griff in die Saiten und trat auf sein Wah-wah-Pedal, um den Punkt zu unterstreichen. »Wenn ich naß werde, macht mich das verflucht noch mal WAAAHNSINNIG!« sage er.
    »Wie wahnsinnig bist du?« schrie die Menge.
    »Also ich bin echt total SAUER!« rief Maggio, und gerade als er das tat, knisterten weiträumig Blitze über ihnen, der Donnerschlag kam auf ihrem Höhepunkt, und eine Flut purpurblauen Lichts machte die Nacht zum Tag. Maggio blinzelte nach oben und grinste. »Heilige Scheiße«, sagte er. »Sieht so aus, als wäre ich nicht der einzige, der angeätzt ist.«
    Die Menge brüllte vor Lachen, Maggio haute in die Saiten, und Musik schmetterte auf sie ein.
    Ain’t gonna take it easy
    Won’t go along no more
    Francie kletterte auf die Bühne und begann zu der Musik zu tanzen. Mit geschlossenen Augen wiegte sie sich vor der Band hin und her. Sie war auch durchnäßt, wie sie alle. Ihre langen, dünnen Haare klebten ihr im Gesicht, und ihre großen, dunklen Brustwarzen waren durch das nasse T-Shirt deutlich zu sehen. Das Publikum folgte ihrem Beispiel, stand auf, tanzte, klatschte in die Hände.
    ’Cause I’m ragin’!
    sang Maggio, und tausendfach kam das Echo zurück.
    RAGIN’!
    schrien sie. Weitere Blitze zersplitterten über ihnen. Ein Gewebe aus Licht flackerte über den Bergen hinter ihnen, fuhr einmal, zweimal, dreimal herab. Der Donner rollte, und die Statik ließ das Sound-System einen

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